- Segelyacht
- 2023
- 15 m
Dufour 470
Krk, Kvaner Gulf
- 10 Kojen
- 4 Kabinen
- 4 WC
Zum dritten Mal bin ich mit meiner Crew unterwegs. Nach Istrien und Kvarner 2012, den Kornaten 2013 haben wir uns nun das Revier zwischen Split und Korcula vorgenommen.
Der Flug nach Split Airport und die Ankunft in der Marina verläuft problemlos. Zwei "Privat"-Taxis bringen uns zur Marina. So sparen wir immerhin 10,00 gegenüber dem regulären Taxi. Eine durchaus empfehlenswerte Alternative! In der Marina stoßen die beiden Crewmitglieder zu uns, die rund um den Segeltörn eine kleine Motorrad-Kroatienrundfahrt geplant hatten. So sind wir vollständig und können auch sofort auf unser Boot. Bis zum Check-In dauert es wegen einer Reparatur an einem anderen Boot deutlich länger als erwartet und versprochen. Der Check-In selbst verläuft aber ordentlich. Das Boot (Elan 4444) macht einen guten Eindruck, auch wenn innen viiiiiiiiiieeeeeeel zu wenig Stauraum vorhanden und nirgends ein Haken zu finden ist, an dem man mal ein Geschirrhandtuch aufhängen könnte, ganz zu Schweigen von Möglichkeiten, Jacken aufzuhängen o.ä. Technisch scheint auch alles zu stimmen, lediglich die Positionsleuchten haben einen Wackelkontakt, der aber im Rahmen des Check-In behoben wird. Abends bringen uns Silvio und sein Kumpel (unsere Taxifahrer vom Nachmittag) auch in die Altstadt von Split und holen uns dort später auch wieder pünktlich ab.
Nach einem vielversprechenden Frühstück des weltbesten Smutje verlassen wir die Heimatmarina und fahren nach der Sicherheitseinweisung der Crew Richtung Süden. Der Himmel ist völlig bedeckt und es nieselt unentwegt. Kaum zu glauben, dass nur wenige Tage zuvor 36°C geherrscht haben sollen! Nun reicht die Temperatur zwar für eine kurze Hose, aber ohne Jacke geht es nicht! Wir lassen uns die Stimmung aber nicht verderben und genießen die Freiheit, auf die wir uns so lange gefreut haben! Die ersten Segelmanöver zeigen, dass die Crew seit dem vergangenen Jahr kaum etwas verlernt hat. Unsere "Korina" läuft gut und lässt sich problemlos steuern. Gleich zu Beginn schaffen wir knapp über 8kn, das ist schon mal nicht schlecht... Unser erstes Etappenziel ist Palmizana, die Marina direkt gegen über der Stadt Hvar. Nach dem obligatorischen Anlegerbier, das bei uns traditionell ein Aperol-Spritz ist, lassen uns die Preise des Taxibootes nach Hvar schnell den Entschluss fassen, die Kochkünste unseres Smut an Bord zu genießen.
Nachdem wir abends auf einen Ausflug nach Hvar verzichtet haben, betrachten wir die Stadt nach dem Auslaufen zumindest von der Seeseite aus. Von dort aus geht es bei ordentlichem Wind Richtung Vis. Im Süden liegt eine massive Wolkenwand, aus der es immer wieder blitzt. Wir hoffen vor dieser Front Vis erreichen zu können. Ein halber Wind bringt uns gut voran, so dass wir nach zweieinhalb Stunden bereits kurz vor Vis sind. Dann ist die Insel plötzlich verschwunden! Die Regen- und Gewitterfront hat uns eingeholt und reduziert die Sicht innerhalb von Sekunden. Kaum sind die Segel runter, werden wir geduscht, dass es sich gewaschen hat (im wahrsten Sinne des Wortes). Unter Motor geht es in die Bucht von Vis (Viska Luka) und so schnell wie der Starkregen gekommen ist, ist er auch wieder verschwunden. Wir wollen einer Empfehlung aus "888 Häfen" folgen und an einem alten Steg im NO von Viska Luka im Süden einer Halbinsel festmachen. Der Steg hat nur zwei große Poller, unsere Festmacher sind von der Länge knapp bemessen, so dass wir sehr mittig anlegen müssen. Vorstehende Betonecken sind die Ursache, dass wir beschließen, kein Risiko einzugehen und doch weiter Richtung Vis zu fahren, auch wenn wir am Dienstag sehr früh losfahren wollen und dann Nachbarn stören werden ... Wir legen schließlich in Kut an der Hafenmole gegenüber eines kleinen Cafés an, das einen schönen Fernseher hat, an dem wir abends dann das Spiel Deutschland gegen Portugal genießen können. Dann geht es früh in die Kojen, denn für den nächsten Tag ist ein sehr langer Schlag geplant.
