- Segelyacht
- 2023
- 15 m
Dufour 470
Krk, Kvaner Gulf
- 10 Kojen
- 4 Kabinen
- 4 WC
Mal wieder in Kastela! Diesmal mit einer "elderly Lady", einer Hanse 470e, Baujahr 2008. Mit dabei meine beiden Schwestern, die in ihrem Leben noch nie einen Segeltörn absolviert haben. Ich bin gespannt, wie weit wir kommen... 3. Crewmitglied meine Freundin Julia, Co-Skipper und Chefsmutje.
Nachdem wir die Yacht übernommen haben, gehen die Mädels einkaufen und ich mache mich mit der "Shadow of the Wind" vertraut. Für den Nachmittag und Abend sind kräftige Gewitter angesagt, so daß wir die erste Nacht in der Marina verbleiben.
Die Gewitter von Gestern glänzten durch Abwesenheit. Heute ist es bewölkt und es soll zeitweise regnen. Wir verlassen um 11:15 Uhr die Marina und haben Glück, dass es trocken bleibt. Allerdings ist kein Wind. Wir Motoren die erste Stunde. Auf der Rückseite der Insel Ciovo kommt dann eine leichte Brise auf und wir können die Tücher auswerfen. Der Motor geht aus - endlich segeln! Gegen Nachmittag steuern wir die Bucht Luka Vinisce an und werden von einem kräftigen Regenschauer erwischt. Im Regen sieht jede Bucht schäbig aus, also drehen wir ab und steuern unser Tagesziel an, die Bucht Uvala Stari Trogir, die wir nach 5 1/2 Stunden erreichen.
Die erste Nacht unter Anker in der Bucht war ein wenig schaukelig, da der Wind aus NW kommt und Schwell in der Bucht verursacht. Meine Sorge war, dass die "Newbies" Biggi und Kristin Schwierigkeiten haben könnten mit dem Schlafen. Aber nichts dergleichen, sie haben geschlafen wie die Babies und sind vom Leben auf dem Boot begeistert. Wir einigen uns als Tagesziel auf Rogosnica, da wir dann eine Dusche abstauben können und essen gehen wollen. Es stehen also nur etwa 20NM auf der Logge heute, aber es war von vornherein klar, dass dies kein reiner Segelurlaub werden würde. Wir schaffen es meist nicht vor mittags, loszukommen. In der Marina Frapa legen wir zwischen zwei Katamaranen an und stellen zu unserem Erschrecken fest, dass beide Boote mit 8 Kerlen besetzt sind, die, Hoch die Tassen, lautstark Party machen. Wir fürchten, dass die Nachtruhe gestört werden könnte und beschließen, nach 2 Stunden wieder abzulegen, um nebenan an einer Boje festzumachen. In der Marina Frapa gibt es die Möglichkeit, kostenfrei für 2 Stunden anzulegen. Ich versorge das Boot mit Frischwasser und währenddessen zeige ich den beiden Partybooten, dass auch ich eine kräftige Musikanlage auf der Shadow of the Wind habe und reiße den Regler zu AC/DC's Hells Bells ordentlich auf, so daß die komplette Marina Frapa beschallt wird. Die Segler auf den beiden Booten wirken sichtlich irritiert, vor allem aber, dass ich als einziger Mann mit drei Frauen unterwegs bin! Prompt kommt die Frage von drüben, ob ich als Skipper dazu gebucht wurde oder ob die Mädels zu mir gehören. Nachdem ich letzeres bestätige, sind die Jungs endgültig bedient. Pünktlich nach 2 Stunden werfen wir die Leinen los und verlassen so schnell, wie wir gekommen sind, die Marina. Im Bojenfeld stelle ich fest, dass alle Bojen für eine maximale Länge von 13m ausgelegt sind. Da ich 14,3m durch's Wasser bewege, kommt das Bojenfeld nicht in Frage. Wir fahren weiter in die Nachbarbucht und gehen vor Anker und kochen halt, statt essen zu gehen.
