Sieben Inseln in sieben Tagen - und das alles völlig stressfrei: Segeln in den Grenadinen. Foto (c) M.Müncheberg.
Was können Segler tun, um dem heimischen Winter-Blues zu entkommen? Sie können wie wir kurzerhand ihre Siebensachen packen, den Flieger nach Grenada nehmen und eines der im Hafen von Saint Georges liegenden Charterboote, zum Beispiel von Dream Yacht Charter, mieten. Und schon geht es los, Richtung Nordosten. Mit einem Anlieger rauschen wir bei moderaten Winden aus Ostnordost durch kristallklares Wasser und segeln auf der Leeseite der Inseln zuerst nach Carriacou, dann weiter bis Bequia. Vorn dort geht es auf der Luv-, der Atlantikseite, über Mustique, Union Island, die Tobago Cays und Petit St. Vincent zurück zur Basis. Tipp: die Grenadinen in sieben Tagen. Zum Nachsegeln ausdrücklich empfohlen.
TAG 1 – ST. GEORGES HARBOUR / GRENADA
Die Inselgruppe der Grenadinen erstreckt sich von Grenada aus in nordöstlicher Richtung bis Bequia. Wir wollen zumindest einen Teil der zu der Inselgruppe gehörenden acht größeren und etwa 100 kleineren Eilande besuchen. Ausgerüstet mit Segelsachen, Sonnencreme, Kopfbedeckungen sowie Bade, Schnorchel- und Angelzeug besteigen wir in Frankfurt kurzerhand und landen einige kurzweilige Stunden später in Grenada. Condor fliegt neuerdings wieder direkt, ein Segen für die Einheimischen – und für uns Touristen. Beim Einchecken sollte man darauf achten, dass auch ja das korrekte Grenada mit dem Flughafen-Code GND eingegeben wird – andernfalls landet man womöglich im spanischen Grenada mit dem Airport-Kürzel GRX.
TAG 2 – HILLSBOROUGH / CARRIACOU, 40 Seemeilen
Nach dem ersten Frühstück an Bord motoren wir aus der modernen Marina – und setzen zum ersten Mal die Segel. Die Catana 47 segelt ordentlich, trotzdem ist sie ein waschechter Fahrten-Kat mit viel Platz an Bord – ausreichend für acht Personen. Wir sind auf unserem Törn nur sechs Crewmitglieder – plus Skipper Mark Norman, so bleibt mehr Platz zum Stauen. Die südlichen Grenadinen erstrecken sich von Grenada bis Petit Martinique. Zusammen bilden sie den Mini-Staat Grenada. In die Schlagzeilen geriet Grenada im Herbst 1983 durch die US-Invasion. Eine Woche lang besetzten US-amerikanische Streitkräfte den Karibikstaat. Bereits vor dem Einmarsch waren der vormalige Premierminister, der marxistisch geprägte Maurice Bishop, sowie weitere ehemalige Kabinettsmitglieder hingerichtet worden. Unter amerikanischer Mithilfe wurde danach eine konservative Regierung installiert.
Wir segeln mit Wind aus Ostsüdost zunächst bis zum etwas nördlich gelegenen Moliniere Point. Hier testen wir, ausgerüstet mit Schnorcheln und Flossen, zum ersten Mal das Dinghi. Das bringt uns von unserem Bojenplatz zu einem Unterwasser-Park mit verschiedenen Figuren und Figurengruppen – ein Muß für Unterwasser-Fans. Weiter geht es mit einem ersten längeren Schlag nach Hillsborough auf der größeren Insel Carriacou. Die Kariben gaben der Insel den Namen Kayryouaco, was so viel bedeutet wie „von Riffen umgeben“. Wir ankern in der Hillsborough Bay, gleich nördlich der Pier, an der die kleinen, alten Inselfrachter und die Fähren festmachen.
TAG 3 UND 4 – PRINCESS MARGARETE BEACH / BEQUIA, 45 Seemeilen
Am nächsten Morgen starten wir früh; es gilt, den längsten Schlag unseres Törns zu absolvieren. Unser Ziel ist das etwa 45 Meilen in nordöstlicher Richtung gelegene Bequia (sprich: Beck Way). Dampfender Kaffee und Rührei wird unterwegs serviert – was kann es schöneres geben, als den Tag mit Segeln zu beginnen! Eine gute Brise füllt unsere Tücher, und wir rauschen am Wind dahin. Nachdem wir den Miss Irene-Point im Südwesten von Union Island sowie die Sister Rocks (Achtung: Untiefe!) an Steuerbord gerundet haben, machen wir in Lee-Schutz der Inseln Mayreau und Canouan gut Strecke.
