Dieser Beitrag ist ein Törnbericht eines Kunden und spiegelt die Eindrücke vor Ort wieder.
Es sollte ein sehr gemütlicher Maddalena Archipel Törn werden ... wurde dann der bisher beste Segel Törn
Tag 1 - Übergabe
Crew kam um 13:00 in Olbia an, Transfer war organisiert und wartete schon auf uns. Nach 20 Minuten waren wir schon an der Basis. Empfang und Übergabe perfekt organisiert. Ich bekam ein SKipper Bag mit Karten, Navibesteck, Fernglas, einem Revierführer, wichtigen Telefonnummern - super ! Die Basis ist klein aber fein, inkl. eines Schwimmsteges wenn jemand Schwimmen gehen wollte mit Kalt und Warmwasser Süßwasserdusche. Das Schiff war eine 400 Lagoon mit Radar und sogar 2 automatischen Westen für Skipper und Wachführer! Beides habe ich bei einem Charterschiff noch nie gesehen ! Alles andere auf dem Schiff auch top. Transfer zu einem großen Supermarkt funktionierte auch super, so dass um 18:00 Uhr das Schiff klar zum Auslaufen gewesen wäre. Wir entschlossen uns aber in der Basis zu bleiben und erst morgen loszusegeln. Es wurde ein sehr gemütlicher Abend an Bord voller Vorfreude auf die kommende Woche.
Tag 2 - Der Mistral setzt schneller ein als vorhergesagt
Ursprünglich sollte der Mistral die Straße von Bonifacio erst am Mittwoch in voller Kraft erreichen, dementsprechend sah die ursprüngliche Törnplanuung vor Dienstag in Bonifacio zu sein. Schon in der Nacht wurde mir klar dass es mal wieder ein Planänderung geben würde. Nach Studium sämtlicher Wetterinformationen war die Situation die folgende: einsetzender Mistral schon am Sonntag, Höhepunkt ab Montag nachmittag bis Mittwoch früh. Gegen Welle und Mistral zu versuchen von der Ostküste Sardiniens nach Bonifacio zu segeln wollte ich meiner Crew nicht zumuten, also gab es nur eine Möglichkeit: Sonntag an die Süd-Ostküste Korsikas und dann Montag früh zuerst im Windschatten von Korsika bis zur Südspitze und dann den kurzen Schlag unter Motor nach Bonifacio. Nach spezieller Sicherheitseinweisung bzgl. Starkwindsegelns und Tipps wie man Seekrankheit am besten übersteht ging es dann los. Kaum aus der Bucht frischte der Wind auf 18 ktn auf. Unter Vollzeug noch im Schatten von Sardinien raus nach NNO um nicht zu hoch am Wind nach Porto Vecchio zu segeln. Auf Höhe der Straße von Bonifacio frischt der Wind bis auf 28 ktn auf, Welle 2-3 m und ich ziehe 2 reffs rein. Sofort wird das Boot stabiler. Dennoch bekommen wir einige Wellen bis ins Cockpit. Aber der Kat verhält sich sehr gutmütig und erreicht gegen Welle sogar teilweise 8 kts. Es erwischt einige der Crew und müssen Fische füttern, aber die Stimmung ist trotzdem gut. Um ca 18:00 erreichen wir Porto Vecchio, leider kein Platz mehr in der Marina obwohl am Aussenkai selbst für einen Katamaran genug Platz wäre. Naja, wir suchen einen Ankerplatz - in der Bucht weht es immer noch mit 20 kts. Nach 2 Anläufen hält der Anker - bin unsicher ob er die ganze Nacht halten wird. Stimme mich auf eine unruhige Nacht ein, kein Bier oder Wein zum Abendessen falls wir doch ankerauf gehen müssen. Stelle Ankeralarm ein, weckt mich 3 mal in der Nacht. Wind hat aufgefrischt bis auf 28 kts aber Anker hält - wir schwoien nur ziemlich da es in der Bucht zu starken Winddrehungen kommt. Ab 4 Uhr morgens flaut der Wind bis auf 18 kts ab - beschließe jetzt den Ankeralarm abzuschalten - wenn der Anker bisher bei 28 kts Wind gehalten hat, dann wird er auch die nächsten 4 Stunden halten.
