- Segelyacht
- 2018
- 11 m
Dufour 382 Grand Large
Faial, Azoren
- 8 Kojen
- 3 Kabinen
- 2 WC
Törnbericht Azoren The Atlantic is not for the faint-hearted Die letzten 20 Jahre waren wir mit einer gut eingespielten Crew mehr oder weniger überall im Mittelmeer unterwegs. Und auch wenn es viele schöne Reviere im Mittelmeer gibt, kam doch beim letztjährigen Törn Abschlussabend der Wunsch nach etwas ganz Neuem auf. Die Azoren sollten es sein. Das Mekka der West-Ost Atlantik Überquerer mitten im weiten Atlantik. Natürlich gab es Bedenken darüber wie anspruchsvoll segeln im offenen Ozean wirklich ist und wie das Wetter sein dürfte zu unserer angestammten Zeit Ende September/Anfang Oktober. Aber letztlich war der Plan mehrheitsfähig und wir haben bei Sail Azores in Horta 3 Boote gebucht und sind das Abenteuer angegangen. Und das Abenteuer beginnt bereits mit der Anreise! Daher hier ein paar Hinweise und Ratschläge. 1. Es ist von Deutschland oder Österreich möglich an einem Tag in Horta anzureisen. Es kostet zwar wirklich einen ganzen Tag aber man bekommt es hin. Der Rückweg ist aber ist relativ schwierig und ggf. muss man eine Übernachtung in Lissabon einplanen. 2. Die einzige Airline, die Horta anfliegt (SATA) kooperiert nur mit TAP. Das gilt insbesondere für die Weiterleitung vom Gepäck. Daher empfiehlt es sich wenn irgend möglich mit der TAP nach Lissabon zu fliegen. Andernfalls muss man um in Lissabon sein Gepäck abzuholen und neu bei SATA einzuchecken mindestens 3 Stunden einplanen!! 3. Aus dem gleichen Grund (Kooperation TAP-SATA) sollte man auch auf jeden Fall versuchen den Flug als ein Ticket buchen. Macht man das nicht dann bleibt man auf den Kosten der Umbuchung sitzen wenn man den Flug nach Horta in Lissabon verpasst oder die SATA es nicht schafft einen pünktlich nach Lissabon zu bringen. Und das Risiko ist nicht zu unterschätzen. Wir sind bei der Abreise mit der kompletten Crew in Horta gestrandet weil unser Flug wegen zu viel Wind gestrichen wurde. Es hat dann z.B. in meinem Fall 2 volle Tage länger gedauert bis ich zuhause war. D.h. man sollte für die An und Abreise auf jeden Fall ein bisschen Reserve einplanen. Lohnt sich der weite Weg und der Aufwand? Wir fanden auf jeden Fall!! Die Azoren sind landschaftlich bemerkenswert schön die Menschen dort authentisch freundlich Essen und Getränke sehr preiswert (wo bekommt man schon einen Gin & Tonic für 2,9Euro) Hafengebühren sehr preiswert (z.B. 3 Boote inklusive Landstrom und Duschen für 10 Crewmitglieder 50 Euro, für alle 3 Boote wohlgemerkt) Die Marinas sind gepflegt und die Hafenmeister freundlich Es ist (zumindest im Spätsommer und Herbst) nirgendwo überfüllt. Im Mai und Juni sieht es ganz anders aus weil die Atlantik Überquerer alle zu der Zeit in Horta eintreffen. Und last but not least, segeln im Atlantik rockt! Was man wissen sollte: Die Distanzen zwischen den Inseln sind groß. Und meistens gibt es nur einen oder maximal 2 Häfen pro Insel. Je nach Windrichtung und Stärke kann es schwierig werden. Uns ist es z.B. nicht gelungen gegen 25 Knoten Ostwind innerhalb eines Tages nach Terceira zu kommen. Ggf. muss man hier einen Nachttörn einplanen. Das Wetter kann sehr wechselhaft sein und man sollte auf alles vorbereitet sein
