- Segelyacht
- 2023
- 13 m
Jeanneau Sun Odyssey 440
Belgien
- 10 Kojen
- 4 Kabinen
- 2 WC
Besatzung: 6 Männer zwischen 36 und 67,wir kennen uns seit ein paar Törns. Anreise: PKW aus NRW und NDS. Schiff: SO 439 (Upgrade). Strecke: 158 sm lt. Logbuch. Wind: zwischen 6-7 Bft. und 0-1 Bft. Strömungen: bis zu 2,5 Kn. Dünung: ca. 2 m. Wellen: max. 1,5 m. Wetter: Regen, Sonne, Nebel. Motor. ca. 20 h. Verbrauch 31,0 l Diesel.
Anreise ab 09.00 Uhr möglich, wir erscheinen alle so um 14.30 Uhr. Große Überraschung, eine SO 409 liegt nicht am Steg von Altair-Yachting, sondern eine SO 439! Einen Meter länger, dafür 10 cm tiefer und satte 54 PS aus einem Yanmar-4-Zylinder. Wir sind alle etwas ehrfürchtig, Übernahme des Schiffs unkompliziert, Einweisung durch Luc erfolgt in flämisch-deutsch-englisch. Da es schon spät ist, der Wind morgen besser wehen soll und die Gastronomie erst in der kommenden Woche startet essen wir mitgebrachtes Essen an Bord und bleiben die erste Nacht in Nieuwpoort. Bei 8 Kojen findet jeder sein Plätzchen.
Ablegen 10.45 Uhr bei West 4 Bft., bedeckt, Böen bis 6 Bft. Kaum stecken wir den Bug aus der Hafeneinfahrt heraus merken wir schon die heftige Dünung, die uns bei mitlaufender Strömung, auflaufendem Wasser und bis auf 6-7 Bft. steigend , in Böen 8 bis nach Oostende, 14.35 Uhr, in den Mercatorhafen http://www.mercatormarina.be schiebt. Dort liegt man hinter einer Schleuse und zwei Klappbrücken gezeitenunabhängig mitten in der Stadt und gegenüber des Bahnhofs sowie der Kusttram-Station. Hier in Oostende ist's sonnig bis heiter, wir laufen nach dem Ölzeug übergangslos in Shorts herum und besuchen ein griechisches Restaurant (-, schon vergessen) und danach eine Strandbar (++, Polé Polé Beach). Beim Spaziergang zur Hafenmole erhalten wir kostenlose Bein-Peelings, der Sandstrand-Sand mutiert zum Flugsand, denn der Wind bläst weiterhin heftig. Oostende scheint sich auf Massentourismus festgelegt zu haben.
Was gestern fast zu viel an Wind und Dünung war ist nun heute so gut wie eingeschlafen, wir liegen bei ca. 6-10 Kn Wind aus S und sitzen in Poloshirts im Cockpit, müssen uns wegen drohendem Sonnenbrand kräftig eincremen.. so segeln und motoren wir nach Dünkirchen und liegen dort zwar gezeitenabhängig, aber gut und (noch) preiswert am YCMN Dunkerque -> www.ycmn.com. Die Nacht ist recht ruhig und der Wind steht so günstig, dass der Dreck aus der Industrieanlagen (Stahlhütte, Kokerei) auf das offene Meer zieht. Gekocht wird an Bord und wir genießen einen echten Sundowner an Deck.
Wir legen um 09.00 Uhr ab bei NO-Wind zwischen 1-3, leider müssen wir deswegen meist "Motorboot" fahren. Die Sicht ist hervorragend, wir segeln knapp zwei Stunden, der Rest ist unter Motor. Die anfangs gute Sicht wird etwas schlechter, aber schon um 14.30 Uhr liegen wir am Schwimmsteg im nagelneuen Sportboothafen in Calais und mussten in dieser Zeit sogar noch 40 Minuten warten, um bei Hochwasser über den Schleusendrempel zu kommen-der Tiefgang! Der Reeds-Almanach ist Gold wert, Telefonnummern und Kanäle der Hafenmeister etc.-geballtes Wissen ist in ihm enthalten; man muss es nur finden. Auch die Befahrensregeln für das Calais-Fahrwasser sowie die Lichterführung- alles vorhanden. Die Anfahrt eines so stark frequentierten Fährhafens ist für alle ziemlich anspannend gewesen und wir waren froh, dass wir die Berufsschifffahrt zwar von Nahem gesehen haben, aber ihr nicht zu nahe kamen. Abends essen wir Fisch in der Brasserei de la mer, -www.brasseriedelamer.com- sehr empfehlenswert und nur 10 Minuten zu Fuß vom Hafen entfernt. Wir gehen dann zeitig ins Bett, denn morgen ist die für unseren Tiefgang maßgebliche Schleusenöffnung schon um 06.04 Uhr, danach könnte es knapp werden.
