Antigua Classic Sailing Week mal anders (Von segelnden Arbeitsschiffen, einer gerissenen Genua und viel Salzwasser im Gesicht)

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Freitag, 01. Januar 2010
von Matt - Muencheberg
Last boat on line-aber gutgelaunt: Charles (rechts) auf seiner Carriacou-Sloop SWEETHEART bei den Antigua Classics, (c) M. Müncheberg
Segler, die während der Classic Sailing Week im April auf Antigua weilen, sollten sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, einmal eine ganz besondere Segelerfahrung zu machen. Im Falmouth Harbour beim Antigua Yacht Club, gleich hinter dem Café Seabreeze, an der dem Wasser zugewandten Seite liegen dann mehrere weiß lackierte 40 Fuß (12,2 Meter) lange Segelyachten. Ihr Name: Carriacou Sloops. Praktisch: Während der Classic Sailing Week sind Mitsegler stets willkommen. Gesagt, getan: Wir können auf einer der Yachten, auf der SWEETHEART, mitfahren. Motor an (die Yachten sind mit einem kleinen Einbau-Diesel ausgerüstet), Leinen los, und ab geht es Richtung Ausfahrt aus dem Falmouth Harbour. Die ehemaligen Arbeitsschiffe seien auf Carriacou, einer kleinen Insel 32 Seemeilen nordöstlich von Grenada entwickelt worden, sagt Charles. Daher stamme auch der Name. Charles, aus Großbritannien stammend, erwarb das Schiff 2011. Nun steuert er uns in Richtung offene See, während Mitsegler Bob und seine Bekannte Groß- und Vorsegel vorbereiten. Ursprünglich sei dieser Bootstyp für die Fischerei und den Handel gebaut worden, erklärt Charles, die Boote segelten schnell und seien praktisch. Dann haben wir das Startgebiet erreicht (die Carriacous stellen bei der Classic Week eine eigene Wertungsklasse), wir setzen die Segel. Motor aus. Mein erster Eindruck: die SWEETHEART segelt tatsächlich überraschend schnell – und überaus nass. Immer, wenn eine größere Welle von seitlich vorn anrollt, wird die gesamte Crew komplett mit Salzwasser geduscht. Das Boot geht gut durch die Wellen, liegt gut am Wind, und durch den nicht allzu tief gehenden, schnurgeraden langen Kiel (der Ballast liegt in der Bilge hinter dem Mast), reagiert es nicht zu träge. Im Gegenteil. An der einfachen Holzpinne ist Konzentration gefragt. Einen Augenblick nicht aufgepasst – und das Boot schlägt seinen eigenen Kurs ein. Von außen gesehen erinnert das Boot ein wenig an ein Gemälde des US-amerikanischen Malers Edward Hopper – „The long leg“, mit der Ausnahme, dass es sich bei Carriacous nicht um gaffelgetakelte Boote handelt. Sie sind eher hochbordig, der Freibord ist erheblich höher als bei Yachten vergleichbarer Schiffe. Das trägt dazu bei, dass die Carriacous nicht eben „yachty“ aussehen und vielleicht sogar ein wenig kantig oder klobig wirken – aus heutiger Perspektive, denkt man an klassische Yachten. Und doch: der kleine Vierzigfüßer hat Stil. Und der liegt vor allem in der Einfachheit des Bootes begründet. Man könnte auch sagen, es ist spartanisch ausgerüstet. Das zeigt sich unter anderem im Rigg. Ein Sammelsurium von Leinen, Fallen und Schoten wir durch ein einziges Prinzip gebündelt: Einfachheit und leichte Bedienbarkeit. Einzige „Geheimwaffe“ an Bord, die ein wenig Geschick – und seglerisches Können – voraussetzt, ist ein Gennaker-Baum, der je nach Bestückung mit Fock oder Downwindsegel, den Bug verlängernd, ein- oder ausgefahren wird. „Jib-Boum“ sagt Charles dazu. Wir haben einen schlechten Start, drei der anderen teilnehmenden ehemaligen Arbeitssegler sind an uns vorbeigezogen. Macht nichts. Die Stimmung an Bord ist gut. Dabei sein ist alles – so lautet die Devise an Bord. SWEETHEART tanzt auf den Wellen, sie bewegt sich leicht und behende, der 3,6 Meter breite, ausladende Bootskörper, der unbeladene Rumpf und die Länge von über 12 Metern geben der Yacht viel Auftrieb. Dieser Platz im Rumpf ist es, der die