Sex an Bord ? oder dort? ? eine Kritik des Films ?Herzen? im Spiegel der Seefahrt

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Sonntag, 05. August 2007
von Robert Fischer
Ein Maskenball der Gefühle - in einer Welt ohne Schranken? Sex an Bord - oder dort? ...
Wie geht das eigentlich mit dem Sex an Bord? Die Frage gehört sicher nicht zu den Unverfänglichsten in dieser Kolumne. Also will ich von Ihnen, liebe Leser, wissen, wie wichtig Ihnen dieses größte und evolutionsgeschichtlich wichtigste Menschheitsthema auf schwankenden Planken ist. Ist es für Sie eher eine Anregung? Oder eher ohne Belang? Schnitt: Wir verlassen das Boot und besuchen eine Kinovorstellung. ?Herzen? im Cinema Francais am Kudamm in Berlin. Ein Film, der mich tief berührt hat. Schicksale. Missverständnisse. Erlebnisse, die fast ereignislos vor dieser Bühne verlaufen, die wir als Leben bezeichnen, obwohl das, was lebt, wie tot wirkt. Figuren, die in Vorurteilen verharren, mag das Leben ihnen auch die Brücken zu schlagen bemüht sein, aus den Engen der Uneinsichtigkeit herauszukommen. Vieles in diesem Film erinnert mich an die Seefahrt. Seltsam: Früher, als ich noch regelmäßig in dieses Kino ging, war Samstagabend kaum noch ein Platz zu bekommen. Man musste schon mindestens eine Stunde früher seine Karten gekauft haben. Nun sitze ich mit meiner Freundin in der Vorstellung zur besten Zeit. Gerade 20 Personen teilen mit mir das Erlebnis in den fast zum Einschlafen bequemen Liegesesseln. Die Kartenabreißerin sieht wie aus den 50ern übriggeblieben aus. Augen wie ein Reh, große, blaue Augen unter dünnen Brauen und durchschimmernden Wimpern, ein ovales Gesicht mit trotzdem hervorstehenden Backenknochen. Ganz zierlich stand sie da und wartete, dass man ihr die Karten hinhielt, von denen sie den Kontrollabschnitt abriss. Eigentlich wartete sie nicht. Sie erwartete jedes Stück Papier, um es, wie in einer Liturgie, zu entwerten. Sie bedankte sich für das Hinhalten der Karten zum Abriss des Kontrollabschnitts bei jedem einzelnen mit einem knickslosen Gruss, der dennoch wie ein Knicks wirkte. Die Handlung des Films sollte man sich aus dem Filmlexikon oder einer Internet-Rezension holen. Sie hier zu erzählen würde die nahezu heilig zu empfindende Ereignislosigkeit zerstören. Nein, ich will keine Handlung in diese zwei Stunden zeitlosestes aller mir erinnerlichen Kinostücke interpretieren. Alle waren da: Der Barmixer, der die altvordersten Cocktails kannte und selbst bei der Bestellung des ?Teufelsschwanz? verzugsfrei mixte. Die Fremdgängerin, die später Reuige. Und der Verstoßene, der unerwartet sein Glück findet, das ihm die ihn Verstoßende wieder entreißt, unbewusst und doch mit der ihrem Geschlecht eigenen Bosheit. Die Zerrüttete, die Heilige, der Geschäftsmann, Immobilienmakler, die Femme fatale hinter einer Maske der Religiosität, die ihr den Schutz vor sich selbst verspricht, der ihr ermöglicht, anders zu wirken, als sie ist, aber näher dran an dem Bild, das sie für sich in dieser Welt als ich-gerecht erhofft. Die Sehnsucht aller wird zerrüttet. Und zugleich erfüllt. Auch das erinnert mich an die Seefahrt. Ist vielleicht das das eigentlich Berührende an der Tragödie? Dass wir sie in uns wiederfinden? Wir haben sie selbst erlebt, diese kleinen Facetten der Wertlosigkeit eines Tuns, das wir