Heute geht es 25NM zur Insel Zirje. Dort waren Julia und ich bereits im Juni mit einer Hanse 415 und haben uns für ein paar Tage einer Flotille angeschlossen. Wir wollen heute eine Nachbarbucht im Süden von Zirje ansteuern. Das Wetter ist traumhaft, herrliche 3 Bft. Die Mädels genießen das Leben auf Deck, es werden tolle Gespräche geführt. Nach knapp 5 Stunden erreichen wir völlig entspannt die Bucht und machen an einer Boje fest. Heute werden wir nun essen gehen, es gibt ein schnuckeliges Restaurant in der Bucht. Der Junge, der die Boje abkassiert und den Müll mitnimmt, reserviert uns auch gleich einen Tisch.
Der Morgen beginnt mit einem Bad im Meer. Die Temperatur des Wassers ist herrlich erfrischend und nach ausgedehntem Frühstück werfen wir um 12 Uhr die Leinen los. Tagesziel ist die Nachbarinsel Kaprije, also wir haben mal wieder alle Zeit der Welt. Seit unserer Abfahrt kommt der Wind aus NW, so dass wir immer kreuzen, um Höhe zu laufen. Eigentlich haben wir vor, noch in die Kornaten zu fahren, aber ab morgen dreht der Wind auf SO, so dass wir auch auf der Rückfahrt kreuzen müssen. Der Vorteil also, mit Raumwind schnell voran zu kommen, ist dahin. Heute ist Buchtenbummeln angesagt. Wir schnuppern in diverse Buchten hinein, auf der Nordseite von Zirje legen wir in Muna an, um einzukaufen. Vom Mariniero erfahren wir allerdings, dass der Supermarkt erst um 18h öffnet. Wir entschließen uns also, direkt weiter nach Kaprije zu fahren, um dort in der Marina anzulegen und dort einzukaufen. In der Marina in Kaprije erleben wir ein merkwürdiges Schauspiel. Wir reihen uns hinter einer 33 Fuß Yacht ein und warten auf das Zeichen des Marinieros, dass wir anlegen dürfen. Der Skipper der 33 Fuß Yacht macht 4 Versuche anzulegen und wir beobachten, dass die Frau an Bord dem Mariniero jedesmal die Achterleine zuwirft, aber der Mariniero schmeisst sie immer wieder zurück! Das ganze Schauspiel 4 Mal! Dann dampft der genervte Skipper ab und wir sind an der Reihe. Später erfahre ich vom Mariniero, dass die 33 Fuß Yacht zu klein ist für dieses Pier und es extra ein eigenes Pier für kleinere Yachten gäbe. Der Skipper ließ sich aber auf den Hinweis nicht ein und bestand darauf, hier bei den großen Yachten anzulegen. Der Mariniero blieb konsequent und beantwortete die Anlegemanöver mit dem zurückwerfen der Leine...
Heute ist Wind angesagt. Bis 5 Bft.und ordentlich Seegang. Die Newbies werden entsprechend gebrieft und der Aufenthalt an Deck wird heute nur mit Schwimmweste erlaubt. Ich freue mich riesig, endlich wird mal richtig gesegelt. Aber wie werden sich die beiden Schwestern schlagen? Sind sie seefest? Wenn nicht, was dann? Um nicht zu spät in Split zu sein, müssen wir ordentlich Meilen machen heute. Zum Glück haben beide überhaupt keine Probleme. Im Gegenteil! Sie haben richtig Spaß daran, dass das Schiff ordentlich stampft und krängt. Hinderlich ist allerdings, dass wir kreuzen müssen und kaum Fahrt über Grund machen. Unser Tagesziel ist eigentlich die Bucht Uvala Kanica, wo wir im Restaurant Lanterna essen gehen wollen. Es wird aber schnell klar, dass wir das nicht schaffen werden, zumal die Mädels irgendwann beginnen, die hohen Wellen nicht mehr wirklich lustig zu finden. Die Dosis macht das Gift! Darüber hinaus haben wir inzwischen deutliche 6 Bft. Ich entscheide mich, küstennah weiterzufahren. Ich hoffe, dass durch die landseitige Abschattung die Dünung geringer ist und damit die Damen zufriedener sind. Die Rechnung geht auf. Küstennah ist der Wind immer noch kräftig, aber das Stampfen hat ein Ende und wir fräsen mit fetten 8 Knoten über Grund über das Wasser. Trotz allem sind wir lange unterwegs und entschließen uns, mal wieder die Marina Frapa anzusteuern, da jeder von uns eine schöne Dusche vertragen könnte und wir essen gehen wollen. Als wir Rogosnica bereits deutlich in Sicht haben, entdeckt Julia, dass wir unseren Kugelfender verloren haben! Wir sehen ihn eine halbe Meile hinter uns treiben. Sie schlägt vor, ihn aufzugeben, da es zu unruhig ist und wir außerdem mitten in einem Regattafeld fahren. Ich allerdings