Vor uns liegt ein langer Schlag von Vis nach Korcula: Wir schätzen mehr als 50 nm und es werden am Ende 52 nm sein. Die Crew hat sich eine Nachtfahrt gewünscht und soll sie bekommen! Aufstehen also um 03.00 Uhr, Wettercheck - alles klar, Crew wecken, Boot klarmachen, letzter Check der Positionsleuchten und dann geht es in Schleichfahrt aus dem Hafen und der Bucht von Vis. Die Wachen sind eingeteilt, aber auch die Freiwache ist an Deck und genießt die Fahrt in der Dunkelheit. Da der Himmel völlig bedeckt ist, ist es tatsächlich noch richtig dunkel. Kaum sind wir aus der Bucht, geht das Steuerbordlicht aus! Also Fahrt zurücknehmen, nach vorne gehen, klopfen - geht wieder. Zurück in die Pflicht. Eine Minute später das gleiche Spiel. Beim dritten Mal beschließe ich eine Reparatur. Also kleines Werkzeug einstecken, mit einem zweiten Mann nach vorne, ordentlich einpicken und Gehäuse aufschrauben. In diesem Augenblick geht auch das Backbordlicht aus! Wir sind sehr vorsichtig, damit uns keine Schraube ins Wasser fällt. Das gelingt auch. Nachdem alle Kontakte gesäubert sind, funtioniert das Licht an Steuerbord wieder tadellos. Gehäuse zuschrauben und nun zum Backbordlicht. Dieses scheint schon häufiger repariert worden zu sein, denn es gibt keine Schrauben mehr! Das Gehäuse ist mit langen Kabelbindern gesichert. Aufschneiden, Kontakte säubern. In der Zwischenzeit suchen Crewmitglieder nach neuen Kabelbindern. Sie werden auch fündig und finden zwei kurze Teile, deren Länge auch zusammen nicht ausreicht. Die Notlösung: eine etwas abenteuerliche Konstruktion aus dünnen Bändseln; aber es hält! Eines weiß ich: Ich gehe nie mehr auf einen Törn ohne ausreichenden Vorrat an Kabelbindern! Nachdem dieses Problem gelöst ist, wird es langsam hell und etwas Wind kommt auf. Gegen 05.00 Uhr frischt es soweit auf, dass wir hart am Wind segeln können. Südlich liegt lange Zeit eine gewaltige Gewitterfront. Ein dramatischer Anblick! Gegen 09.00 Uhr hört der Regen auf, der uns die ganze Zeit begleitet hat, und die Sonne kommt heraus. Um 14.45 Uhr erreichen wir nach fast 11,5 h Fahrt Korcula, wo wir in der sehr engen Marina einen schönen Liegeplatz finden. Marco Polos Heimatstadt gefällt allen und wir finden in der Marina ein gutes Restaurant, in dem wir den Tagesabschluss feiern.
