Aktivurlaub auf Mallorca
Wandern, E-Bike, Segeln und Tauchen: die Baleareninsel bietet ideale Bedingungen für einen sportlichen Urlaub
Sie haben auf Mallorca ein eigenes Straßenschild bekommen, die Radfahrer, die jedes Jahr zwischen Februar und April in Schwärmen auf die Insel kommen und gerne auf den schmalen Landstraßen nebeneinander fahren. „Nebeneinander fahren verboten“ heißt das Schild und bezeichnet Straßenabschnitte, in denen es zu gefährlich ist, nebeneinander zu fahren. Insgesamt verfügt Mallorca aber über ein vorzüglich ausgebautes Straßennetz. Für Radfahrer sind die kleinen Landstraßen, spanisch Carreteras, die im Inselinneren oft auf beiden Seiten von Trockensteinmauern gesäumt sind, am besten geeignet. Wer es sportlicher mag, strampelt die Tramuntana-Berge hinauf, die bis in eine Höhe von 1446 Metern reichen. Besonders an der Küstenstraße, die sich von Andratx hoch in die Berge schlängelt, gibt es eine Reihe sagenhafter Aussichtspunkte, Miradores genannt.
Eine eher einsame, dafür aber monumentale Strecke ist die Route von Alcudia hinauf auf die Halbinsel Formentor. Zwischendurch kann man einen Badestopp an einem der schönsten Strände, der Playa Formentor, einrichten, und am Ende der Halbinsel belohnt ein alter Leuchtturm den Radler mit einem tollen Fotomotiv. Radverleihe gibt es auf Mallorca zuhauf. Der größte unter ihnen ist Hürzeler (www.bicycle-holidays.com), der ganzjährig auf Mallorca Räder verleiht und Touren organisiert. Seit kurzem hat Hürzeler auch „E-Bikes“, Fahrräder mit Elektromotorunterstützung im Programm, die Bergtouren ohne viel zu strampeln möglich machen. Auch Pinotouren (www.pinotouren.de) bietet neuerdings eine E-Bike Woche an. Die Touren starten jeweils in El Arenal, und von dort wird die Insel sternförmig erkundet. Eine Aufladung reicht für gut 100 Kilometer, so dass sogar die Höhen der Tramuntana locker erradelt werden können. Aldi Reisen hat ebenfalls eine E-Bike Woche im Programm, sie kostet im Vier-Sterne Hotel ab 879 Euro.
Für Mallorquiner selbst sind Fahrräder übrigens immer noch ein höchst ungewöhnliches Fortbewegungsmittel. Man bevorzugt das Auto, und besonders in der Hauptstadt Palma ist die Fahrweise oft höchst rabiat. Ein kürzlich eröffneter Radweg entlang des Innenstadtrings stieß auf breite Ablehnung unter der einheimischen Bevölkerung - wozu Radwege, wenn kein Mallorquiner Rad fährt?
Für Wanderer ist die Insel schon lange kein Geheimtipp mehr, zahlreiche Wanderführer beweisen es. Es muss ja nicht gleich der Fernwanderweg GR 221 sein, der sich über 150 Kilometer von Port d‘Andratx im Südwesten bis nach Pollenca im Norden der Insel durch das Tramuntana-Gebirge zieht. Auch die Durchwanderung des Torrent de Pareis, der in der spektakulären Felsenbucht bei Sa Calobra endet, sowie die Besteigung des Galatzo mit einer Höhe von über 1000 Metern sollten Anfänger gut überdenken.
Leichtere Touren bieten sich an zum Cap Andritxol bei Peguera. Hier wird man mit einem sagenhaften Blick von der Spitze der Felsen-Halbinsel belohnt. Ein ähnlich formidabler Blick, und zwar über die Bucht von Alcudia, bietet die Wanderung von der Ermita de la Victoria zur Penya Roja. Der Weg gilt als Glanzleistung mallorquinischer Wegebaukunst. Vor allem das „Schwalbennest“ an einer Felssteilwand, durch das man durchschlüpfen muss. In dieser eher abgelegenen Ecke der Insel befindet sich ein Restaurant-Geheimtipp: Sa Xarxa (www.sa-xarxa.com) in Colonia de Sant Pere. Beste Tapas und frischer Fisch direkt am Meer, in einem ruhigen Küstenort ohne den üblichen Touristentrubel.
Rund um das Kloster Lluc, rund um Valdemossa und zur Ermita de Betlem gibt es einfache, aber lohnenswerte Wege. Nahe Valdemossa bietet sich ein Besuch der „Granja“ an. Der ehemalige Gutshof ist in ein Freilichtmuseum umgewandelt. Der Eintritt kostet zwar 11 Euro, doch darin sind auch Kostproben von mallorquinischer Wurst, Wein und Bunyoles (Krapfen) enthalten. Wer Sprachenlernen mit Wandern verbinden möchte, sollte sich bei www.spanisch-und-wandern.com umsehen.
Porto Colom im Osten der Insel verfügt über einen der schönsten Naturhäfen. Wer gerne segelt, aber nicht gleich eine ganze Yacht chartern möchte, kann bei der Deutsch-Griechin Simela Chalkidis einen Tagesausflug auf einer ihrer Segelyachten buchen (www.caribiayachtcharters.com). Mit einem Skipper geht es für 99 Euro zu den kleinen, abgelegenen Felsbuchten im Osten der Insel, bei gutem Wetter auch bis zur Insel Cabrera. Taucherbrillen und Flossen liegen in der Yacht bereit, und nebenbei lernt man erste Handgriffe eines echten Seglers. Auf dem Rückweg zur Playa de Palma unbedingt beim spektakulären Restaurant „Mirador de Cabrera“ Halt machen! Hier serviert Jörg Klausmann auf der Sonnenterrasse, die direkt hinter einer hohen Felsklippe beginnt, mediterrane Küche mit einem der schönsten, bislang unverbauten Ausblicke auf das Meer.
Tauchschulen gibt es einige auf Mallorca, doch an den meisten Standorten ist das Meer nicht gerade reich an Flora und Fauna. Ausnahme: Sant Elm im Südwesten der Insel. Die dortige Tauchschule heisst Scuba Activa (www.scuba-activa.de)
Beste Reisezeit für Aktivurlaub:
Im Sommer ist es zum Radfahren und Wandern meist zu heiß. Angenehm ist es von Februar bis Mai und von September bis Dezember.
Ein Radwegenetz ist auf Mallorca noch im Aufbau, im Moment gibt es rund 200 Kilometer ausgeschilderte Radwege. Im Inselinneren können kleine Landstraßen aber meist problemlos befahren werden.
Radtransport mit der Insel-Bahn: Fahrräder können auf der Strecke Palma-Soller im Gepäckwagen mitgeführt werden.
Buchtipp:
Wandern auf Mallorca
Marc Schichor
Reise-Know-How Verlag, 2009
22,50 Euro
Bruckmanns Radführer Mallorca
Paul Bickelbacher
Bruckmann Verlag, 2009
14,95 Euro