erwidere, dass das die perfekte Gelegenheit für ein MOB Manöver ist. Bei ruhiger See kann das jeder, aber bei rauer See muss ich auch einen havarierten wieder an Bord holen können. Ausserdem ist es Wilson! Unser Kugelfender hat nämlich einen Namen. Entstanden ist er, weil ich diverse Male bereits Einhand gesegelt bin und ich ausser dem Kugelfender keinen Gesprächspartner hatte. In Anlehnung an den Film Castaway mit Tom Hanks, habe ich den Kugelfender Wilson getauft (im Film war es ein Volleyball. Ich kann die Damen also überzeugen, dass ich, solange ich die Verantwortung trage, niemand (auch nicht Wilson) auf dem Meer zurücklassen werde. Wir drehen um und stellen fest, dass es bei dieser rauen See gar nicht so einfach ist, Wilson einzufangen. Diverse Male brechen wir ab, weil eine Regattayacht angebraust kommt und wir wollen auf keinen Fall die Regatta stören, weil wir einen Fender einsammeln wollen! Ich begrabe schließlich das Vorhaben, das MOB Manöver unter Segeln zu fahren und starte den Motor. Schließlich ist Wilson wieder an Bord und er wird mit großem Applaus empfangen... Sollte man jedenfalls glauben, es wäre genug Aufregung gewesen für diesen Tag, der irrt. Wir laufen in die Marina ein und nach Funkkontakt erfahre ich, dass wir mit dem Anlegen warten müssen, bis die Regatta beendet ist und alle Regattaboote am Transitpier festgemacht haben. Das dauert! Wir reihen uns in die Schlange der wartenden Yachten ein und fahren eine knappe Stunde im Kreis. Schließlich sind wir an der Reihe und können mit dem Anlegemanöver beginnen. Der Wind ist immer noch sehr böig und wir haben satte 25 Knoten von der Seite, was das rückwärts einparken nicht wirklich erleichtert. Zum Glück weiß ich, wie es geht, aber ich sollte trotzdem meinen Meister finden... Ich fahre rückwärts in die Parkbucht und peile die Yacht im Lee an, um mich dort anzulehnen, bis die Leinen fest sind. Der Bug ist andernfalls nicht gerade zu halten bei dem starken Wind. Es klappt gut, nachdem die Luv-Achterleine fest ist, dampfe ich ein, damit ich den Bug wieder gerade ausrichten kann. Ich brauche fast volle Power, um die Nase wieder gerade zu kriegen. Nun übergibt der Mariniero Julia die Luv-Mooringleine, die sie nach vorn ausbringt. Der Mariniero spannt aber dummerweise die Mooringleine und durch die starke Strömung befürchte ich, dass die Leine dem Propeller zu nahe kommen könnte. Ich rufe dem Mariniero mehrfach zu, die Leine fallen zu lassen, damit sie absinken kann und nur am Bug angehoben wird. Er hört nicht auf mich, zieht die Leine ein weiteres Mal und ich merke an der Drehzahl des Motors, dass sie beginnt, sich im Propeller zu verfangen. Ich kuppel sofort aus und damit ist das Geradehalten des Bugs Geschichte. Am Bug hilft nun ein Motorboot mit Leine, den Bug unserer Yacht wieder gerade zu richten, damit es sich nicht in das Nachbarboot drückt. Man glaubt nicht, was 25 Knoten von der Seite für Kräfte freilässt! Schließlich ist das Boot an Luv fest und wir können die Leeleinen festmachen. Ich bin stinkesauer, da ich nicht weiß, wie der Zustand des Propellers ist und es mir nicht in den Kopf geht, mit so viel Akribie dafür zu sorgen, dass diese Mooringleine im Propeller landet! Der Mariniero entschuldigt sich, aber das hilft mir auch nicht weiter. Ich entschließe mich, selbst nach dem Propeller zu sehen und tauche unter das Boot. Die Mooringleine hat sich natürlich mehrfach um den Propeller gewickelt. Ich hoffe nur, dass ich rechtzeitig ausgekuppelt habe, damit keine Leine in den Schaft geraten ist, dass würde einen neuen Propeller bedeuten, da eine Unwucht entstehen würde, die das Getriebe schädigen könnte. Ich bin jedenfalls bedient. Den Rest des Abends finde ich nicht wirklich zu meiner guten Laune zurück. Die Yachten, die ich übernehme, behandele ich wie meinen Augapfel und ich bin beleidigt, wenn das andere nicht auch tun. Fehler passieren, aber dieser war unnötiger als ein Kropf. Ich vereinbare einen Termin mit einem Tauchteam für 8 Uhr morgen früh. Dann wird sich rausstellen, ob ich schnell genug war, oder ob es einen Schaden gibt...