Unser aus Irland stammender, drahtiger Skipper Mark hatte, bevor er ins Charter-Business eingestiegen war, einige Jahre als Fischer gearbeitet. Das sollte sich nun auf dem freien Seestück zwischen Petit Canouan und Bequia auszahlen: Am Drilling der Schleppleine verbiss sich ein prächtiger Barracuda. Mit geübtem Griff hebt Mark den Fisch aus dem Wasser – und schon kurz danach gibt es einen delikaten Fisch-Eintopf für uns; die Filets lagern wir kühl für den Abend.
Am frühen Nachmittag runden wir endlich den südwestlichsten Punkt Bequias, den West Cay; ein rostiges Motorschiff war hier irgendwann einmal auf Grund gelaufen und mahnt nun die Segler, die Felsengruppe am Cap nicht zu durch-, sondern besser zu umfahren. „Too much white Rum“ lautet der lakonische Kommentar unseres Skippers beim Anblick des Wracks. Kurz danach fällt der Anker in der Admiralty Bay. Der auch Port Elizabeth genannte Hafen im Südwesten der Insel ist beliebter Treffpunkt bei Weltumseglern und Chartercrews. Wir wählen einen Ankergrund etwas weiter südlich des Haupthafens – genau gegenüber von Jack`s Strandbar.
TAG 5 – MUSTIQUE UND TOBAGO CAYS, 35 Seemeilen
Am nächsten Morgen steuern wir die etwas südöstlich gelegene, kleine Insel Mustique an. Ab jetzt segeln wir auf der Luv-, der freien Atlantikseite der Inseln entlang – herrlich. Als kurze Zeit später das Groß fallen soll, gibt es einen kurzen Schreckmoment, denn das Fall hat sich am Top verklemmt. Kein Problem, wir winschen Skipper Mark im Bootsmanns-Stuhl empor; er kann die Wuling mit ein paar Handgriffen schnell klarieren. Die Strände der nur fünf Quadratkilometer großen Privatinsel sind frei zugänglich, allerdings wird eine Gebühr fällig, wenn man über Nacht in der Bucht ankern will. Wir besuchen den Fischmarkt mit Bergen von aufgetürmten Conch-Muschelgehäusen, und natürlich statten wir auch der legendären Basil`s Bar einen kurzen Besuch ab. Die direkt am Wasser gelegene, luftige Bar soll regelmäßig auch von Mick Jagger, David Bowie & Co, besucht werden, wenn die gerade ihre auf der Insel befindlichen Villen bewohnen.
Nach ein paar Stunden setzen wir wieder die Segel und rauschen mit raumem Kurs und von der Atlantikdünung getragen weiter Richtung Südwesten. Wenig später erreichen wir, die kleine Insel Savan Island an Backbord und etwas später Canouan an Steuerbord achteraus lassend, die Tobago Cays, eine von einem Riff umsäumte Inselgruppe, die bei Schnorchlern sehr beliebt ist. In kristallklarem Wasser tauchen wir mit Seeschildkröten, sehen, wie Stingrays elegant durchs Wasser schweben und betrachten Leguane und Landschildkröten auf der Mini-Insel Baradal. Vor dem vorgelagerten Horse Shoe Reef können wir deutlich die kleine Palmeninsel Petit Tabac ausmachen – hier soll zumindest ein Teil von „Pirates of the Carribean“ gedreht worden sein...
TAG 6 – UNION ISLAND UND PETIT ST. VINCENT, 10 Seemeilen
Nach einem Schnorchel-Ausflug zum Horseshoe-Riff und einem guten Bordfrühstück geht es am nächsten Tag weiter auf unserem Weg Richtung Südwesten. Ein kurzer Schlag ist es nur bis nach Clifton auf Union Island – hier heißt es wieder, die lästigen Zollformalitäten zu erledigen. Ein Besuch auf dem nahen „Happy Island“ lohnt heute nicht, denn die Muschelinsel ist gerade geschlossen.