Tag 3 - Auf nach Bonifacio
Nach einer unruhigen Nacht gehen wir früh ankerauf um vor dem voll einsetzenden Mistral in Bonifacio zu sein. Anker kommt mit viel Schlick hoch - deswegen hat er so gut gehalten. Wir verlassen die Bucht von Porto Vecchio unter Motor uns setzen draußen die Segel. Halbwind bei ca 18 kts, schönes segeln. Ich muss mich entscheiden um Lavezzi herumzusegeln oder die Passage de La Piantarel zu nehmen. Entscheide mich für die Abkürzung aber unter Motor um nicht zu spät in Bonifacio anzukommen, ausserdem müsste ich sonst direkt gegen Wind und Welle nach Bonifacio motoren. Die Passage erweist sich als unproblematisch, verstehe nicht warum in der gängigen Literatur so davor gewarnt wird. Wind frischt sofort auf als wir die Abdeckung der Ostküste Korsikas verlassen und das Boot stampft in die kurze, steile Welle. Nach 2 Stunden kommen in Bonifacio an und bekommen einen Außenplatz an der Pier M zugewiesen. Das Nachbarboot mit Seglern vom Segelclub Ammersee helfen uns bei Anlegen denn der Mistral bläst auch im Hafen noch ungemütlich. Setzt auch starker Regen ein und so beschließen wir im Hafen zu Abend zu essen. Hätten es uns denken können - schlecht und teuer. Nach Studium der Wettervirhersage beschließen wir auch den nächsten Tag im Hafen zu bleiben und uns dann bei vorhergesagtem Sonnenschein Bonifacio anzuschauen. Schlafe diese Nacht sehr gut!
Tag 4 - Wir bleiben im Hafen von Bonifacio
Tag 5 - Zurück nach Sardinien
Um 10:30 legen wir in Bonifacio ab. Es herrscht wunderbares Segelwetter, Sonne, 14-16 kts Wind und 2-3 m Welle von West. Ziel ist Porto di Lascia. Vorräte sind in Bonifacio aufgefüllt worden, beide Wassertanks voll so dass wir bis zum Ende des Törns keine Marina und Hafen anlaufen wollen sondern in schönen Buchten ankern. Um 14:00 kommen wir in der Bucht an, eine 4 Deck hohe Motoryacht liegt genau in der Einfahrt vor Anker so dass wir uns zwischen deren Bug und den Klippen an Steuerbord vorbeiquetschen müssen. Schon kommt ein Motorboot an und setzt sich demonstrativ vor den Bug der Motoryacht und beäugt uns aufmerksam. Naja, Abramowitsch war es nicht, seine Yacht kenne ich. Zu unserer Überraschung ankern auch unsere Nachbarn aus Bonifacio, lautes Hallo und winken dann suchen wir uns ein schönes Plätzchen zum Ankern. Erst beim 4. Versuch an 3 verschiedenen Stellen hält der Anker und sofort wird das Dinghi bereitgemacht. Teile der Crew wollen an den Strand. Am Horizont jede Menge Kitesegel und Windsurfer. Wir beschließen nicht weiter zu fahren und hier zu übernachten . Die Bucht ist riesengroß und nur 4 Boote liegen vor Anker. Crew ist begeistert.
Tag 6 - Rund um Maddalena
10:30 Anker auf. Wir wollen die nördlichen Inseln des Maddalena Archipels umrunden und die Spaggia Rosa bewundern. Wind hat merklich nachgelassen, müssen eine Weile motoren. Ca 13:00 Uhr sichten wir die Spiaggia Rosa anhand der Ausflugsboote die in schöner britischer Manier eine Schlange bilden und in allen möglichen Sprachen per Lautsprecher erklären dass man dort nicht näher ran darf und dass die rosa Farbe im Sommer verblaßt. Wir erhaschen auch einen Blick darauf und in der Tat mehr als hellrosa ist beim besten Willen nicht zu sehen. Wir nehmen für eine Mittagspause Kurs auf die Bucht Stagno Torto. Wieder so eine Schöne Bucht, glasklares Wasser - nur 2 andere Boote die vor Anker liegen. Wir suchen uns ein schöne Sandbank und lassen den Anker in die Tiefe gleiten. Es gibt einen Ruck und die SOG Anzeige steht selbst bei Vollgas rückwärts bei 0. Unser Smutje zaubert schnell ein paar Happen zum Mittagessen, währenddessen gehen die ersten schon eine Runde schwimmen. Mit vollen Bauch sucht sich dann jeder eine stille Ecke zu dösen, meditieren oder schlafen. Nach 2 Stunden gebe ich das Signal zum Aufbruch, aber es entsteht eine spontane Meuterei: die Bucht ist so schön, wir sind fast alleine, das Wasser ist so klar - kurz die Crew will nicht weiter. Na schön, aber da wir morgen spätestens um 18 Uhr wieder in der Basis sein müssen, heißt es dann früher aufstehen. Crew ist einverstanden und wir genießen bei Bier und Wein einen wunderschönen Sonnenuntergang. Manchmal hat die Crew recht.