Die Crew war bereits am Freitag Abend angereist und wir hatten den ersten Abend genutzt um unser Wiedersehen mit Gin &Tonic in Peter´s Café Sport und Dinner im Genuino in Porto Pim zu feiern. Am Samstag früh haben wir dann Nikolau, den Eigner von SailAzores und seine Crew in der Marina getroffen um unsere Boote (2 x Dufour 381 und 1 x Dufour 460) zu übernehmen. Die Betreuung durch SailAzores ist übrigens sensationell. Sie beinhaltet u.a.: Kostenlosen Transfer vom und zum Flughafen. Transfer der Einkäufe vom Supermarkt zur Marina. Ausgiebiges Chartbriefing bezüglich der verschiedenen Marinas Unterstützung bei der Törnplanung und Umsetzung. Nikolau ruft in den Marinas an und arrangiert, dass Magnetkarten, die benötigt werden um auf den Steg zu kommen hinterlegt werden wenn der Hafenmeister bei Ankunft schon Feierabend hat. Nach Erledigung der Einkäufe und Einweisung in die Boote war unser Plan eigentlich gewesen noch schnell die 4 Meilen hinüber nach Porto do Madalena auf Pico zu segeln. Nikolau hat dann allerdings nach telefonischer Rücksprache mit dem Hafenmeister davon abgeraten weil viel zu viel Schwell im Hafen sei. Wir sind dann in Horta geblieben und ausgezeichnet im Restaurant Tasca O Capitolio gegessen. (eine dicke Empfehlung!)
Der Wetterbericht für Sonntag war eigentlich gut. Sonne und maximal 20 Knoten Wind aus Nordost. Aber bereits im Laufe der Nacht hatte der Wind stark zugelegt und am Sonntag morgen bot sich der Canal do Faial mit 25 bis 30 Knoten Wind und beeindruckender Welle dar. Velas unser Tagesziel lag 22 SM genau gegen den Wind. Wir haben dann bis zum Mittag gewartet, wie sich die Lage entwickelt und schließlich den Entschluss gefasst in Horta zu bleiben da die Windvorhersage für Montag deutlich besser war. Man kann es ganz gut ein paar Tage in Horta aushalten. Eine Inselrundfahrt, entweder mit dem Taxi oder mit gemieteten Scootern lohnt sich für so einen Fall.
In der Früh Wind aus Nordost, 5-7 Knoten, kaum Welle bei der Abfahrt Richtung Velas auf der Insel Sao Jorge. Nach ca. 1 Stunde hat es denn immer weiter aufgefrischt bis es dann am Ende wieder 20-25 Knoten Wind waren und wir sind durch eine schöne lange Atlantik Dünung nach Velas aufgekreuzt. Ein Traumtag mit schönem Wetter und anspruchsvollem Segeln. Die Ansteuerung nach Velas ist sehr einfach und die Marina liegt quasi rechts hinten, hinter einem extra Wellenbrecher im Hafen. Dort findet man Schwimmstege, teils mit Fingern und liegt sehr ruhig, geschützt vor einer beeindruckenden Lava Felswand. Die sanitären Einrichtungen sind sehr gepflegt und sehr gut zu erreichen. Der Ort ist sehr nett und direkt bei der Kirche gibt es ein Restaurant, das preiswert und empfehlenswert ist. Am Ortsrand gibt es eine Art natürlichen Pool im Atlantik wo man sehr schön schnorcheln und schwimmen kann.
