- Segelyacht
- 2023
- 13 m
Jeanneau Sun Odyssey 440
San Miguel, Teneriffa
- 9 Kojen
- 4 Kabinen
- 2 WC
Erstmals im Atlantik Segeln - Das war der Grundgedanke unseres Törns. Sich wenigstens schon mal die Ausgangshäfen der Atlantiküberquerer ansehen. Mit Ende 40 braucht man Stoff zum Träumen. Meine Frau und ich, ein befreundetes Paar und ein weiterer Freund, das war unsere Mannschaft auf einer 13 Jahre alten Beneteau Oceanis 473. Gut informiert gingen wir an den Start. Lesen vieler Reiseberichte, Ortsbesichtigungen via Google Steet View und natürlich mit Segelinformationen aus www.skipperguide.de sowie aus dem Standardwerk für die Kanarischen Inseln, "Atlantic Islands" von Anne Hammick (5. Auflage 2011). Obwohl wir natürlich das Segeln um die Kanarischen Inseln als Herausforderung sahen, muss mann wissen, dass der Schwerpunkt unserer Reisen immer das gute Leben und die kulinarischen Erlebnisse waren. Bei meinen Vorbereitungen habe ich bemerkt, dass uns mangels geschützter Ankerplätze und Ankerbuchten doch ein etwas anderer Urlaub erwarten würde, als wir dies aus Segeltörns in Kroatien, Griechenland und der Türkei bisher kannten. Statt dessen Strecke machen um die nächste Marina zu erreichen. Aber wir wollten ja die "enge" des Mittelmeers überwinden. Andere Dinge kennenlernen und nicht die bisherigen "Kringeltörns" wiederholen.
Mit einem Taxi für 70.- wurden wir fünf nach unserer Ankunft am Flughafen Teneriffa Süd bequem nach Radazul getendert. Nach einer guten halben Stunde waren wir in unserem Heimathafen. Der Vercharterer Alboran ist gut organisiert. Mit Englisch findet man sich gut zurecht und wenn einem die entsprechende Vokabel mal nicht einfällt, so geschah es uns, wechselt der beflissene Techniker und Einweiser einfach auf die Sprache Deutsch. Das kann man für die Kanaren nicht verallgemeinern - wir hatten da einfach nür Glück, aber mit Englisch und gutem Willen kamen wir überall zurecht. Bereits in der Nähe der Marina befindet sich der nächste Supermarkt. Lokale gibt es vier Stück in der Marina. Mischungen aus Cafes, Bars und Restaurants (spanisch) sowie ein Italiener. Dass die ansässigen Spanier selbst dort essen war für uns ein Qualitätsversprechen.
Mit raumen Wind ging es von Radazul in Richtung Marina San Miguel. Nach anfänglichen 3 steigerte sich der Wind auf die vorhergesagten 4 bis 5 Windstärken. Im unteren Drittel der Insel Teneriffa kam dann noch die Düse hinzu. Cirka 2 Windstärken kann man in diesen Bereichen zur prognostizierten Windvorhersage hinzurechnen. Mit Spitzen über 37 Knoten Wind (Windstärke 8) segelten wir dahin. Ist man darauf vorbereitet ist auch dies kein großes Problem. Die ungewohnt hohen Wellen, welche durch den Wind entstehen, flößen dennoch Respekt ein. Laut unserer Wetterdaten waren es "nur" 1.4 Meter. Gefühlt waren sie so hoch wie ein Einfamilienhaus. Mit vorheriger Anmeldung via Funk landeten wir in der geschützten Marina San Miguel. Man liegt entweder am langen Schwimmsteg am Breakwater oder an einem der eingangsseitig ersten Pontons, zumeist rückwärts. Das Marinapersonal ist sehr hilfsbereit. Die sanitären Einrichtungen sind sauber. Für die Nacht bezahlt man etwas um die 30.-. Dies richtet sich nach der Schiffsgröße. Will man am Abend noch einen kleinen kulinarischen Höhepunkt erleben, lohnt es sich einen kleinen Fußmarsch in Kauf zu nehmen. Marschiert man von der Marina aus in Richtung Osten und überwindet die touristisch geprägten Nachbarbuchten, so kommt man nach etwa 15 bis 20 Minuten zum Fischerhafen Los Abrigos. Eine Einkehr in das Restaurant "Perlas del Mar" kann ich jedem ans Herz legen.
