- Segelyacht
- 2023
- 14 m
Bavaria Cruiser 46 Style
Kos, Dodekanes
- 10 Kojen
- 4 Kabinen
- 3 WC
Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt! Unter diesem Motto stand der heurige Törn in den Kykladen.
Ankunft in Lavrion gegen 15:30. Da das Boot noch nicht fertig war, gingen wir was essen. Eine Stunde später begannen wir mit dem Check-In, bzw. ein Teil der Crew ging zum Einkaufen. Mit einem Mitarbeiter von Navigare Yachting ließen wir uns ausführlich alles erklären. Auch wurde der Gennaker an Bord gebracht und verstaut. Da wir im Vorjahr bereits eine Hanse 470e in Kroatien hatten, war vieles identisch. Nach ca. 1,5 Stunden Einweisung mit Bemängelung kleinerer Probleme, die auch umgehend gelöst wurden (Navigationslicht Steuerbord ging nicht, der Reservegasbehälter fehlte, einiges an Bettzeug fehlte ebenfalls), gingen wir zuguterletzt die Maschine testen. Jeder Startversuch schlug fehl (vom Anlasser war nichts zu hören). Ein Mechaniker sollte in 10 Minuten kommen. Nach ca. einer halben Stunden kam dann der gute Mann. Motorraum aufgemacht, Bodenbretter hoch, diverse Anlassversuche mit Überbrückung zu den Servicebatterien usw., jedoch keine Reaktion. Der Mechaniker und der Mitarbeiter von Navigare Yachting verließen das Boot ohne Kommentar. Auf Nachfrage wurde uns mitgeteilt, dass ein Ersatzteil besorgt wird und in 20min alles klar sein wird. Nach ca. 15min kam die Basemanagerin und teilte uns mit, dass es ein großes Problem gibt. Die Maschine ist kurzfristig nicht zu reparieren, auch nicht in 1-2 Tagen. Sie will versuchen ein Ersatzboot zu organisieren. Da wir ursprünglich gegen 20:00 auslaufen wollten, und eine Vollmond-Nachtfahrt nach Santorin geplant war, war die Stimmung im Keller. Sie schlug uns vor Essen zu gehen, und sie würde sich sofort melden wenn sie Neuigkeiten hätte. Als wir zum Essengehen aufbrachen, kam die Basemanagerin uns entgegen. In der Olympic-Marina gibt es ein identisches Boot. Dieses wird umgehend hierhergebracht, und wenn wir gegen 22:00 vom Essen zurück sind, steht alles bereit. Dies war dann auch so. Das Boot machte einen eher ungepflegten Eindruck, aber was solls, wir sind zum Segeln hier. Während die anderen alles umräumten, kontrollierten wir zu zweit zusammen mit einem Mitarbeiter von Navigare Yachting die wesentlichen Dinge. Die Dieselanzeige und die Wasseranzeige wurden gleich kontrolliert. Beide Dieseltanks zu 100% voll, die Wassertanks bei ca. 50%. Also Wasser auffüllen. Das Bugstrahlruder wurde angeblich gerade vorhin beim Auslaufen aus der Olympic-Marina beschädigt, und sollte am nächsten Tag repariert werden. Da wir in keine engen Häfen gehen wollten, und das Bugstrahlruder daher nicht unbedingt brauchten, beschlossen wir den Check-In abzuschließen und gegen 23:40 zur Nachtfahrt zu starten. Zuvor ließen wir uns noch einige Tips von Einheimischen für das festmachen in der Caldera geben, ließen uns einige kleinere Dinge bringen die fehlten, machten eine kurze Sicherheitseinweisung, teilten die Nachtwachen ein und starteten schließlich. Da der Wind der uns um 20:00 noch nach Süden gebracht hätte, mittlerweile eingeschlafen war, wurde es eine Motorfahrt.
