"Funkelfeuer"
Wer ein sonniges Gemüt hat und fröhlich optimistisch in die Welt guckt, den erkennt man meistens schon an den Lachfalten links und rechts seiner Augen. Doch in unseren gedankenschweren Breiten wird solchen Frohnaturen sehr schnell auch der nötige Ernst für die Sache abgesprochen. Bestimmt ist das auch der Grund dafür, dass die maritime Literatur förmlich aus den Nähten platzt, bestehend aus detailgetreuen Fachbüchern hochgradiger Experten, ernsthaft aufbereitet, geradezu wegweisend und lehrreich für alle bisher Unbedarften. Ein bisschen Augenzwinkern, ein wenig Selbstkritik, eine kleine Portion Unzulänglichkeit wäre nur allzu menschlich, aber in diesen Werken kaum zu finden. Und doch, es gibt sie, die wenigen humorvollen Perlen der maritimen Bücherwelt, man muss sie nur entdecken.
„Navigation ist, wenn man trotzdem ankommt!“ Dieser uralte Spruch ist nun wahrhaftig kein Partybrüller mehr, doch immerhin zeugt er von einer kritischen Selbstanalyse und der Erkenntnis, dass es auch unter Skippern Menschen gibt, die Fehler machen. Überdenkt man einmal die Eventualitäten aller Fehler, die einem an Bord unterlaufen können, versucht man sich einmal vorzustellen, welche Manöver mit einer Yacht innerhalb eines Hafens oder auf hoher See in die Hose gehen können, und würde man diese dann literarisch mit Humor abwettern, dann müsste schon jeder Skipper mehrere Bände gefüllt haben. Nun denn, nicht jedem ist der Humor gegeben und nicht jeder ist des Schreibens kundig, deshalb könne wir uns nur auf die Wenigen freuen, die das Rundherum eines Bordlebens durch die humoristische Brille gesehen und für ihre Nachwelt verewigt haben.
Einer von ihnen ist ohne Frage Mike Peyton. Der Engländer versteht es seit Jahren, seine intimen Kenntnisse der Segelszene und die Missgeschicke der Segler in treffende Cartoons umzusetzen. Es gibt wohl kaum einen Aktiven auf dem Wasser, der sich nicht in einer oder auch mehreren Zeichnungen von Mike Peyton wieder findet. „Best of Mike Peyton“, „Seglerbeichten“ oder auch „Noch mehr Seglerbeichten“ sind nur einige seiner Bücher, die bei Delius Klasing erschienen sind, und auf kritische, aber doch liebenswerte Art die Unmöglichkeiten des Segelsports aufzeigen.
Als äußerst unterhaltsame Bordlektüre präsentieren sich auch die Bücher von Karl Vettermann. Mit seinem überaus erfindungsreichen Segelabenteurer Boris Anastasius Barawitzka entführt er in fünf Bänden seine Leser in eine haarsträubende Welt rund um die Segelei. „Barawitzka Lauter Kapitäne, keine Matrosen“ ist eines seiner Törns mit einer total chaotischen Segelcrew, die allen seglerischen Kenntnissen ebenso fern ist wie sie gleichermaßen allen menschlichen Lastern nahe steht.
„Ich glaub`, mein Kielschwein pfeift“ zeigt bereits im Titel, dass hier kein ernsthaftes maritimes Fachbuch zu erwarten ist. Fritz Gschnait gibt heitere Tipps für den Segeltörn. Und wer zudem noch heitere Tipps für das Leben an Bord sucht, sollte sich von demselben Autor auch gleich „Rette sich wer kann“ besorgen.
„Bin ich Segler, oder was?“ fragt Claus Beese im Mohland Verlag. Dieses Buch hat in sofern seinen ganz besonderen Reiz, da sich Claus als leidenschaftlicher Motorbootskipper an Bord der Segelyacht seines Freundes Wolfgang behaupten muss. Pleiten, Pech und Pannen sind vorprogrammiert und natürlich auch eine kleine Portion Schadenfreude, je nach selbst favorisiertem Fortbewegungsmittel auf dem Wasser. In „Voll voraus DODI!“ ist dann Claus Beese wieder in seinem Element an Bord seiner Motoryacht, das nicht erstaunliche Katastrophen bei seinem sommerlichen Törn nach Dänemark ausschließt.
„Schiff im Wasser im Schiff“ nennt Peter Borjans-Heuser im Quick Maritim Verlag seine Europareise mit Niederschlägen. Ein amüsanter Törnbericht entlang europäischer Küsten, der es fürwahr in sich hat und kaum eine Katastrophe auslässt. Und wer danach noch nicht genug hat, findet mit „Immer Wasser im Schiff“ eine willkommene Fortsetzung. Im selben Verlag zeigt auch der englische Autor Jake Kavanagh in „Schleusenwärters Berg- und talfahrten“ maritime Missgeschicke auf Flüssen und Kanälen. Weitere seemännische Unzulänglichkeiten sind von ihm auch in „Yacht- Szenen“ zu erleben.
Es gibt sie noch, die augenzwinkernden und schreibenden Skipper an unseren Küsten. Man muss sie nur finden. Ganz nach dem eingangs erwähnten Motto: „Navigation ist, wenn man trotzdem ankommt!“