Tag 7 - Wieder zurück nach Cala Dei Sardi
Crew hielt Wort, Früstück war um 07:30 bereit wir konnten um 08:30 Anker auf gehen. Kurs auf Palau und dann an Porto Cervo vorbei "nach Hause". Wieder schönstes Segelwetter, wir werden heute nihct motoren müssen. Wir beschließen daher schon in Polto Quatu zu tanken. Dann stellt die Crew fest dass uns für heute Nacht die "flüssige Nahrung" ausgegangen ist (wir haben gestern zu lange den Sonnnenuntergang mit mehreren Sun-downer genossen) , so daß vorgeschlagen wird im Supermarkt der Marina einzukaufen. Das hätten wir lieber nicht sollen. Wir raten von dieser Marina ab, aber der Reihe nach: der Tankwart bestätigte uns dass der Supermarkt offen hat, also meldete ich mich bei der Marina an. Was nur eine Stunde Aufenhalt, das lohnt sich nicht für uns. Nach einigem Verhandeln bekamen wir eine Platz ganz am Anfang der Marina, weiter weg vom Supermarkt ging es nicht. Die Anweiser wollten uns zuerst längseits an den Pier , dann doch mit dem Heck. Dann waren sie sich nicht einig auf welchen Platz wir sollten , also wurden wir um einen Platz verholt, Heckleinen und Moorings belegt - wohl gemerkt wir waren die einzigen auf ca. 100 m Steg. Na gut wir mussten versprechen nach einer Stunde wieder weg zu sein. Dann stellte sich heraus dass der Supermarkt doch zu hatte, aber unser Smutje überredete das Restaurant nebenan uns so 3 Flaschen Wein zu verkaufen - natürlich zum Restaurantpreis. Was soll es dachten wir uns. Alle wieder an Bord und wir wollen ablegen : ich starte den Backbord Motor, ich starte den Steuerbord Motor - nichts. Kurzes anspringen, dann wieder aus. Mir schwant übles und gehe nach Steuerbord auf Höhe der Mooringleine. Ziehe daran, nichts. Schei .... die Mooringleine hatte sich wohl beim Verholen schon auf die Schraube gelegt und beim Anlassen war ich wohl nicht ganz auf Neutral - grrrr . Ab ins Wasser, die ersten 3 Umwicklungen gingen einfach aber dann war Schluß. die letzten Beiden hingen so fest an der Welle und waren eingeklemmt - keine Chance. Also Marina angefunkt und um Hilfe gebeten - der gleiche Anweise kam und meinte da muss er wohl einen Taucher holen und weil Nebensaison ist und keiner in der Marina kostet es 250 € ! Was sollten wir machen, gutgläubig dass dies in dieser Luxusmarina der Standardpreis für einen Taucheinsatz sei, akzeptierten wir zähneknirschend den Preis. Oh Wunder der Taucher kam keine 10 Minuten später in voller Ausrüstung und auch er bemerkte dass er die Mooringleine durchschneiden muss. Nach 5 Minuten kam das OK Zeichen. Dann wollten wir bezahlen und gingen in Richtung Hafenmeisterei aber nun meinte der Anweiser wir sollten direkt an ihn bezahlen. Jetzt war alles klar: sollten wir eine langwierige Diskussion anfangen, ihm einfach weniger geben ? Crew beschloß dass sie keinen Ärger haben wollte - die Bordkasse war noch gut gefüllt. Aber wir waren uns alle einig dass wir abgezockt wurden. Die 3 Flaschen Wein hatten uns 300 € gekostet. Mit etwas gedrückter Stimmung , ging es auf die letzte Teiletappe. Wieder schöner Wind und ca 17:00 waren wir auf Höhe der Marina de Portisco. Wie gut dass wir vorher getankt hatten - es ging zu wie auf dem Rummelplatz. Ich musste mich an der Schlange vorbei motoren wobei es ziemlich gefährlich wurde weil einige Skipper meinten ich will mich vordrängeln. Als das geschafft war , stellten wir uns dann in die Schlange um in der Heimatbasis einen Platz zugewiesen zu bekommen. Und leider auch hier diese Unsitte dass die Marina Mitarbeiter immer als erstes die Mooringleine übergeben wollen, statt erst die Luv Heckleine anzunehmen. Schauen immer ganz verwundert und rufen mir zu ich soll machen was sie mir sagen .... aber siehe da mein Nachbar an Backbord sagte das gleiche - zuerst Luv Heckleine. Nun funktioniert es. Unser Törn ist zu Ende, Schiff liegt fest und eine etwas melancholische Stimmung macht sich breit. Da sagt plötzlich unser Smutje: "wie wäre es nächstes Jahr zu den Kykladen, aber 2 Wochen". Stimmung sofort wieder gut und die letzten Bierdosen und Weinflaschen zu je 100 € werden geöffnet!