Nachdem wir ordentliche 80,00 für die Liegegebühr in Korcula bezahlt haben, manövrieren wir uns aus der engen Marina (die ist wirklich eng und ich bin froh, dass wir ein Bugstrahlruder haben!) und es geht bei schönem achterlichen Wind nordwestlich aus dem Pljeskikanal. Am Ausgang des Kanals liegen wir nach der Umrundung der Nordwestspitze von Peljesac im Windschatten der Berge, so dass fast gar nichts mehr geht. Auf Ostkurs zwischen Peljesac und Hvar wird der Wind noch weniger je näher wir dem Festland kommen. Dafür verschwinden die Wolken und wir bekommen langsam richtig schönes Wetter. Also Segel einziehen und unter Motor weiter. Wir umrunden die Ostspitze von Hvar und fahren die Nordküste entlang bis zur Bucht von Pokrivenik. Die ist ein wahres Schmuckstück. Am Ostufer gehen wir in der Nähe der Pizzeria längsseits, lassen unser Dinghi ins Wasser, schwimmen im klaren Wasser und erkunden die Bucht. Dabei stoßen wir auf eine schöne Höhle mit Tropfsteinstrukturen. Abends genießen wir in der "Pizzeria", die keine Pizza anbietet, hervorragenden Fisch und werden von einem deutschsprachigen Kellner erstklassig umsorgt. Dieses Lokal ist wirklich eine Empfehlung wert!
Heute gehen wir alles etwas langsamer an und nehmen nach dem Frühstück noch ein kleines Bad in der morgendlich ruhigen Bucht. Außer unserem Boot liegt in der ganzen Bucht nur noch eine einzige weitere Yacht. Sonst ist nicht viel los - und das ist gut so! Am späten Vormittag geht es dann weiter westwärts. Auch heute ist der Wind mäßig, dafür haben wir mehr Sonne als in den ersten Tagen ... die genießen wir in vollen Zügen. In der Enge zwischen Solta und Brac kommen sehr viele Segelyachten zusammen und es entsteht ein nette kleine Regatta. In Milna finden wir einen Liegeplatz an der Stadtmole direkt an der Kirche. Mit großem Hallo legt wenig später eine schweizer Crew neben uns an, die wir auch in Korcula schon als Nachbarn hatten. Ein abendlicher Bummel durch die Stadt rundet einen schönen Tag ab.
Die Tankstelle in Milna nutzen wir zum Volltanken und sparen uns so abends das "Anstellen" in Split. Dann geht es bei Windstille Richtung Veli Drvenik. Endlich ist der Himmel einmal richtig blau - nur der Wind fehlt uns zuerst. Der kommt aber später auf und so segeln wir am Wind bis zur Bucht am südöstlichen Zipfel von Veli Drvenik, wo wir zwischen geschätzten 40 anderen Yachten aller Größen für zwei Stunden ankern, schwimmen und relaxen. Dann geht es am frühen Nachmittag zurück Richtung Kastela Marina. Wir haben den Wind exakt von achtern und können so einen schönen "Schmetterling" segeln. Allerdings ist hier unsere wendige und spritzige "Korina" etwas unruhig und nicht leicht zu beherrschen. Da laufen behäbigere Boote etwas leichter vor dem Wind! Aber man kann eben nicht alles haben. Gegen 17.00 Uhr sind wir zurück im Heimathafen, wo der Checkout schnell und problemlos vonstatten geht. Wir verwerfen den ursprünglichen Plan, mit dem Taxi nach Trogir zu fahren, und bestellen uns lieber Pizza, die tatsächlich bis aufs Boot geliefert wird. Da die Korina am nächsten Tag nicht auslaufen muss und unser Flieger erst mittags geht, haben wir genügend Zeit, lassen die Seele noch ein bisschen baumeln und unseren Törn Revue passieren.
Da wir ja Zeit haben, genießen wir unser Frühstück, packen dann gemütlich und verabschieden uns von den beiden Motorradfahrern, die noch eine Woche Urlaub genießen dürfen. Unsere beiden Taxifahrer vom Wochenanfang sind wieder pünktlich auf die Minute und bringen uns zum Flughafen. So endet eine wunderschöne Woche mit einem flotten Boot, einer tollen Crew und einem Wetter, das eine ziemliche Bandbreite aufzuweisen hatte. Wir freuen uns schon alle aufs nächste Jahr! Christoph Hartmann