Felukken: Das sind traditionell hölzerne Segelboote mit einem hoch ausgestellten Gaffelsegel. Foto: (c) nass-press.de.
Der Nil ist mit 6.738 Kilometern der längste Fluss der Welt. Den Oberlauf speisen die in Ruanda und Burundi entspringenden Quellflüsse Rukaraya, Mwogo und Nyawarongo, er durchfließt den Victoria- und den Albertsee, bahnt sich als Bahr al Djebel seinen weiteren Weg, nimmt mehrere andere Flüsse auf, trifft bei Khartum auf den Blauen Nil und mündet schließlich bei Alexandria im Mittelmeer. So weit, so gut.
Doch wie nähert man sich dem Leben spendenen Strom? Am besten befährt man ihn mit einer Felukke. Das ist ein traditionell hölzernes Segelboot mit einem hoch ausgestellten Gaffelsegel. Einst waren die kleinen, früher oft zweimastigen Küstenfahrzeuge mit den charakteristischen Lateinersegeln im gesamten Mittelmeerraum anzutreffen. Heute gibt es die ehedem auch als Zoll- und vor allem als Schmuggler- und Piratenboote benutzten Yachten nur noch auf dem Nil.
Wer es etwas bequemer mag, bucht eine Flusskreuzfahrt. Die führt zumeist von Luxor über die Schleuse von Esna, Edfu und Kom Ombo zum Assuan-Staudamm. Das wird gemeinhin als die klassische Nilreise bezeichnet. Man kann sie mit einem mehrtägigen Besuch der größten Stadt des afrikanischen Kontinents und der islamischen Welt beginnen: mit Kairo. Wer zum ersten Mal das Tor zum Orient durchschreitet, sollte sich bereit machen für ein Abenteuer. Und sich nicht abschrecken lassen von Müll, Lärm, Smog und drückender Hitze. Oder davon, sich unter Umständen einen der hartnäckigen Magen-Darm-Viren einfangen zu können.
Als Lohn winkt das Eintauchen in eine zunächst durchaus fremde, geheimnisvolle Welt wie der des Basarviertels Chan-el-Chalili gleich westlich der Saijidna-el-Hussein-Moschee. Fünfmal am Tag erschallen allerorten laut und blechern von den Lautsprechern der Minarett-Spitzen die Gebetsaufrufe des Muhecin. Schnell ist man fasziniert vom morbiden Charme der Stadt, die von den Arabern ehrfürchtig Umm al Dunya, Mutter der Welt genannt wird. Feiner Staub bedeckt die Häuserwände und läßt sie schmutzig aussehen. Er kriecht auf die Wege, die Autos, ja sogar auf Blüten und Blätter. Die elfte der ägyptischen Plagen heißt: Sand. Alles erscheint wie von einem zarten, ockerfarbenen Schleier überzogen. Vier Tonnen sind es täglich, die sich auf die Stadt legen.
Doch dann ist es soweit: Einschiffen in Luxor. Entschleunigung heisst das Zauberwort. Jetzt beginnt das Kontrastprogramm zum chaotisch-quirligen Kairo. Stille. Wie in Zeitlupe ziehen sattgrüne Felder, Palmen und die ockerfarbenen Ziegelbauten der Felachen vorbei. Baumwollene Lateinersegel in weiß bis dunkelrot begleiten den Weg nach Assuan. Ungewohnt für einen Bildreporter wie mich: Hier finden die Motive den Weg zum Fotografen und nicht umgekehrt. Freundliche Menschen winken vom Ufer. Wir winken zurück. Und atmen durch. Die 18 Kilometer pro Stunde, auf die die drei Caterpillar-Diesel mit jeweils 470 Pferdestärken unsere M/S Royal Lotus bringen, erscheinen uns Großstadt-Speedys als ungewohnt langsam. Die Hitze tut ein Übriges. Relax. Erst jetzt sind wir wirklich in Ägypten angekommen.
Unternehmen Sie doch auch einmal eine Flusskreuzfahrt. Oder fahren Sie auf einer traditionellen Felukke den längsten Fluss der Welt ein Stück entlang. Entschleunigen Sie, rät Ihr Matt.Müncheberg. Denn beiden gemein ist: Alles geht etwas gemächlicher zu als daheim. Zwar seien die alten Ägypter nicht besonders alt geworden, heißt es, aber stressbedingte Herzprobleme sollen zur Zeit der Pharaonen gänzlich unbekannt gewesen sein.
Sie haben schon Erfahrungen mit Flusskreuzfahrten gesammelt? Lassen Sie uns teilhaben an Ihren Erlebnissen – das Kommentarforum ist eröffnet…