Mit ca. 2000 Touren und ca. 7,5kn kamen wir gut voran. Gegen 13:00 waren wir ca. 4sm vor der Caldera. Da mittlerweile ein schwacher Wind (7-10kn ) einsetzte, beschlossen wir den letzten kleinen Teil sowie die Einfahrt unter Segeln anzugehen. Gegen 14:30 hingen wir an einer Boje unter Oia. Jetzt erstmal Essen und dann ausruhen. Gegen Abend setzten wir mit dem Dinghi über, und gingen hoch nach Oia, wo wir einen netten Abend verbrachten.
Nach einer sehr ruhigen Nacht und einem guten Frühstück, fuhren wir bei bedecktem und leicht nieseldem Wetter, durch die Caldera rüber nach Thira und zur Insel Kameni. Gegen 13:00 hissten wir die Segel und verließen die Caldera Richtung Ios. Nach ca. 4 Std. Segeln mit Winden um die 10-15kn, wurde der Regen stärker und der Wind flaute ab. Wir beschlossen die restlichen 6sm unter Motor zurückzulegen. Doch der Motor sprang nicht an. Besser gesagt er sprang sowohl an, aber nach 10-15 Sek. war er wieder aus. Wir kontrollierten den Motorraum, wiederholten den Vorgang noch 2-3mal, jedoch nichts zu machen. Anruf bei Navigare Yachting. Der Technicker der nach 3 Min. zurückrief, vermutete das Problem beim Dieselfilter oder beim Wasserabscheider. Unter Anweisung wurden verschiedene Schritte unternommen, um die Maschine wieder in Gang zu setzen. Ohne Erfolg. In 40min sollte ein Speedboat mit einem Mechaniker kommen. Da wir um die 4kn Wind hatten, weit ab von jedem Land waren, dümpelten wir Richtung Ios. Nach ca. 1,5Std. kam tatsächlich ein kleines schnelles Boot auf uns zu. 2 junge Mechaniker kamen an Bord, kontrollierten die Filter, Dieselzufuhr usw., konnten das Problem aber nicht Vorort lösen. Wie es aussah, war wohl was mit der Dieselzufuhr nicht in Ordnung. Mit dem 20L Reservekanister und diversen Schläuchen wurde eine neue provisorische Konstruktion eingerichtet, mit der wir in den Hafen von Ios kommen sollten. Die beiden fuhren neben uns her, bis sie einen weiteren Reparaturauftrag für Santorin bekamen und davonbrausten. Gegen 22:00 legten wir im Hafen von Ios mit Buganker an. Da die hälfte der Bodenbretter beiseite geräumt waren (wegen der Schläuche), war fürs bewegen im Salon Vorsicht angesagt. Um 23:00 bekamen wir bei Sousana als einzige Gäste, noch die ganze Herrlichkeit ihrer Küche zu kosten, und ließen uns ihre Geschichten erzählen.
Da an der westlichen Hafenmole genug Platz war, der Wind immer stärker wurde, und unser Anker nicht gut genug eingefahren waren, beschlossen wir Längsseits zu gehen, auch um etwaige Ersatzteile leichter an Bord bringen zu können. Heute sollte die definitive Reparatur erfolgen. Nach diversen anrufen, kam um 12:15 endlich ein Tankwagen sowie der Mechaniker. Zuerst wurden weitere Bodenbretter entfernt, um zum Tank vorzustoßen. Der Deckel wurde abgeschraubt, und welche Überraschung, der Tank war komplett leer. Die digitale Anzeige hingegen hatte einen Tank fast voll und den zweiten noch mit ca. 30%. Der Mechaniker erklärte uns dann, dass die digitale Anzeige keine Funktion hat. Ganz rechts oben auf dem Panel war eine kleine analoge Anzeige, die wir gar nicht recht beachteten und für die Anzeige des Fäkalientanks hielten. Wir waren vorerst mal geschockt. Wir wurden mit falschen Informationen und mit weniger als einem drittel Tankinhalt losgeschickt. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn uns der Sprit vor Thira oder bereits in der Nacht in Küstennähe bei hoher Restdünung ausgegangen wäre! Da spricht man wohl von grober Fahrlässigkeit! Der Mechaniker hatte jedenfalls wenig freundliche Worte für die Mitarbeiter von Navigare Yachting übrig. Nachdem er die Schläuche wieder in den Orignalzustand gebracht hatte, räumten wir das Boot auf, und putzten den ganzen Dreck weg. Der Tankwagen befüllte uns mit 343L Diesel. Da wir eigentlich nach Paros wollten, es aber schon wieder nach 15:00 war, hätte das wieder eine Nachtankunft bedeutet. Da mit fast 3m Tiefgang der kleine Hafen wohl nicht in Frage kam, und das Wetter eher bewölkt war, wollten wir uns, ein Ankern in einer uns unbekannten Bucht bei Dunkelheit nicht antun. Deshalb beschlossen wir den restlichen Nachmittag und Abend auf Ios zu bleiben und am nächsten Tag nach Sifnos weiterzufahren. Den Abend verbrachten wir mit einem Sundowner und anschließendem Abendessen, in dem spektakulären und sehr empfehlenswerten Liostasi Hotel samt Restaurant.
