Flauten-Wetter kann die Nerven der Crewmitglieder auf ein erhebliches Maß anspannen. F.: May
Wer schon mal so eine richtige Flaute auf dem Wasser erlebt hat, weiß, dass das zunächst etwas Entspannendes hat, dann aber, mit zunehmender Zeit ohne Wind in den Segeln, werden die Nerven strapaziert. Nicht immer hat man einen Motor oder darf ihn benutzen. Die Flaute läßt die Zeit scheinbar stehen. Einige lesen dann ein Buch, andere gehen in die Pantry und suchen etwas Essbares, andere bekommen Weinkrämpfe. Kleinigkeiten lassen Crewmitglieder zu einem anderen Menschen mutieren. Die Natur zeigt dem Segler, dass er nur ein Teil von ihr ist, ihr ausgeliefert ist. Das müssen auch die Medien weltweit dieser Tage akzeptieren, wenn diese ihre Berichterstattung der Flaute vor Valencia, Austragungsort für den laufenden America?s Cup, unterordnen müssen. Aber nicht nur das. Moderatoren waren mit der Live-Berichterstattung aus der German-Base eindeutig überfordert, so dass man zwischendurch Übertragungen aus der Fussballbundeslliga ins Flautenprogramm einstreute. Papa Fussball mitten in der Live-Übertragung zum Louis Vuitton Cup. Nun hat die Natur schuld, dass die historische Chance, nämlich interessante Berichterstattung über die Teilnahme des ersten deutschen Teams beim Cup neue Ufer auf den deutschen Mattscheiben erreicht. Schade eigentlich.
Mit so viel schlafendem Wind war vor Valencia nicht zu rechnen. Monatelang überlegten Experten, welches Revier für die America?s Cupper neuer Generation das optimale Seerevier seien.
Nun ist klar: Obwohl alle Schiffe als Leichtwindschiffe gebaut wurden können sie bei Flaute trotzdem nicht fliegen. Hier haben alle Segler, wie Sportler vor den Olympischen Spielen das Problem optimal auf den Tag genau vorbereitet sein müssen. Den Rest entscheiden nicht selten dann auch die Nerven. Tagelang blieben die Boote wegen Windmangel im America? Cup-Port, den eigens gebauten Hafen für die älteste Segelveranstaltung der Welt. Sieben Knoten Wind wären notwendig gewesen, um dort vor Valencia, eine Matchrace-Regatta zu starten. Ein Glück, dass die Welt, im Glauben an mehr Wind, heute nicht mehr zu Flautenzeiten Jungfrauen Göttern opfert. Flaute ist, wenn man trotzdem lacht, aber das ist nicht immer leicht. Auf hoher See schon gar nicht. Die Flaute hat die Menschen im Griff. Nur der Kommandoton fehlt.
Ihnen in diesem bislang so schönen Sommer mehr Wind wünscht Ihre Jenny May