Glück gehabt! Ich war mit dem Auskuppeln offensichtlich schnell genug. Die Mooringleine hat sich nur äußerlich um den Propeller gewickelt, ohne Schaden zu nehmen. Wir können nun unsere Fahrt ohne Einschränkungen fortsetzen. Trotzdem habe ich den Motor und das Getriebe vom Vercharterer noch zusätzlich überprüfen lassen, um sicher zu gehen, dass wir von Überraschungen verschont bleiben. Biggi wird nicht weiter mitfahren, da ihr Rückflug bereits um 15h geht und wir es bis dahin nicht nach Split schaffen. Da heute wieder Wind bis 6 Bft angesagt ist, entscheidet auch Kristin, lieber mit dem Taxi nach Split zu fahren. Es war gestern doch vielleicht ein wenig zuviel. Meine Julia steht tapfer ihren Mann, aber ich bemerke, dass sie auch nicht wirklich begeistert ist von der Vorstellung, mindestens 6 Stunden zurück nach Split zu stampfen. Ich nehme ihr ihre Bedenken ab und schlage vor, dass die Damen allesamt im Taxi nach Split fahren, Biggi am Flughafen absetzen und dann weiter nach Kastela fahren. Ich werde Shadow of the Wind alleine nach Split segeln. Ich wusste schon, warum ich häufig das Einhandsegeln trainiert habe, denn solche Situationen wie jetzt können durchaus vorkommen und ich muß immer in der Lage sein, das Boot alleine zu segeln. Ich freue mich jedenfalls darauf. Ich muss auf niemanden Rücksicht nehmen und kann die Hanse mal ordentlich in den Wind legen! Ich werde von den Damen am Kai verabschiedet und ich verbringe den Tag alleine mit Shadow of the Wind und Wilson...! Die Windvorhersage stimmt allerdings heute überhaupt nicht. Die angekündigten 6 Bft sind müde 2 Bft und im Laufe des Tages schläft der Wind komplett ein. Ich muss den Rest der Reise Motoren und bin natürlich ein wenig enttäuscht, hatte ich mich doch auf einen sportlichen Segeltag eingestellt. Aber an der Südost-Seite der Insel Ciovo frischt der Wind wieder auf und ich kann zumindest die letzte Stunde noch segeln. Gegen 16h erreiche ich die Tankstelle in Kastela und reihe mich in die wartenden Yachten ein. Um 17 Uhr mache ich in der Marina Kastela fest und werde dort von Julia und Kristin in Empfang genommen. Wir werden heute leider schon das Boot verlassen müssen, weil unser Flug bereits heute abend um 21h geht. Wie immer verlasse ich die Yacht wehmütig, die Woche ging mal wieder viel zu schnell vorbei. Trostpflaster ist, dass ich Ende des Monats bereits wieder hier bin für eine weitere Woche mit der Tino, einer Hanse 385. Ich bedanke mich bei der Shadow of the Wind, die uns nie im Stich gelassen hat. Auch wenn sie mit Baujahr 2008 eine 'elderly Lady' ist, war sie bis auf Kleinigkeiten top in Schuss und hat uns alle sehr begeistert. Ich kann sie nur empfehlen!