Segel mit Bayern. Ein Vorschlag zur allgemeinen Sicherheit an Bord
Zu erst das Positive. Wir Norddeutschen an Bord auf einer von Bayern dominierten Segelyacht mochten auch das bayerische Bier, was die Crew kistenweise mitgebracht hatte. Und auch sonst verstanden wir uns prächtig auf unserem Elba-Törn, jedenfalls solange es nicht ums praktische Segeln ging, denn dann ging phonetisch gar nichts mehr. Wenn der urbayerische Skipper Franzl seine Segelbefehle gab, verstand wir Bahnhof. Kaum glaublich aber wahr: Das Bergvolk der Bayern hat tatsächlich eine eigene Seglersprache.
Das große Missverständnis begann schon beim Ablegen, oder wissen Sie das ?bock mers? gleich bedeutend mit ?klar zum Ablegen? ist ? natürlich nur in Bayern.
Auch bei Franzls lautem, wiederholten Rufen ?zier mers auffi?, wusste keiner von uns Nordlichtern, was der Mann wollte, bis wir die Übersetzung ?Segel setzen? hörten. Unseren Reim konnte wir uns allerdings darauf hin machen, als Crewmitglied Gustl nach dem Kommando ?zier mers aussi? die Rollfock betätigte.
Auch beim Ruf ?loss aus?, musste ein Übersetzer ans Werk. ?Fier auf?. Und beim ?zieg oah?, waren es nur die Bayern die die Segel ?dicht holten?. Mit ?derma umleng?, war es so, als wenn ein Außerirdischer uns vergeblich etwas mündlich übermittelt wollte. Dabei meinte Franzl ?klar zur Wende?, - hätte er ja auch gleich sagen können.
Völlig verständnislos blieben für uns auch die Kommandos ?wieder auffi? und ?wieder obbi? , denn da konnten wir beim besten Willen keinen Zusammenhang mit ?anluven? und ?abfallen? herstellen, aber so drücken sich bayerische Segler anscheinend aus. Ähnlich ging es uns segelgeübte Küstenbewohner bei ?hol man ummi? (schiften) oder ? vieri? (voraus).
Bei einem Kurs vor dem Wind mit weit ausgefiertem Großbaum bekam ich plötzlich einen Schrecken. Was heißt Halse auf bayerisch?, schoß es mir durch den Kopf. Eine Halse mit einem plötzlich umschlagenden Großbaum ist kein ungefährliches Segelmanöver - wie Sie wohl wissen. Vor allen Dingen muss jeder Mitsegler aufpassen, dass der Baum ihn nicht am Kopf trifft. Nicht ohne Grund wird das Halsenmanöver mit dem Kommando ?klar zur Halse? und dann bei der Ausführung mit ?rund achtern? eingeläutet.
?Klar zum drahn? und ?ummi obacht?, rief plötzlich Skipper Franzl und er drehte das Ruderrad in Richtung Großbaum.
?Das wird eine Halse?, rief ich und mit mir gingen die hochdeutsch sprechende Fraktion im Cockpit in Deckung.
Einige waren blaß geworden, als der Großbaum über uns hinwegsauste und sie überlegten das Schiff im nächsten Hafen wegen schwerer Verständigungsprobleme zu verlassen. Dieser Plan wurde durch Hafenmanöver mit den Kommandos ?eini? (einfahren) ?obindn? (festmachen) und ?schick Di? (Beeilung) sogar noch verstärkt.
?Da legst Di nieder?, waren dann die bayerischen Worte, die Skipper Franzl erstaunt aussprach, als er im Hafen von diesem Plan hörte. Er dachte verstärkt nach und fragte uns dann, ob wir englisch in der Schule hatten. Nach unserem zustimmenden Nicken meinte er dann die Lösung des Problems gefunden zu haben. ?Von jetzt an gibt es Segelkommandos auf englisch, dös versteht ihr Bubn? doch oder??, sagte er.
Also Leute, wenn ihr mit Bayern zusammen auf einem Boot segelt, einigt euch auf englisch als Kommandosprache. Dann klappt alles problemlos, wie ich aus eigener Erfahrung berichten kann.