Die heute zurückzulegende Strecke wird ziemlich heftig. Das Barometer fällt, der Wind dreht von W auf SW und nimmt von 1-2 Bft. auf 3-4-Bft. stetig zu. Hinzu kommt eine unruhige See, Regenschauer und schließlich eine Sicht von ca. 1 Sm, wir hören vom Kanal sogar noch das Nebelhorn eines Frachters Die Ansteuerung von Boulogne hat etwas Surreales- wir kämpfen um den korrekten Kurs gegen Wind und bei auflaufendem Wasser in den Hafen zu kommen, während keine 500 m von uns entfernt auf einer Sandbank Strandsegler um die Wette fahren. Der "Port de plaisance" www.boulogne-marina.fr in Boulogne ist nach Calais die erste Möglichkeit auf der französischen Seite geschützt unterzukommen. Wir übernachten hier, gehen abends essen (Brasserie Hamiot, leider nur Durchschnitt) und werden morgen wieder zurückfahren. Zuvor besichtigen wir aber die befestigte Innenstadt Boulognes mit der imposanten Stadtmauer und wunderschönen Kirchen. Aber: hier geht's hoch und runter, man muss schon gut zu Fuß sein. Von unserm SKS-Törn kannten wir die Tiden aus Hooksiel und Helgoland, aber Boulogne schlug das um Längen- 8,81 m Hub (es war Springtide). Da werden die Schwimmsteg-Rampen schon zur alpinen Herausforderung-den Verfasser kostete es einen Badelatschen.
Um 12.10 Uhr geht es erst los, weil uns ab dann die Flut Richtung NO schiebt. Anfangs SSW 4-5 Bft. mit Regenschauern flaut der Wind ab auf 2-3, die See und das Wetter beruhigen sich etwas. Da wir die meiste Zeit Vormwindkurs segeln ist das Steuern etwas anspruchsvoll, weil die Dünung unter dem Schiff durchrollt- eine Patenthalse warnt uns rechtzeitig. Jeder Meter Schiffslänge mehr, den man hier hat lohnt sich für das Revier in jedem Fall! Schon um 19.32 Uhr liegen wir in Dünkirchen- das macht ca. 6,8 Kn im Schnitt. Dabei kam es uns gar nicht so schnell vor. Wir sind ziemlich erledigt und kochen die Reste auf. Insgesamt haben wir heute kaum motort, ca. 1 Stunde waren es gerade mal für ab- und anlegen, raus aus dem Hafen und wieder herein. Es war ein anspruchsvoller, aber schöner Segeltag.
Wir fahren gleich nach dem Frühstück los. Heute macht Rasmus kaum Wind, daher bringt uns der Yanmar nach Belgien. Da das Schiff bis 17.00 Uhr im Hafen sein soll wollen wir bis zu dem Zeitpunkt alle notwendigen Aufräumarbeiten erledigen. Das ist -mit Tanken- entspannt zu schaffen. Insgesamt hat der Diesel nur 31 l gebraucht, das ist aus unserer Sicht recht gering. Danach schaffen wir es sogar, eine wenig Nieuwpoort zu erkunden, der eine oder andere kauft Andenken für die Familie. Abends essen wir in der nunmehr geöffneten Brasserie im Hafen teuer, aber gut. Nun ist die Bordkasse leer.
Die Abgabe bei Altair wieder mit Luc läuft völlig entspannt und problemlos, das haben wir schon anders erlebt. Wir verabschieden uns von Nieuwpoort. Unsere Crew wird sich 2018 im nächsten Revier wiedersehen - Wörter wie Schweden, Rügen oder Fehmarn oder Elba sind zu hören.