Korfu (Mandraki)
Tag 2 am 6 Mai, 2009
C und CW hatten draußen in einem kleinen Moskitozelt zwischen den aufgebockten Yachten geschlafen. Das kannten wir schon vom letzten Jahr. Da war uns der Ruf voraus geeilt, dass wir die Segler mit den Zeltschläfern seien. Es gab frischen Zopf zum Frühstück.
Nochmal duschen und los Richtung Kerkyra-Stadt, wie Korfu auf griechisch heißt. Dort machten wir um 1030 in Mandraki römisch-katholisch fest, wie man das aus Kroatien so gewöhnt war. Ui, zum roh gemauerten Steg hin wurde es aber flach! Ich bekam schon Angst um mein Ruderblatt, aber es reichte gerade, dass Regi an Land springen konnte, um die Leinen anzunehmen. Schätzungsweise 40 cm hatten wir noch unter dem Ruder, für den Kiel reichte es allemal.
Deshalb also standen die anderen Schiffe alle mit dem Bug zur Pier. Na egal, wir hatten ja diesmal kein 15-Meter-Schiff. Im Hafenführer standen solche Besonderheiten nicht drin, für Griechenland gibts eben kein 888 Häfen vom Herrn Beständig, der uns in Kroatien so verwöhnt.
Durch die alte Festung gelangten wir über die Brücke, die den Burgberg mit den Gassen verbindet, in die Stadt, die von Menschen wimmelte. Den Wochenmarkt mussten wir längere Zeit suchen, als wir uns einfach durch den Ort treiben ließen, aber schließlich lag er zu unseren Füßen und über eine Steintreppe standen wir plötzlich mitten im Fisch!
Ich erstand ein Kilo Sardinen fürs Mittagessen und drei größere Wolfsbarsche. B und C tüteten bei den Mütterchens der Gemüsefraktion Salat, Knoblauch, Artischocken, Ruccula und Gurken ein. Die doppelt gekauften Erdbeeren waren am gleichen Tag noch vernichtet worden.
Zurück an Bord bruzzelten die Sardinen alsbald im Pfännchen. Mit viel Petersilie, Brot, Zitrone und natürlich Knofi mundeten sie sogar den Fischverächtern. (wir hatten einen dabei). So ein Traum!
Wir legten um 1400 ab Richtung Süden, Äolus machte heute Urlaub, so dass wir uns wieder mit Geschwindigkeiten von erst 0,7, dann mit 3 Knoten begnügen mussten.
Nachdem aber an diesem Tag niemand mehr einen Termin hatte, und das Etappenziel Petriti auch nur 12 Meilen entfernt lag, dümpelten wir gemütlich vor uns hin.
Korfu Stadt im Rücken meinte E, ohne eine Miene zu verziehen, dass Kreta doch schön sei. Sie hatte da wohl was verwuxelt.
R fing an, auf der Couch im Wohnzimmer zu schnarchen. Er verschlief einen vorbeituckernden Flottillenschwarm, unsere Badepause bei gesetztem Großsegel, einfach den ganzen Nachmittag. Zwei Minuten vor dem Einlaufen in den kleinen Hafen Petriti musste ich ihn unter Anwendung von derberen Knüffen nach drei Stunden Sägens wecken.
Der Steg war voller gleicher Schiffchen hierher also war die Flottille gefahren. Zwischen zwei größeren Yachten fand ich eine letzte Lücke. Da passen wir niemals rein!, meinte jemand an Bord, aber ganz gelassen erwiderte ich, dass ich die zwei Kähne halt auseinander drücken wollte. Schon hüpfte der holländische Eigner des einen Schiffs auf seinem Vordeck herum und als ich die NESTOR rückwärts zu ihm hin bugsierte, um zu fragen, ob er helfen könne, machte er mich ausführlich darauf aufmerksam, dass ich doch zuerst vorwärts wegfahren, dann meinen Anker ausbringen müsse und anschließend könnte ich rückwärts anlegen. Ach so, da wäre ich selber nicht drauf gekommen ;)
Das Echolot piepste aufgeregt, die Tiefe betrüge unter 2,50 m, aber ich hatte ja das Teil beim Eincheck so kalibriert, dass es 80 cm weniger anzeigt, als die wirkliche Tiefe war (das hatte ich aber niemand gesagt). Außerdem gingen wir mit unserer Bavaria 36 nur 1,65 tief, also no problem! Regi, lass fallen Anker! Den Anleger wollte ich selber fahren, weil wir ja auf Tuchfühlung mit zwei Booten gehen mussten, wovon eines ohne Fender war. Langsam schob sich unser Dampfer zwischen die zwei Nachbarn und siehe da, die Lücke reichte für uns. Der Holländer zollte mir Lob und auch B meinte: Da hast du aber toll rein getroffen!. Anker dicht!
Der Flottillenführer hielt gerade Besprechung mit seinen Skippern der zehn oder zwölf 24er Chiemseejollen. Nein, es waren schon Kielyachten, aber halt klein und mit jeweils zwei Personen bevölkert. Ich stellte mich unauffällig dazu und lauschte den Erläuterungen zum nächsten Etappenziel, Gefahrenstellen an der Südküste Korfus, dem auffrischenden Wind an just diesem Kap und schaute durch die käsigen Beine der seefahrenden Touristen auf die Imray-Seekarte, die er auf den Molensteinen ausgebreitet hatte. Als dann die Hostess im blauen Shirt die englischen Ehepaare auf die besten Restaurants im Ort hin briefte (so heißt das doch heute auf neudeutsch, oder?), fragte ich den neuseeländischen Profiskipper, was ich denn tun müsse, um an so einen Flottillenprospekt mit wunderschön gezeichneten Hafenplänen zu kommen, wie ihn die Leute in Händen hielten. Er versprach, mir einen ans Schiff zu bringen.
Kleine Ortsbesichtigung unter der Auflage, dass jeder, der Rosmarin zu erspähen vermochte, von demselben einen großen Zweig abzubrechen hatte. Verhext! Auf ganz Kreta, nein Korfu war kein Rosmarin zu finden, den wir so nötig für die Rosmarinkartoffeln gebraucht hätten, die es zum Wolfsbarsch gab. C kochte dazu einen großen Topf voll Blattspinat mit Knoblauch, der bei uns in jedes, aber wirklich in jedes Gericht schon fast knollenweise musste.
Mein Neuseeländer schlenderte vorbei. Did you remember my turnbook? fragte ich ihn, er schüttelte entschuldigend den Kopf, erklomm sein kleines Böötchen und kam mit einem Exemplar zurück. for the exclusive use of our clientele stand auf dem Titelblatt zu lesen.
Auf Seite 2 war das Innenleben einer Yacht erklärt: Bug, Heck, Anker, Salon, Küche u.s.w.. und in einem blauen Kasten stand: The best skipper is a quiet skipper!