Alle wollen mit Robert segeln. Kann das gut gehen? Ja, wenn ...
Darf ich mal ganz altklug sagen: Mit vierzig fängt das Leben an, mit fünfzig ist der Mann erst Mann, mit 60 zeigt sich, was er kann. Ich, 35, seh daran, dass ich, als Frau, spontan vorndran, ganz Weib und grad deshalb helfen kann,
Verzeihen Sie bitte den Knittelreim. Ich meine folgendes: Wenn Robert, nicht nur zwischenzeitlich immer wieder mein Lebenspartner, sondern seit ich denken kann mein bester Freund, Sorgen hatte, drehten die sich immer um Frauen. Das liegt natürlich an Robert, sagten natürlich die Frauen. Das liegt natürlich an den Frauen, sagte Robert, natürlich. Nun plant er eine Reise, die ihn wieder einmal so richtig aus dem Trott des Alltags, der Familie, der Lebensumstände, die wir zwar selbst gewählt haben, die uns aber nichtsdestotrotz (hässliches Wort, hier nichtsdestotrotzdem sinnvoll) lähmen, herausreißen soll. Diese Reise, natürlich handelt es sich um eine Segelreise, ist von den Kursen und dem Fahrgebiet so anspruchsvoll, dass er zunächst sich und dann glücklicherweise mich fragte, ob er eine solche Herausforderung auch mit einer Frau suchen dürfe. Da musste ich abraten. Denn Robert ist mir wirklich mehr wert als irgendein Freund, er ist mein allerbester Freund. Und das, seit ich denken kann. Warum musste ich abraten?
Nun, Robert ist 50. Und ganz Mann. Sich mit ihm anzulegen, ist ungefähr so gefährlich wie eine Auseinandersetzung mit der russischen Mafia oder der Comorra. Allerdings schießen Roberts Argumente schärfer. Und verletzen oft mehr. Und auch wenn man es nicht vermutet, oder gerade dann, hat Robert mit seinen Begründungen für sein Handeln und seine Ideen bei Auseinandersetzungen eigentlich immer recht. Und immer im Unrecht zu sein, ist für niemanden unerträglicher, als für eine Frau. Robert selbst, übrigens nebenher noch ein ausgezeichneter Psychologe und Menschenkenner, weiß das selbstredend. Daher rührte auch seine Unsicherheit und die Frage, die er mir gestellt hat.
Leider kenne ich die von ihm wohl schon gewählte Reisebegleiterin nicht. Weil ich aber weiß, dass Robert auf meinen Rat, diese Reise mit ihr nicht zu machen, aller Voraussicht nach nicht hören wird, würde ich nun ihr gern einen Tipp geben: Sie sollte Robert in seinem Wert bestätigen, unterstützen, bestärken, wenn sie spürt, das er im Recht ist, ja, selbst wenn sie es (noch) nicht spürt. Robert ist 50. Da fängt das Leben an. Hält sie ihn gewogen, bis er 60 ist, zeigt er, was er kann. So lange ? und natürlich erst recht danach ? wird vor allem sie davon profitieren. Bis dahin ist das Weib ganz Weib, das den Mann ganz Mann sein lassen kann.
Viel Spaß in diesem Sinne bei allen Reisen mit oder ohne Partner wünscht euch
Eure
Rena M. Schmidt