Beim Cup 2010 mit deutschem Logo auf der Brust? Jochen Schümann wünscht sich, ass BMW Oracle Racing einlenkt. Foto (c) nass-press.de.
In die Bemühungen um die Austragung des 33.Americas Cup vor Valencia kommt wieder Schwung: Nachdem der Kampf um die begehrteste Segeltrophäe der Welt bisher durch Gerichtsverfahren blockiert wurde, kam es vor kurzem bei der Societé Nautique de Genève zu einem ersten Treffen der Challenger, so werden die Herausforderer-Syndikate beim Americas Cup genannt. Außerdem mit dabei: Eine Vertretung des Teams Alinghi, das die letzte Kampagne im Jahr 2007 gewonnen hatte. So weit, so gut.
Das vom Americas Cup-Management, der Organisationseinheit des Titelverteidigers, einberufene Treffen war das erste einer ganzen Reihe von sogenannten Competitor-Meetings. Hört sich bedeutungsschwanger an. Ist es auch. Denn das Ziel ist klar definiert, und es eint wie selten zuvor die Titelaspiranten und den -verteidiger der bodenlosen Silberkanne: Es heißt: Die baldmöglichste Rückkehr aufs Wasser. Doch alleine spielen macht keinen Spaß, das wissen schon die Kleinsten. Also sollte das Team von BMW Oracle dazu bewegt werden, die eingereichte Berufungsklage doch noch fallen zu lassen. So soll der Weg freigemacht werden für die längst überfällige Planung der neuen, 33.Kampagne im übernächsten Jahr.
Doch wie das so ist, wenn Männer spielen, es um Ruhm, Ehre und vor allem um sehr viel Geld geht: BMW Oracle Racing war zwar ebenfalls zu der Veranstaltung Ende Oktober eingeladen worden, war aber zum Termin nicht erschienen. Ein schlechtes Omen für die weitere Entwicklung des Cups? Nein, meint Jochen Schümann, zweimaliger Americas-Cup-Gewinner mit dem Team Alinghi, der dem Treffen in Genf beigewohnt hatte bei Gelegenheit des Match Race am Berliner Wannsee, das er als Zuschauer besuchte. Im Vordergrund dieser Treffen steht eindeutig das Ringen um eine Austragung des Americas Cup 2010. Durch die gerade begonnenen Gespräche wurde ein Prozeß der Kommunikation in Gang gesetzt, auch wenn das Ergebnis zum jetzigen Zeitpunkt noch völlig offen ist, sagt Schümann. Klar, dass er als sogenannter Defender, der die Regeln festlegt, die Lage etwas entspannter nimmt, als die anderen, sogenannten Challenger-Teams. Und die Zügel in der Hand behalten will.
Um BMW Oracle Racing dazu zu bewegen, ihre Berufungsklage fallen zu lassen, unterschrieben die anwesenden Team-Vertreter, zu denen neben Tiltelverteidiger Alinghi die Syndikate von Desafino Espanol, Shosholoza Südafrika, Team Orign Grossbritannien, Emirates Team New Zealand, Green Comm Italien, Ayre Spanien, Victory Challenge Schweden, Argo Challenge Italien, French Spirit, Carbon Challenge Belgien und das deutsche Team United Internet gehörten, am Genfer See nun eine entsprechende Aufforderung an das Syndikat. Einen Versuch ist`s wert.
Die Reaktion des Teams BMW Oracle Racing folgte auf dem Fuße: Sprecher Tom Ehmann ließ verlauten, man habe den Rückzug der Klage angeboten, wenn sich Alinghi zu einer Regatta mit fairen Regeln verpflichte. Nach BMW-Lesart habe der Defender jedoch einen Regel-Rahmen vorgegeben, welcher die Amerikaner in eine Friss-oder-Stirb-Position bringe: Entweder würden die von Alinghi vorgegebenen Bestimmungen akzeptiert, oder man dürfe eben nicht mitspielen.
Alle sind eingeladen, an den Regeln mitzuschreiben, hält Jochen Schümann dagegen. Dazu sei es jedoch vor Allem erforderlich, dass überhaupt wieder miteinander kommuniziert werde, sagt der in Berlin geborene Segler. Die Chancen dazu stehen indes nicht schlecht: Wenn BMW seine Klage aufrechterhalten sollte, treten im Falle eines Gewinns des Rechtsstreites die Regeln in Kraft, nach denen mit Katamaranen gesegelt werden darf, wenn sie verlieren, sind sie raus, sagt Schümann, das könne nicht im Interesse der beteiligten Segel-Teams sein. Im Interesse der in die Millionen gehenden Zuschauer vor Ort und an den Bildschirmen schon gar nicht.
Was will Schümann? Nun, zunächst präferiert er ein finanziell gangbares Modell durch sogenannte Ein-Boot-Kampagnen und die Erschaffung einer neuen, noch schnelleren und spektakuläreren, aber dabei kostengünstigeren Yachtklasse. Das hört sich vernünftig an. Ein Plan, dem man sich auf Dauer wohl nicht wird entziehen können, will man nicht als Außenseiter gelten und im schlimmsten Falle sogar ausgeschlossen werden. Wir spielen nicht mit dir. Geh in die Ecke und schäm dich!
Die Äußerungen von BMW-Oracle hält Schümann daher für nicht mehr als bloße Worthülsen. Nun müssten gemeinsam Fakten geschaffen und der Streit beseitigt werden. Das könne nur in einer freien Diskussion erfolgen, in die sich jedes der Teams einbringen könne.
Positiver Nebeneffekt: Dann gebe es endlich auch wieder eine reelle Chance, dass wieder ein rein deutsches Team an den Start geht. Hofft Schümann. Hoffen die deutschen Segler von der Ostsee bis zum Bodensee: Zwar sei das deutsche Syndikat United Internet in Genf vom Teamchef Rolf Dommermuth offiziell abgemeldet worden, eine Rumpftruppe der ehemals deutschen Segler steht jedoch sofort bereit, sollte es zu einer Einigung kommen, sagt Jochen Schümann. Schümann selbst lässt durchblicken, dass sein Herz durchaus für ein neues Team Germany schlägt.
Dazu bedürfte es jedoch einer weiteren, nicht ganz unwesentlichen Voraussetzung: Jemand weiteres müsste mitspielen. Jemand mit viel Geld in der Hinterhand. Eines Sponsors, der die deutsche Kampagne tatkräftig unterstützt.
Die Zeit läuft indes: Anmeldefrist für alle an einer Teilnahme interessierten Teams wäre bereits der 15.Dezember. Die Kämpfe hinter dem Cup haben längst begonnen. So ist das eben, wenn Männer spielen. Vielleicht sollten die Teilnahmebedingungen zukünftig besser durch Frauen geregelt werden? Einen Versuch wäre das wert, findet Ihr Matt. Müncheberg, info@muencheberg-media.com. Was meinen Sie dazu? – Das Kommentar-Forum ist eröffnet.