Die Überfahrt nach San Sebastian auf La Gomera mussten wir weitgehend unter Motor tätigen. Der Wind kam weite Strecken aus westlicher Richtung - Dort lag auch unser Ziel. Vor dem Küstenabschnitt von Los Christianos tummeln sich Grindwale, welche von vielen Wale-Watching Booten beobachtet werden. Für uns noch beeindruckender waren bei der Überfahrt nach La Gomera die vielen Delfine, welche unser Schiff begleiteten. Von allen Seiten kamen plötzlich Delfine angeschnellt, lieferten sich mit unserem Schiff ein Wettrennen und genossen es in unserer Bugwelle zu schwimmen. Die Marina San Sebastian liegt gut versteckt am Ende des großen Stegs für die Fährschifffahrt. Die Gastplätze liegen im östlichen Teil der Marina, gleich nach der Einfahrt. Auch hier haben wir vorher unser Kommen per Funk angekündigt. Es ist ein sehr schön gelegener Hafen mit schönen sanitären Einrichtungen. In der Nachbarschaft ist gleich der erste Badestrand. Am Abend ging es dann in San Sebastian in das Restaurant "La Tasca". Es liegt in der Ruiz de Padron.
Wenn genug Zeit ist, sollte man sich einen Inseltag auf La Gomera gönnen. Die von der Meerseite eher karg wirkende Insel zeigt sich im Hinterland mit grünen Landschaften. Der Nationalpark kann mit dem Auto durchfahren werden. Zahlreiche Wanderwege bahnen einem den Weg durch den Lorbeerblätterwald. Auf der Westseite, am nördlichen Ende von Valle Gran Ray ist ein wunderschöner schwarzer Sandstrand mit dem Namen Playa del Inglés, umgeben von schroffen Vulkangestein. Um den Tag abzurunden besuchten wir am Abend in San Sebastian, Ruiz de Padron, das rustikale Restaurant "El Pajar". Der Fisch wird vom Restaurantbetreiber teilweise selbst gefangen.
Bereits am Vortag hatten wir Valle Gran Rey mit dem Auto besucht. Für das Schiff gibt es Anlegemöglichkeiten an den Hafenmauern. Hier ist aber die Tide zu beachten. Nachdem der Wind aus nördlicher Richtung wehte, wagten wir ein Nacht vor Anker zu verbringen. Wir lagen sicher im Bereich von 10 bis 5 Meter Wassertiefe. Hier besteht der Ankergrund aus Sand. Im Bereich der 5 Meter Wassertiefe sollen laut Literatur vermehrt Felsblöcke am Grund liegen. Aus Angst, dass sich unser Anker darin verkeilen könnte, blieben wir deshalb etwas ausserhalb. Die Nacht war etwas unruhiger als erwartet. Strömung und Wellen kamen aus unterschiedlicher Richtung, wodurch wir etwas durchgeschaukelt wurden.
Am vorletzten Segeltag traten wir die Rückreise nach Teneriffa an. Die Fahrt um die Südspitze von La Gomera führen wir mit Maschine. Es schien ein windarmer Tag zu werden, obwohl 3 Windstärken vorhergesagt waren. Nachdem im Südosten von La Gomera endlich der Verklicker in Nordrichtung zeigte, hissten wir unsere Segel. Das war etwas zu voreilig. Wir vergaßen in unserer Euphorie die Düse, welche östlich von San Sebastian den Wind um rund 2 Windstärken erhöht. Nachdem wir die Segel gerefft hatten und abwechselnd Ölzeug überzogen, meisterten wir aber auch diese Passage und konnten vor der Südwest-Küste von Teneriffa in Begleitung von Delfinen wieder ruhigeres Fahrwasser besegeln.
Dass die Rückreise nach Radazul kein Spaß wird, war uns von vornherein klar. Über 30 Seemeilen gegen den Wind. Für das Kreuzen reicht dazu ein Segeltag nicht aus. Zumal wir am Abend bis spätestens 18 Uhr mit betanktem Schiff in der Marina sein sollten und den Checkout machen mussten. Denn am nächsten Tag ging es mit dem Flugzeug nach Hause. Also fuhren wir mit Maschine. Im Düsenbereich südöstlich vor Teneriffa erhöhte die Düse die Windstärke auf 5. Mit leicht gesetzem Groß konnten wir das Schiff etwas stabilisiern, so dass das Geschaukel erträglich war. Insgesamt war es dann aber doch noch eine relativ ruhige Fahrt, welche mit einem entspannten Abend beim Italiener in der Marina Radazul Ihren Abschluss fand.