- Katamaran
- 2015
- 12 m
Lagoon 400 S2
Lefkas, Lefkas & Umgebung
- 10 Kojen
- 4+2 Kabinen
- 4 WC
oder: "Langsame Metamorphosen an Knoblauch"
Gähn! Der Flieger nach Korfu startete um 0710 in München, wo sich die komplette Crew eingefunden hatte: Constanze und Wolf-Christian nebst Freund Björn aus Freiburg, unser Regi aus dem schönen Kaufbeuren und Evi und ich aus dem berühmten Rohrdorf im Chiemgau. Im Folgenden nur noch C, CW (WC klingt so blöd), B, R, E und ich (oder Skipper) genannt. Weil unsere Reise zwischen den liparischen Inseln im letzten Jahr so harmonisch und entspannend war, hatten wir bei Austausch zweier Eltern gewordener Crewmitglieder schon im November ein neues Törnziel ausgeheckt: das ionische Meer. Die Marina Gouvia empfing uns im Sonnenschein und Sean vom Stützpunkt Odysseuscharter vertröstete uns, allerdings sehr herzlich, auf 1300. Die Bavaria 36 musste erst noch fertig geputzt werden. Ein Mitarbeiter schrubbte das Deck und die Kollegin polierte mit einer Zahnbürste den Relingsdraht! Weiter wienern, bitte. Macht nix, eingekauft war ja auch noch nicht. In Katakolon, dem kleinen Marinaörtchen, schwärmten wir zu sechst im großen Supermarkt an der Durchgangsstraße aus. C wollte Fleisch besorgen, CW holte Nudeln und Tomatendosen, R ernannten wir zum Bier- und Weinbeauftragen, B sollte Wasser in seinen Einkaufswagen packen und E und ich waren fürs Grüne zuständig. Mit fünf vollen Wägelchen rollten wir dann im Mittagslicht durch die Ortsstraße, die zwei Stufen hinauf ins Marinagelände, beobachteten, wie der Bürstenmann an der Backbordseite die Deutschlandflagge hochzog (das hatte ich noch nie!) und uns freundlich an Bord einlud. Die NESTOR machte einen guten Eindruck: Der Anker fiel manuell butterweich, die Bilge zeigte sich beim Einräumen der Wasservorräte furztrocken, die kleine Schramme am Heck, die einer meiner Vorgänger hinein gefahren hatte, lichtete ich zu Beweiszwecken ab und dass es überall sehr sauber war, verstand sich von selbst. Sogar das schwarz-rot-gelbes Fahndl war ja schon gehisst. Um 1500 legten wir zu einem Probeschlag ab, nachdem all der Papierkram erledigt war. Logisch ging die Logge nicht, aber das ist ja normal nach längerer Liegezeit. R baute sie aus, kratzte den Kalk ab, steckte sie wieder durch das Loch im Schiffsbauch, CW tunkte das bisschen Meerwasser auf, das herein gesprudelt war und schon zeigte sie fast so viel, wie das GPS Fahrt über Grund ausgab. Ausnahmsweise und zur Kontrolle durfte sogar dieses elektronische Gerät einmal laufen. Durch zwei Tonnenpaare hindurch tuckerten wir hinaus aufs große, weite Meer, Albanien im Blick. Hinüber nach Korfu-Stadt segelten wir gemütlich mit 5 Knoten Fahrt. Die alte Festung hoch über dem Ort prägte das Bild genauso wie die riesigen Kreuzfahrtschiffe, die bleichgesichtige kurzbehoste Touristen ausspuckten, die die Stadt überwallten, wie wir am nächsten Tag feststellen sollten. Welch ungeschickter Satzbau! Wir wollten auskundschaften, welcher Liegeplatz sich für den nächsten Vormittag zum Stadtbummel anbot, aber im Fischerhafen hinter der langen Mole fand sich kein schönes Plätzlein. Mehr Glück hatten wir im Sportclubhafen Mandraki, wo wir fragten, ob man für drei Stunden umsonst festmachen könne. Der Chef dort hatte schon die Muring zum Anlegen aus dem Wasser gezogen, nickte auf meine Frage und ließ die Hafenleine wieder am Grund