Die E-Klasse auf dem Clubparkplatz
Cala Serena, Mallorca. „Als wir gehört haben, dass Mercedes uns für 10 Wochen komplett buchen wollte, haben wir schon erstmal geschluckt“, erzählt Klaus Augustin, Leiter des Club Robinson in Cala Serena auf Mallorca. Für normale Urlaubsgäste, darunter viele Stammgäste, ist ein Aufenthalt in dieser Zeit dann nicht buchbar – andererseits ist eine 100%ige Belegung in der Nebensaison für einen Ferienclub mit 280 Zimmern der gehobenen Kategorie wirtschaftlich wohl nicht zu verachten.
Vergangene Woche, als die letzten Feriengäste sich bei 19 Grad, blauem Himmel und türkisfarbenem Meer auf den Liegestühlen aalten, bereiteten die Helfer des Konzerns den Club auf den Ansturm der knapp 16.000 Verkäufer und Servicemitarbeiter vor. Sie kommen aus aller Welt und stammen aus 19 Märkten, in denen der Stuttgarter Konzern seine Wagen verkauft. Die Parkplätze füllten sich mit Limousinen, VIP-Zelte wurden aufgestellt, und im Theater des Clubs und in den Tennishallen wurden die Präsentationen vorbereitet. Golfschläger und Basecaps in den Shops machten Platz für Mercedes-Accessoires. Fotos sind streng verboten – vorsorglich klebten die Helfer Vorder- und Rücklichter der E-Klasse Coupes mit schwarzem Klebeband ab. Im Internet (www.mercedes-benz.de) kann man die neue Limousine schon in voller Pracht anschauen. Verkaufsstart in Deutschland soll der 26. März sein.
„Mallorca ist ein ideales Ziel für solche Produktschulungen“, sagt Christoph Horn, Leiter der globalen Kommunikation bei Mercedes Benz. „In der Nebensaison können wir die Hotels zu sehr moderaten Preisen buchen, und die touristische Infrastruktur und die Erreichbarkeit aus allen Teilen der Welt ist ideal“. So führten auch schon Audi, BMW und Peugeot ähnliche Produkteinführungen auf Mallorca durch. Neben dem Club Robinson buchte man auch das Fünf-Sterne Resort Blau Porto Petro Beach Resort & Spa, das nur wenige Kilometer entfernt liegt.
Auf den gut ausgebauten, leicht bergigen und kaum befahrenen Küstenstraßen an der Ostküste der Insel sollen die Mercedes-Mitarbeiter „den Komfort der neuen E-Klasse erleben. Auch der Fahrspaß darf dabei nicht zu kurz kommen“, deutet Horn an. Schließlich soll der Funke der Begeisterung auf die Verkäufer und Servicemitarbeiter überspringen, wenn sie die neuen Limousinen an den Mann bringen sollen.
Präsentiert werden das Coupé und die Limousine der neuen E-Klasse, die über aufwendige Sicherheitsfeatures verfügt. So „lernt“ der Wagen innerhalb von 20 Minuten, welche Fahrweise der Fahrer hat und fordert im Falle von Übermüdung zu einer Pause auf. Damit lassen sich, hofft der Hersteller, viele der schweren Unfälle bei Nacht vermeiden. Bei einer herannahenden Unfallsituation leitet die Steuerung automatisch eine Vollbremsung ein und strafft die Gurte. Ab 41.590,50 Euro kostet solch ein Wagen ab Werk, immerhin inklusive Mehrwertsteuer.
Nach der Schulung, zu denen auch eine Einweisung in die neue Technik gehört, bleibt den Autoverkäufern keine Zeit für eine Schnuppertour durch die Clubanlagen, zu denen eine Golf Driving Range, 17 Tennisplätze, ein 2000 Quadratmeter großes Spa – die Sauna hat natürlich Meerblick -, drei Restaurants (in einem werkelt ein Sterne-Koch), und nicht zuletzt zwei verschwiegene Badebuchten mit feinem Sandstrand gehören. „Das ganze ist kein Incentive und erst recht kein Urlaub, sondern zwei von morgens bis abends ausgefüllte Arbeitstage“, beugt Horn neidvollen Kommentaren von Firmen vor, die ihre Mitarbeiter nicht an solch glamourösen Orten schulen können.
Wenn die Mitarbeiter des Konzerns – und das ist nicht ganz auszuschließen – zum „echten“ Familienurlaub nach Cala Serena wiederkommen, müssen sie einiges berappen. Zwei Erwachsene und zwei Kinder müssen in der Hauptsaison rund 11.000 Euro für zwei Wochen All-Inclusive Urlaub einkalkulieren.
Dirk Engelhardt