getan haben, weil wir den Wert des Seins nicht erkannten. Wir haben irgendwann einmal erlebt, das wir nicht sein wollten, was wir doch sind, weil wir die tiefe Weihe unseres Seins für unsere Seele nicht erfasst haben. Tragisch ist es oft auch, wenn alles anders kommt, als wir es planten ? und dabei nicht besser. Manchmal scheint mir, als ob es durch die Andersartigkeit in eine Schlechtigkeit hineintransformiert wird, die wir dem Leben nicht wünschen würden, wenn wir es präziser noch steuern könnten. Doch was wir als Liebe bezeichnen, lässt sich in vielen Fällen nicht steuern. Der daraus resultierende Sex als Elixier des Genusses erst recht nicht. Das ist nicht anders als bei der Seefahrt im Sturm. Sie können ablaufen, gegenan geht nicht mehr. Und wenn wir auch genau wissen, theoretisch, wie wir das Ziel ansteuern würden, welches wir erreichen möchten, so spüren wir doch das Unvermögen, es einfach zu tun. Stattdessen freuen wir uns, wenn wir trotzdem überleben. Dabei ist Navigation an Bord, verglichen mit der im Leben, eine geradezu präzise Wissenschaft ? trotz vieler Imponderabilien. Im Rhythmus der ?Herzen? ist das anders: Einzige Hoffnung in dem großen Kaleidoskop des Verwirrspiels ihres Empfindens, von dem niemand weiß, wer die Farben gewählt und wer die Bewegungen formatiert hat, ist schließlich doch ein tiefes, uns niemals verständliches, uns dennoch normierendes Erleben einer Sehnsucht nach Liebe. Die Liebe selbst erleben nur die, die sich im letzten Sinn einer Wahrheit unterordnen, die die Wahrhaftigkeit nicht ausschließt, sondern zulässt. Kapitäne werden verstehen, was ich meine. Die anderen verharren im Erwarten. Es sind die ?Deckshände?, die ?Fockaffen?, diejenigen, die tun, was ihnen geheißen, ohne zu wissen, wie es kommt, dass ein Schiff sein Ziel schließlich erreicht, obwohl es keine begrenzten Straßen sind, die hingeführt haben. Subalterne zaudern mehr. Im Film sieht man: Sie werden sterben, ohne die Liebe kennengelernt zu haben. Aber ihre Sehnsucht, diese große, starke Schwester der Liebe, wird in ihnen so übermächtig geworden sein, dass sie zumindest meinen, sich zu erinnern, irgendwann einmal sogar der Liebe selbst begegnet zu sein. Der Glaube an diese Erinnerung gibt diesen armen Seelen Nahrung. Mit dieser Hoffnung sind wir zurück an Bord. Wer noch zweifelt, überlege bitte selbst, wie oft ihm in der Seefahrt Plan A misslang, Plan B misslang und schließlich nur noch Plan C half. Keine Deckshand, meist, oder gerade der eigene Ehepartner verstand nicht, weshalb die Manöver letzten Endes dennoch zum Ziel führten.. Und trotzdem kam man an. An irgendeinem Ziel des Lebens wird man beim Schnitt und Abgleich mit den Zielen ein ähnliches Erleben empfinden: Das Erreichte kommt einem wie das Gewählte und Gewollte vor. Ist das schon die Transzendenz des Transzendentalen? Demütig kehren wir zurück zur Ausgangsfrage. Wie wichtig ist uns der Sex an Bord? Wir erkennen, dass die Frage doch viel weniger Voyeurismus als vielmehr Philosophie hat. Mit einer Antwort, die in jedem Fall anders ausfällt. Es ist wohl genau das, was uns, ruckzuck, wieder gierig macht. Wir fragen also: Gibt es noch eine Liebe ? nach dem Scheitern? Über Antworten aller Art freut sich Ihr Robert F. Fischer rff.robertffischer@yahoo.de

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