desselben weiterschlafen. Rund um die vorgelagerte Insel N. Vidho segelten wir zurück mit unendlich langsamen zwei, dann nur noch einem Knoten Fahrt. Der Fahrtwind störte das Gehör also nicht, als von der Insel her merkwürdige Geräusche zu vernehmen waren. Ich tippte auf Seelöwen und als auch die Schwerhörigeren unter uns die Töne vernahmen, klärte uns R über das Vorkommen von Seelöwen im ionischen Meer auf. In der schönsten Abendsonne legte CW in unserer Marina Gouvia an, wo uns ein Stützpunktmitarbeiter von Odysseus, der aussah wie ein alter Wikinger, die Muring anreichte und auf meine Bitte hin noch den fehlenden Wasserschlauch herbeischaffte. 14 Meilen waren es schon am ersten Tag nur so mit Rumfahren. CW fing an, Mehl, Eier, Zucker und Wasser zu mischen. Das Ganze ging eine gute Weile in der Wärme und vor dem Abendessen machte er sich an Oberdeck daran, dem Teig eine geflochtene Form zu geben. Das fing ja schon gut an mit der Backerei! Es gab Krabben mit Knoblauch als Vorspeise, B servierte Salat und C zauberte anschließend Rinderscheiben mit Backkartoffeln auf den Cockpittisch. Retsina!
C und CW hatten draußen in einem kleinen Moskitozelt zwischen den aufgebockten Yachten geschlafen. Das kannten wir schon vom letzten Jahr. Da war uns der Ruf voraus geeilt, dass wir die Segler mit den Zeltschläfern seien. Es gab frischen Zopf zum Frühstück. Nochmal duschen und los Richtung Kerkyra-Stadt, wie Korfu auf griechisch heißt. Dort machten wir um 1030 in Mandraki römisch-katholisch fest, wie man das aus Kroatien so gewöhnt war. Ui, zum roh gemauerten Steg hin wurde es aber flach! Ich bekam schon Angst um mein Ruderblatt, aber es reichte gerade, dass Regi an Land springen konnte, um die Leinen anzunehmen. Schätzungsweise 40 cm hatten wir noch unter dem Ruder, für den Kiel reichte es allemal. Deshalb also standen die anderen Schiffe alle mit dem Bug zur Pier. Na egal, wir hatten ja diesmal kein 15-Meter-Schiff. Im Hafenführer standen solche Besonderheiten nicht drin, für Griechenland gibts eben kein 888 Häfen vom Herrn Beständig, der uns in Kroatien so verwöhnt. Durch die alte Festung gelangten wir über die Brücke, die den Burgberg mit den Gassen verbindet, in die Stadt, die von Menschen wimmelte. Den Wochenmarkt mussten wir längere Zeit suchen, als wir uns einfach durch den Ort treiben ließen, aber schließlich lag er zu unseren Füßen und über eine Steintreppe standen wir plötzlich mitten im Fisch! Ich erstand ein Kilo Sardinen fürs Mittagessen und drei größere Wolfsbarsche. B und C tüteten bei den Mütterchens der Gemüsefraktion Salat, Knoblauch, Artischocken, Ruccula und Gurken ein. Die doppelt gekauften Erdbeeren waren am gleichen Tag noch vernichtet worden. Zurück an Bord bruzzelten die Sardinen alsbald im Pfännchen. Mit viel Petersilie, Brot, Zitrone und natürlich Knofi mundeten sie sogar den Fischverächtern. (wir hatten einen dabei). So ein Traum! Wir legten um 1400 ab Richtung Süden, Äolus machte heute Urlaub, so dass wir uns wieder mit Geschwindigkeiten von erst 0,7, dann mit 3 Knoten begnügen mussten. Nachdem aber an diesem Tag niemand mehr einen Termin hatte, und das Etappenziel Petriti auch nur 12 Meilen entfernt lag, dümpelten wir gemütlich vor uns hin. Korfu Stadt im Rücken meinte E, ohne eine Miene zu verziehen, dass Kreta doch schön sei. Sie hatte da wohl was verwuxelt. R fing an, auf der Couch im Wohnzimmer