Huch, da kommen sie: Für die Medien war die Foto-Plattform auf den Regattabahnen der Travemünder Woche ein echtes Highlight.
Kieler Woche und Warnemünder Woche waren gestern. Jetzt kommt die Travemünder Woche (www.travemuenderwoche.de). Am Freitag, 18. Juli, pünktlich um 18.01 Uhr wird die 119. Auflage des Segelevents an der Trave traditionell von Lübecks Bürgermeister Bernd Saxe eröffnet. In diesem Jahr tritt übrigens Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee die Reise an die Ostsee an, um dem lübschen Verwaltungschef beim Kommando "Heißt Flagge" zur Seite zu stehen. Da freuen wir uns doch.
Trotz der Olympischen Spiele im August in China rechnen die Veranstalter mit mehr Teilnehmern als im Vorjahr. Man erwarte rund 2500 Segler und 700 bis 750 Boote im Vergleich zu rund 600 Booten im Vorjahr, verkündete TW-Organisationsleiter Claus-Dieter Stolze jüngst auf einer Pressekonferenz in der Hansestadt.
Meisterschaften, darunter die Internationalen Deutschen Meisterschaften der Tornados, die Deutschen Meisterschaften der Folkeboote und die ORC-Europameisterschaften der Sportboat-Klasse stehen auf dem Regattaplan. Die gestraffte Aufteilung der Bahnen auf sechs zeugt nicht etwa von schlechten Meldezahlen, sondern "garantiert effizienteren Sport mit kürzerer Anfahrt aus dem Hafen", erklärte der oberste Wettfahrtleiter Walter Mielke an gleicher Stelle.
Teilnehmerzahlen hin oder her, weniger Bahnen hin oder her: Ich freue mich auf die TW. Sie wird direkt vor meiner Haustür veranstaltet, ich muss nicht weit fahren, kann zur Not in der Nacht mit dem Zug nach Hause. Oder mit dem Fahrrad oder gar nicht. Normalerweise arbeite ich da. Aber wenn es stürmt oder flautet, wird es geruhsam und man kann endlich mal mit Kollegen, die man nur einmal im Jahr zu eben jenem Event trifft, plaudern - bei Grog oder Caipi. Mal abgesehen von zahlreichen alten Klassenkameraden und einstigen Bekannten, deren Namen man nicht mehr weiß, die sich aber alle wie verabredet auf der Meile versammeln und zum großen "Hallo-ja-wir-haben-uns-aber-lange-nicht-mehr-gesehen-was-machst-du-denn-so-ich-bin-verheiratet-und-mutter-öhm-ach-ja-dann-mal-noch-viel-spaß-und-tschüs" ausholen *stöhn.
In diesem Sommer werde ich nur zur Eröffnung da sein, denn ich düse während der Woche in den Urlaub. Darum ist es fraglich, ob mein persönliches Highlight des Sommers 2007 eine Neuauflage erlebt: Ich war seinerzeit in der Tonne, die sich im Fachjargon "Medienplattform" nennt. Eine Wendemarke der Bénéteau-Segler wurde erstmals für die Journalie in Form eines rettungsinselähnlichen Gummipontons mit gelber Wackelpalme in der Mitte am Boden der Ostsee verankert.
Holperige Angelegenheit für die Kollegen vom NDR Fernsehen und der gedruckten Konkurrenz, durchaus. Aber bei dem mäßigen Seegang an jenem Tag konnte die Kotztüte getrost an Land bleiben. So saßen wir da, bekamen trotzdem nasse Füsse und Pöschis und bewegten uns wie Landratten auf Eiern über den nur halbherzig beplankten Gummiboden der Insel, in der normalerweise bis zu 16 Leute Platz finden. Wir konnten actionreiche Fotos machen und die TV-Leute rasante Einstellungen drehen - wann donnert schon eine Armada wildgewordener Regatta-Segler haarscharf an einem vorbei? Das war - iiiiiiiiiiiiiha, duckweg - schon aufregend, auch für alte Medienhasen.
Segeln hautnah und live, quasi zum Anfassen. Das müsste man den Zuschauern an Land auch gönnen. "Wir verlosen drei mal zwei Karten für die Tonne, wenn Sie den Palstek auf dem Kopf stehend im Dunklen mit den Händen auf dem Rücken in zwei Sekunden knoten können" wäre doch mal eine schicke Idee. Zuschauer aufs Wasser - dann würde der Segelsport vielleicht populärer werden. Und auf der Travemünder Woche würden sich statt einer Million Besucher vielleicht zwei Millionen tummeln.