So setzen wir unseren Wasser-Weg fort und nehmen Kurs auf die kleine Insel Petit St. Vincent im Südosten von Union Island. Segler nennen diese reine Hotelinsel nur PSV (sprich: Pi Es Wai). Sie ist die südlichste Insel im Hoheitsgebiet von St. Vincent. Ein Besuch lohnt trotzdem: der Strand kann genutzt werden, und die Resort-Bar gilt als eine der besten der Grenadinen. Das können wir bestätigen: die Drinks waren ausnahmslos gut gemixt und wohlschmeckend, und der Blick auf die hinter der Nachbarinsel Petit Martinique versinkende rote Sonne sucht seinesgleichen.
TAG 7 – LE PHARE BLEU MARINA / GRENADA, 40 Seemeilen
Der nächste Segeltag beschert uns zwei prächtige Mahe Mahe`s, die wir unterwegs filetieren und aus dem Rest gleich eine leckere Fischsuppe mit Gemüse und Kartoffeln machen. Die Filets geben wir den Köchen des Marina Resorts Le Phare Bleu im Süden Grenadas; hier machen wir am Nachmittag für unsere letzte Bord-Nacht fest. Nachdem wir Wasser und etwas Treibstoff gebunkert haben, und die Duschen in dem ehemaligen Feuerschiff VÄSTRA BANKEN der Marina ausprobiert haben, geht es hinüber zum Resort-eigenen Restaurant, wo der Mahe Mahe raffiniert mit Kapern, Zitrone, Gemüse und Kartoffelbrei angerichtet wurde und nun bei Livemusik serviert wird.
Das Schweizer Paar Jana Caniga und Dieter Burkhalter haben sich hier in der gut geschützten Bucht nördlich der Privatinsel Calvigny Island vor einigen Jahren ihren Lebenstraum verwirklicht – und der besteht bei Burkhalter aus Segeln und Musizieren – wen wundert es, dass er selbst beim Konzert kräftig in die Tasten greift? Seine Swan liegt, gut vertäut, im Hafen – jederzeit bereit für einen Törn. Legendär sind mittlerweile neben den auch von den Einheimischen gut besuchten Konzerte im Marina-Restaurant die Dinghi-Konzerte im Le Phare Bleue – Mitmachen erwünscht!
TAG 8 – SAINT GEORGES HARBOUR / GRENADA, 10 Seemeilen
Der letzte Tag unseres Kurz-Törns führt uns dicht unter Land an der Südwestküste Grenadas entlang. Ein letztes Mal unter Segeln passieren wir erst die True Blue Bay, dann den Point Salines. Dann richten wir unseren Kurs nach Norden zu unserem letzten Ziel. Das heißt Port Louis Marina im südlichen Teil von „The Lagoon“ im St. Georges Harbour. Bevor die Festmacher-Leinen am Steg ausgebracht werden können, bunkern wir noch schnell Diesel beim Grenada Yacht Club. Ein unter US-amerikanischer Flagge fahrender Segler lässt sich beim Tanken viel Zeit, so erreichen wir nicht mehr wie geplant trockenen Hauptes den Steg. Bei strömendem karibischem Regen laufen wir schließlich in die Marina ein. Die Taschen sind bereits gepackt, und alles ist grob gereinigt.
Wir verlassen das Schiff, checken bei Basisleiter Richard Johnson aus und nehmen eine Dusche. Die Verabschiedung von Skipper Mark Norman ist herzlich. Ein Teil der Crew erkundet noch die Old Town von St. Georges im nördlichen Teil der Carenage; wir relaxen im Marina-Restaurant – und ziehen ein Fazit: Wir waren eine Woche unterwegs, segelten etwa 200 Seemeilen bei angenehmen Temperaturen und moderaten, aus nordöstlicher Richtung wehenden Winden. Wir entdeckten einige Highlights der Inselkette, auch wenn vieles dieses Mal – wegen der Kürze der Zeit – unentdeckt bleiben musste. Ein rundum gelungener, stressfreier Törn, der uns half, segelnd zu entspannen und – zumindest für ein paar Tage – dem deutschen Winter-Blues zu entfliehen...