Herrliches Segeln bei gut 20kn Wind und 1,5m Welle. Die Hanse 540 macht in solchen Bedingungen wirklich Spaß und ist dabei sehr gutmütig. Nach ca. 30sm Segeln hart am Wind, legten wir uns mit Anker und Landleinen in eine einsame Bucht im Süden von Sifnos. Mittlerweile hatte der Wind alle Wolken vertrieben und es gab einen wunderbaren Sternenhimmel zu bestaunen.
Nach einem morgendlichen Bad in der Bucht und einem guten Frühstück, machten wir uns knapp vor Mittag auf den Weg nach Kythnos. Nach knapp 48sm (davon 8sm unter Motor) herrlichstem Wetter und wunderbarem Segeln bei ca. 20kn hart am Wind, liefen wir zum Sonnenuntergang in die Bucht von Apokrisi ein. Da die umliegenden Lokale (3 an der Zahl), leider noch nicht geöffnet waren, aßen wir wieder an Bord.
Nach einer sehr ruhigen Nacht, morgendlichem Bad und Frühstück, hieß es nun leider zurück in den Ausgangshafen. Noch einmal herrliches Wetter und Segeln bei moderaten 12-15kn Wind. Anlegen gegen 17:30 Ankunft in der Marina Lavrion, wo der versprochene reservierte Platz an der Südmole (wegen dem fehlenden Bugstrahlruder) natürlich nicht vorhanden war. Deshalb sollten wir unorthodox mit dem Bug voraus zwischen 2 anderen Booten anlegen, was auch problemlos klappte. Der Checkout dauerte über 2 Stunden. Am Anfang haben die Mitarbeiter von Navigare Yachting noch gewitzelt und gelächelt, als die Mängelliste aber so lang wurde, dass das Formular nicht mehr ausreichte, verging ihnen der Humor. Als Ausgleich für all die Unannehmlichkeiten, sollten wir für 2 leicht beschädigte Blöcke am Mastfuß, sowie für eine aufgeriebene Schot der Selbstwendefock nichts bezahlen (die Blöcke waren bereits vorher beschädigt die Plastik Seitenteile waren zum Teil abgerissen und konnten deshalb nicht die richtige Position halten; in der Folge wurde die Schot der Selbstwendefock aufgeschnitten Gott sei dank erst am letzten Tag). Fazit: Tolles Boot, schlecht bis sehr schlecht gewartet, und das am Beginn der Saison. Überhaupt hatte man den Eindruck, auf wenig einsatzfreudiges und wenig kompetentes Personal zu treffen. Freundlichkeit alleine hilft über diese gravierenden Mängel leider nicht hinweg. Auch beim Gespräch mit einer anderen Crew, hörten wir von ähnlichen Missständen. Wir waren vor 5 Jahren schon mal bei Navigare in Lavrion, dort mit schwedischen Mitarbeitern. Der Eindruck war sehr positiv, äußerst kompetent, sehr genau, fast schon pedantisch. Ansonsten hatten wir eine tolle Woche mit guten Segelbedingungen, großteils schönem Wetter und vielen neuen Eindrücken. Wir werden auf alle Fälle zurückkehren.