Canouan
Tag 8 am 10 März, 2016
Donnerstag hatte der Wind auf Nordost gedreht und deutlich zugenommen. Für unsere Überfahrt nach Canouan hatten wir fast Rückenwind der Stärke 5 bis 6. Wir sind nur mit unserem großen Vorsegel, der Genua, gesegelt. Segeln mit Wind von hinten ist deutlich angenehmer als hart am Wind. Dadurch, dass sich der wahre Wind und der Fahrtwind teilweise aufheben, pfeift es an Bord nicht so. Wenn die Wellen von hinten zuerst das Heck anheben, surft man manchmal auf ihnen ein Stück mit, bevor sie das Boot überholen. Allein mit der Genua haben wir 6 Knoten Fahrt gemacht und wenn Welle-runter-Surfen und Böe dazukamen, waren es schon mal 10.
Bei Wind genau von hinten, dem Vorwindkurs, kann man ja auch noch das Großsegel dazu nehmen und die beiden Segel nach verschiedenen Seiten ausstellen. Aber jeder, der schon mal den sogenannten Schmetterling gesegelt ist, weiß, wie schwer der Kurs zu halten ist und wie leicht das Boot aus dem Ruder läuft. Meistens rechtfertigt der Gewinn an Geschwindigkeit das Mehr an Stress nicht.
Wir sind zunächst an die Südküste von Canouan gefahren und haben uns dort eine Bucht, die Friendship Bay, zum Schnorcheln gesucht. Aber der Wind hatte noch zugenommen und war auch in der Bucht deutlich zu spüren. Das Wasser dort war ziemlich in Bewegung und hatte vom Untergrund so viel aufgewühlt, dass die Sicht unter Wasser auf zwei Meter geschrumpft war. Da macht auch das Schnorcheln keinen so richtigen Spaß mehr. Immerhin lag unser Schiff ruhig und sicher, so dass wir Siesta halten konnten. Als die Sonne sich dem Westhorizont zuneigte, sind wir in die Hauptbucht von Canouan, die Charlestown Bay umgezogen.
Mit der Charleston Bay verbinden uns alte Erinnerungen. Als wir vor 20 Jahren das erste Mal da waren, hat unser damaliger Skipper Erich dort geankert. Wir hatten an der Bar schon ein paar Drinks genommen, als ein Einheimischer uns ganz aufgeregt fragte, ob das unser Boot ist, das da gerade abtreibt. Die Einheimischen hatten sich der Sache schon angenommen und waren gerade dabei, den Kahn an eine Boje zu legen. Damals ging mich das alles noch nicht richtig was an, aber diesmal sind wir lieber gleich an eine Boje gegangen.
Vor 8 Jahren war ich nochmal hier. Von daher kannte ich die Bucht als eine, in der man sehr ruhig liegt und im Restaurant am Strand sehr gut essen kann. Nicht so diesmal. Der Wind hatte Wellen aufgebaut, die von Norden kamen und auch in die Charlestown Bay reichten. Beim Festmachen an der Boje hatten wir noch Schwell von gut über einem Meter, was das Manöver schwierig gestaltete. Als das Boot endlich fest war, schaukelte es mächtig, so dass wir Mühe hatten, an Bord zu laufen. Vor Sonnenuntergang wollten an Land gehen. Schon das Einsteigen in das Dingi war sehr sportlich. Am Steg vor dem Restaurant angekommen stellten wir fest, dass die Leiter zum Aussteigen schon in der Brandung lag und es vor der Brandung am Steg zu hoch war. Naja, meistens jedenfalls. Wenn gerade eine Welle kam, waren wir mit dem Dingi fast auf Stegniveau, sonst einen Meter darunter. Gerdi, unser Dicker, hat gestreikt und wollte zurück. In Anbetracht der Tatsache, dass die Rückfahrt im Dunkeln hätte stattfinden müssen, haben wir alle unseren Anlandeversuch abgebrochen. Wir sind zurück zum Schiff gefahren und haben unsere Vorräte geplündert.