segelnden Arbeiter früher auch einigermaßen bequem an Bord leben lassen konnte. Karibische Legenden besagen, dass schottische Seeleute, Überlebende eines Schiffswracks auf der nordöstlichen Seite der Insel, diese Art von Booten erstmals auf Kiel gelegt haben. Ihnen sei es auf Geschwindigkeit angekommen, aber auch auf Langlebigkeit. Carriacous haben einen größeren Überhang achtern als vergleichbare Boote, die in dieser Zeit entstanden sind – es wird vermutet, um (neben einer besseren Seegängigkeit) mehr Platz im Boot zu schaffen. Im Schiffskörper wurden starke Streben verbaut, die Stabilität bringen. Trotz der soliden Bauweise weisen die Schiffe harmonische Linien auf – zumindest über dem Wasser. Unter der Wasserlinie stellt der gerade Kiel eines der Hauptmerkmale der Carriacous dar – so ist es möglich, die 1,7 Meter tiefgehenden Boote notfalls relativ einfach an den Strand ziehen zu können. Die Bootsbau-Tradition der Carriacous aufgegriffen hat Bootsbauer Alwyn Enoe aus Carriacou. Gebaut wird: am Strand. Wenn eine Yacht gewässert wird, gibt es jedes Mal ein kleines Fest: die Frauen kochen, der Insel-Priester segnet das Boot und schüttet geweihtes Wasser auf Deck und Rumpf, und die Männer opfern zur Feier des Tages einen Hahn. Musik erklingt, und viele Hände helfen, das Boot vom Strand ins Wasser zu befördern. So kann man es nachlesen. So wird es hier in Antigua erzählt. Wie das Boot wirkt – einfach und leicht zu bedienen, so scheint auch die Herstellung des Rumpfes zu funktionieren. It´s the easy-, the „carribean“ way. Ein Wunder eigentlich, dass nicht mehr dieser praktischen kleinen Yachten gebaut werden. Auf dem Downwind-Kurs setzen wir die Genua, das Tuch ist alt und fleckig, und – zack! haben wir einen schönen Triangel im Segel. Der Wind frischt auf, doch Charles sagt, dass das Segel stehen bleiben solle. Es solle nach der Wettfahrt ohnehin ausgemuster werden – und brauche deswegen nicht geschont zu werden. Nur zehn Minuten dauert es, dann reißt das Segel einmal quer durch, wir bergen es. Um jetzt schnell noch die andere Genua zu setzen oder auch nur die Fock, ist die See nun zu grob, der Wind zu stark. So überrundet uns also auch noch das letzte Boot unserer Klasse, das wir bisher auf Abstand halten konnten. Kein Problem für Charles und seine Crew: die Stimmung an Bord ist gelassen, die Sonne lacht, das Wasser ist klar, und es weht eine ordentliche Brise – was will man mehr? Es werden Getränke und ein Lunchbrot gereicht (das in dieser Situation nicht alle an Bord vertragen). Es ist ein ganz spezielles Erlebnis, an Bord dieses Traditionsseglers dahinzurauschen, Falmouth Harbour entgegen, ein Erlebnis, das so ganz anders ist, als mit einem „echten“ Klassiker unterwegs zu sein, anders, aber durchaus gleichwertig. Dank des Bootsbauers Alwyn Enoe und seiner Söhne Terry, Carl und Chris aus Carriacou wurde – und wird – diese seetüchtige, besondere Klasse am Leben erhalten. Sechs von ihnen segeln zurzeit aktiv bei Regatten wie der vor Antigua mit. Nachdem wir das Zielschiff, die FLYING BUZZARD, passiert haben, startet Charles den Motor. Das Groß wird verpackt, und alle sind in Gedanken schon an Land, im Seebreaze, mit einem kühlen Coral-Bier in der Hand... Da setzt der Motor aus – mitten im böigen Hafen, zwischen vielen exklusiven Yachtn, die hier vor Anker liegen. Doch nach einer Schrecksekunde ist Hilfe in Form von zwei Dingis in Sicht. Die nehmen uns an die Leine, bis Charles etwas Diesel vom Kanister in den Tank nachgefüllt hat. Nun steht einem Anlege-Schluck nichts mehr im Wege... – danke Charles für einen ganz besonderen Regatta-Tag! Zwar haben wir nicht gesiegt, sind jedoch um einige Erfahrungen und ein spezielles karibisches Erlebnis reicher. Zur Nachahmung ausdrücklich empfohlen!

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