- Katamaran
- 2023
- 11 m
Excess 11
Eivissa, Ibiza
- 10 Kojen
- 4+1 Kabinen
- 2 WC
Mal sehen wo der Wind herkommt ...
Den ersten Tag / Abend, verbrachten wir an Bord und lernten das Boot kennen. Es war nämlich nicht die angekündigte Dufour 385 Grand Large, sondern eine Hanse 445, Eignerversion. Hört sich erstmal gut an, aber der Eigner war wohl eher ein Marinanutzer. Dazu später mehr. Wir ließen uns viel Zeit beim Erkunden der Yacht, der Urlaub sollte ja nicht in Stress ausarten. ;-) Außerdem fehlten noch ein paar Kleinigkeiten, die der Vercharterer am nächsten Morgen lieferte. Also alles kein Problem. Für diesen Urlaub hatten wir uns entschieden, den Törn komplett nach dem Wind auszurichten. Sprich, wir wußten noch nicht genau, wo es hingehen würde. Der Wetterbericht hat dann eine Entscheidungshilfe gegeben.
Am ersten Tag kamen wir kurz vor Mittag endlich los (ja im Urlaub schläft man lange ;-) Wir waren die letzten am Steg (wird gleich wichtig) und dachten, dann ist das Ablegen mit der nicht-eingespielten Crew ja kein Problem. Also Motor an, Bugstrahlruder für alle Fälle mal eingeschaltet (später wußte ich, daß das ein Synonym für "Ausgeklappt" war) und Leinen los. Muring und Achterleinen fallen, Skipper gibt minimal Fahrt voraus und legt Steuerbordruder. So gleiten wir langsam weg vom Pier und alle sind happy. Bis auf die Leute am Pier die plötzlich wie wild mit den Armen wedeln und irgendwas von Muring rufen. Was war passiert? Anscheinend haben wir mit dem ausgefahrenen, aber unbenutzten Bugstrahlruder die Muringleine erwischt. Hier war es anscheinend von Nachteil, daß neben uns keine Yachten mehr lagen und wir sofort Ruder legen konnten. Es ist auch hilfreich wenn man versteht, wie das Bugstrahlruder prinzipiell funktioniert. Bei diesem Modell fährt nämlich das Ding aus dem Rumpf nach unten heraus und da kann sehr leicht was hängenbleiben. Wenn wir erst noch ein paar Meter geradeaus gefahren wären, wäre hier gar nix passiert. Also wir zurück parallel an den Steg und mit Hilfe der Jungs vom Vercharterer haben wir die Muringleine befreit. Als dieser erste Schreck überwunden war, machten uns auf den Weg nach Es Trenc, um später von dort Richtung Portocolom zu fahren. Also aus der Bucht von Palma rausgekreuzt und auf nach Osten. Als wir aus der Bucht von Palma rauskommen, ändern sich plötzlich die Verhältnisse. Auf einmal haben wir fast einen Meter Welle und der Windmesser zeigt 22 kn wo die Wettervorhersage von 10 kn sprach. Oops. Was tun? Erstmal schnell beide Reffs einbinden. Vor Anker gehen bei süd-östlichen Winden in der Nähe von Es Trenc ist bei diesem Wellengang kein Spaß und eine Reservierung in den Marinas haben wir auch nicht. Vielleicht würden wir ja einen Platz kriegen, aber jetzt noch weiterfahren, um dann festzustellen, daß wir keinen Platz kriegen, ist auch blöd. Außerdem war die Bucht von Palma ja ruhig, also drehen wir um und gehen in Cala Blava an eine Muring. :-) Erster Abend. Puuhhh ....
Da das Wetter so bleiben sollte wie am Vortag, nur die Wellen würden noch höher werden, entschieden wir Richtung Westen zu fahren. Also war der nächste Stop Santa Ponsa. Kannten wir schon von früheren Trips. Ein, zwei Schläge durch die Bucht von Palma und schon waren wir da. Fast jedenfalls, denn aufgrund unseres extrem kleinen Wassertanks (250 Liter für 6 Personen), mußten wir bereits am zweiten Segeltag irgendwo Wasser bunkern. Das ist der Nachteil der Eignerversion der Yacht. Die haben einfach den vorderen Wassertank weggelassen, damit der Eigner mehr Platz hat (Mannomann :-( Port Adriano lag auf dem Weg, also haben wir einen kleinen Abstecher dorthin gemacht. Später lagen wir dann vor Anker in Santa Ponsa. Der dritte Versuch hielt dann auch ;-)
Da wir alle noch nie die Westseite von Dragonera gesehen hatten, beschlossen wir diesmal um die Insel herumzufahren, statt wie sonst durch die Engstelle. Der Wind war gut und so sind wir mit insgesamt nur kurzer Motorzeit einmal drumherum gefahren (bei Ostwinden ist die Westseite dann doch irgendwie ungünstig, was Wind angeht ;-) In St. Elm gingen wir dann an eine Muring, weil's einfacher war.
Für den nächsten Tag haben wir uns Port de Soller vorgenommen, da die Windvorhersage so war, daß wir eigentlich in der Lage sein müßten, dort unter Segeln hinzukommen. Hat fast geklappt, aber der Motor mußte zwischendurch trotzdem hinzugenommen werden. In Port de Soller angekommen, mußten wir schon wieder Wasser bunkern (250 Liter ... lächerlich). Danach wollten wir dann im Hafen vor Anker gehen. Im Sommer ist es aber so, daß die Hafenmeisterei einen Schwimmsteg ausbringt der im Hafenhandbuch nicht verzeichnet ist. Wir also in den Hafen auf der Suche nach der Tankstelle, weil wir dachten, da kriegen wir bestimmt irgendwo Wasser. Keine Tankstelle in Sicht, nur viel Verkehr von vorn und hinten. Plötzlich sieht der Skipper an Steuerbord eine riesige Lücke am Schwimmsteg und entscheidet, einfach dort rückwärts einzuparken um dem auslaufenden Touristenkahn aus dem Weg zu gehen. Klappt super und nun liegen wir am Steg. Kurze Frage an die Jungs vom Hafen, was der Platz kostet (ich mache mich schon für eine unangenehme Überraschung bereit) und höre "ca. 60 Euro". Das hätte auch schlimmer sein können. Da die Wettervorhersage für die Nacht stärkere Winde ansagen, bleiben wir einfach am Steg liegen.
Von Soller ging es mit wenig Wind und zum Teil unter Motor zurück an der Westküste bis Dragonera. Ab da hatten wir wieder Wind und konnten einen schönen Schlag raus machen bevor wir Richtung Camp de Mar abbiegen mussten. Dort sind wir vor Anker gegangen und haben das Schiff abends auch nicht mehr verlassen.
Am letzten Tag sind wir fast ausschließlich gesegelt. Nicht mit übermäßig viel Wind, aber es war ein gemütliches Dahindümpeln auf einem Raumschotskurs Richtung Marina de Palma. Das Einparken am Steg war völlig easy, da der Wind aus der richtigen Richtung kam und wir uns nicht zwischen zwei Yachten schieben mußten. Schöner Abschluß für den Skipper, der froh war, daß er den Kahn ohne Schäden und mit intakter Crew wieder zurück gebracht hat. Abends waren wir im "Appetite" in Palma essen (unter anderem Cevice aus einer Kokosnuss als Schale). Kann ich sehr empfehlen. Es ist in der Carrer de Sant Magí 68 in Palma. Tripdaten: 153 Seemeilen, 17,1 Motorstunden