Das Wetter am Dienstag morgen war sehr ähnlich wie am Montag und wir haben uns zeitig auf den Weg gemacht in der Hoffnung, dass wir die 50 Meilen nach Terceira schaffen. Leider hat dann der Wind auf Ost gedreht und wieder auf 25+ Knoten zugelegt. Durchsetzt mit einigen heftigen Regenschauern. Am Ostende von Pico mussten wir einsehen, dass es hoffnungslos ist bei den Bedingungen noch bei Tageslicht Terceira zu erreichen und haben uns für Lajas do Pico als Tagesziel entschieden. Das liegt an der Südküste der Insel Pico. Die Ansteuerung dort ist ein wenig tricky und Nikolau hatte extra darauf hingewiesen, dass wir es nur bei Flut versuchen sollten. In der Realität hat es sich dann aber als recht einfach heraus gestellt. Das Fahrwasser ist klar betonnt und wenn man keine Ecken abschneidet, dann hat man immer reichlich Wasser unter dem Kiel. Die Marina selbst ist sehr klein und bietet nicht viel Platz für größere Boote. In der Saison würde ich dringend empfehlen sich vorher zu erkundigen, ob es Platz gibt. Der Ort selber ist sehr malerisch und man hat eine sensationelle Aussicht auf den Berg Pico. Insbesondere bei Sonnenuntergang.
Die Windvorhersage hat auch weiterhin Ost bis Nordost angesagt, so dass Terceira unerreichbar blieb. Damit hatte sich dann einer der Nachteile der Azoren manifestiert. Es gibt wenige Häfen und bei den vorherrschenden Bedingungen kamen für uns eigentlich nur Horta und Velas in Frage. Wir haben uns dann entschlossen die Insel Pico komplett zu umrunden und wieder nach Velas zu fahren. Anfangs im Dauerregen der Wolken, die sich 2534m hohen Pico abregnen aber ab dem Faial Kanal dann wieder im schönsten Wetter bei 10 20 Knoten Wind.
Wind, man ahnt es schon, aus Ost. Da wir Freitag wieder in Horta sein mussten, war damit klar, dass wir Terceira in diesem Urlaub nicht erreichen werden. Was schade war, da es angeblich der schönste Hafen auf den Azoren ist. Am Ende haben wir uns dafür entschieden einfach tagsüber ein bisschen segeln zu gehen und Abends nach Velas zurück zu kehren.
Wind aus Nord Ost mit 20 30 Knoten. Das heisst raumschots zurück nach Horta. Eine schnelle und lebhafte Fahrt bei Sonnenschein. Der Atlantik zeigt sich noch einmal von seiner schönsten Seite. Anleger in Horta ein bisschen knifflig bei 30 Knoten Wind von der Seite aber am Ende liegen wir wieder fest im Heimathafen von SailAzores. Froh, dass wir rechtzeitig in Velas gestartet sind, denn der Wind hat dann im Laufe des Nachmittags bis auf 40 Knoten (im Hafen!) zugelegt und die ganze Nacht durch geblasen.
Samstag: eine sehr entspannte und freundliche Übergabe mit Nikolau und seinem Team und dann ab zum Flughafen. Dort dann die Erkenntnis, dass der Flug nach Lissabon wegen Starkwind gestrichen ist und eine weitere Nacht in Horta. Die Crew ist dann in verschiedenen Gruppen nach und nach von SATA ausgeflogen worden. Ich als letzter am Montag über Ponte Delgada. Resümee: es ist kein Revier für Anfänger und man sollte Erfahrung mit Schwerwetter mitbringen. Die Windvorhersagen von Windfinder und Windy waren im wesentlich zuverlässig, sind aber regelmässig leicht nach unten abgewichen. D.h. es war in der Realität mehr Wind, als angesagt. Wenn es ungünstig läuft, so wie bei uns, dann sieht man in der Woche wirklich nur 3 Häfen und man sollte kein Problem damit haben einen Hafentag kreativ anderweitig zu nutzen Man kann traumhaft segeln in einer Umgebung die spektakulär schön ist. Wir haben mehrfach größere Delphin Gruppen beobachtet und mit etwas Glück kann man auch größeren Walen begegnen Es ist im besten Sinne des Wortes preiswert dort Urlaub zu machen Unterm Strich eine lohnende Alternative zu dem üblichen Mittelmeer Einerlei wenn man mit den Nachteilen leben kann.