zu schnarchen. Er verschlief einen vorbeituckernden Flottillenschwarm, unsere Badepause bei gesetztem Großsegel, einfach den ganzen Nachmittag. Zwei Minuten vor dem Einlaufen in den kleinen Hafen Petriti musste ich ihn unter Anwendung von derberen Knüffen nach drei Stunden Sägens wecken. Der Steg war voller gleicher Schiffchen hierher also war die Flottille gefahren. Zwischen zwei größeren Yachten fand ich eine letzte Lücke. Da passen wir niemals rein!, meinte jemand an Bord, aber ganz gelassen erwiderte ich, dass ich die zwei Kähne halt auseinander drücken wollte. Schon hüpfte der holländische Eigner des einen Schiffs auf seinem Vordeck herum und als ich die NESTOR rückwärts zu ihm hin bugsierte, um zu fragen, ob er helfen könne, machte er mich ausführlich darauf aufmerksam, dass ich doch zuerst vorwärts wegfahren, dann meinen Anker ausbringen müsse und anschließend könnte ich rückwärts anlegen. Ach so, da wäre ich selber nicht drauf gekommen ;) Das Echolot piepste aufgeregt, die Tiefe betrüge unter 2,50 m, aber ich hatte ja das Teil beim Eincheck so kalibriert, dass es 80 cm weniger anzeigt, als die wirkliche Tiefe war (das hatte ich aber niemand gesagt). Außerdem gingen wir mit unserer Bavaria 36 nur 1,65 tief, also no problem! Regi, lass fallen Anker! Den Anleger wollte ich selber fahren, weil wir ja auf Tuchfühlung mit zwei Booten gehen mussten, wovon eines ohne Fender war. Langsam schob sich unser Dampfer zwischen die zwei Nachbarn und siehe da, die Lücke reichte für uns. Der Holländer zollte mir Lob und auch B meinte: Da hast du aber toll rein getroffen!. Anker dicht! Der Flottillenführer hielt gerade Besprechung mit seinen Skippern der zehn oder zwölf 24er Chiemseejollen. Nein, es waren schon Kielyachten, aber halt klein und mit jeweils zwei Personen bevölkert. Ich stellte mich unauffällig dazu und lauschte den Erläuterungen zum nächsten Etappenziel, Gefahrenstellen an der Südküste Korfus, dem auffrischenden Wind an just diesem Kap und schaute durch die käsigen Beine der seefahrenden Touristen auf die Imray-Seekarte, die er auf den Molensteinen ausgebreitet hatte. Als dann die Hostess im blauen Shirt die englischen Ehepaare auf die besten Restaurants im Ort hin briefte (so heißt das doch heute auf neudeutsch, oder?), fragte ich den neuseeländischen Profiskipper, was ich denn tun müsse, um an so einen Flottillenprospekt mit wunderschön gezeichneten Hafenplänen zu kommen, wie ihn die Leute in Händen hielten. Er versprach, mir einen ans Schiff zu bringen. Kleine Ortsbesichtigung unter der Auflage, dass jeder, der Rosmarin zu erspähen vermochte, von demselben einen großen Zweig abzubrechen hatte. Verhext! Auf ganz Kreta, nein Korfu war kein Rosmarin zu finden, den wir so nötig für die Rosmarinkartoffeln gebraucht hätten, die es zum Wolfsbarsch gab. C kochte dazu einen großen Topf voll Blattspinat mit Knoblauch, der bei uns in jedes, aber wirklich in jedes Gericht schon fast knollenweise musste. Mein Neuseeländer schlenderte vorbei. Did you remember my turnbook? fragte ich ihn, er schüttelte entschuldigend den Kopf, erklomm sein kleines Böötchen und kam mit einem Exemplar zurück. for the exclusive use of our clientele stand auf dem Titelblatt zu lesen. Auf Seite 2 war das Innenleben einer Yacht erklärt: Bug, Heck, Anker, Salon, Küche u.s.w.. und in einem blauen Kasten stand: The best skipper is a quiet skipper!
C setzte Teig für ein Olivenbrot an. Ablegen um 1000 hinter dem Flotillenschwarm her, der sich brav mit 60° an die angewiesene Richtung hielt, um nicht auf die Untiefen vor dem Kap Levkommis zu laufen. Wir versuchten zu segeln, brachen das Unterfangen aber nach einer Stunde ab, weil man mit null Knoten Fahrt halt überhaupt nirgends ankommen kann. E meinte wieder, dass Kreta doch schön sei und wie lange denn die Avocados kochen müssten. Welche Avocados? Na die vom Markt! Sie meinte die Carciofi, die man Blatt für Blatt lutschte, nachdem sie in Mayonaise getaucht wurden. C formte ihren Olivenfladen, schnitt saubere Streifen auf die Oberseite und heizte den Backofen an. Schon gestern hatten wir feststellen müssen, dass das Gas sofort ausging, wenn nicht jemand den Gasknopf eingedrückt hielt, aber flugs war die Lösung parat. Das Brotmesser verklemmten wir so, dass es den vermaledeiten Knopf hielt und weil dadurch die Ofentür ein Stückchen aufgedrückt wurde, musste diese wiederum fest gebunden werden. Geht doch. R musste zur Mayofabrikation Olivenöl ins Eigelb kleppern, B bastelte die Salatsauce, C wusch das Grünzeug mit Seewasser, E schnitt Knoblauch, CW stand am Steuer und ich kochte die Avocados oder wie heißen die Dinger richtig? Wir segelten wieder, aber vor dem exquisiten Lunch musste noch eine Wende gemacht werden, um nicht den Klippen vor Südkreta zu nahe zu kommen. Evi brachte uns total durcheinander mit ihrer Sprachverwirrung. B stapelte die ausgezutzelten Avocadoblätter akkurat wie Dachziegel auf seinem Teller, was R zu einem Vergleich anregte, in dem er ein Mädchen auszog und die Kleidungsstücke ... Auf den Avocadoboden gekommen, mussten noch die Basthaare entfernt werden und dann als Ganzes rein in den Mund. Ahh! Ein kleines Stück motorten wir Richtung des dunklen Streifens, der im Wasser Richtung Süden auszumachen war und dort fanden wir dann auch den ersehnten Wind. Mit 5 6 blies es aus West und bevor C die NESTOR gar nicht mehr halten konnte, refften wir beide Segel. Wie gut, dass wir morgens in der windlosen Zeit die Genuareffleine in der Trommel am Bug klariert und etwas von den überflüssigen Törns abgewickelt hatten. So blockierte sie nicht mehr und nur die Großreffaktion wurde zu einer längeren Angelegenheit, weil die Winschkurbel genau zwei Zentimenter zu lang war um unter dem Baum durch zu kommen. Mit der Reffleine war bei diesem Wind kein Blumentopf zu gewinnen. Jetzt segelten wir wieder aufrechter und trotzdem mit 6 Knoten, nur die Wellen schaukelten uns manchmal unsanft Richtung Paxos. C fiel mit einem Seufzer im Salon auf die Bank, beendete das Wohlbefinden nach drei Minuten: Ich glaub, ich muss wieder rauf!. Die unmarkierte! Untiefe vor Longos passierten wir mit Umsicht. Die Einfahrt zum Hafen Gaios empfing uns mit abflauendem Wind. Malerisch wand sich der Kanal um die vorgelagerte Insel mit einer Festungsmauer, einer Kapelle und dem weißen Leuchtturm und im Inneren des Wasserwurms lag - schon wieder eine Flottille von Sailing Holiday am Kai. Wir fanden ein Plätzchen mit Muring. Als wir mit Achterleinen fest waren, zeigte allerdings, dass dieselbe quer unter unserem Schiff durchlief und nicht zu gebrauchen war. Na gut, Buganker klar machen, Lücke suchen und rückwärts ran zwischen die Engländer der Touristenseglergruppe. So ein schönes Städtchen! Hier ging endlich bei einem kleinen Spaziergang ein wild wachsender Rosmarinbusch her, den es auf ganz Korfu noch nicht gegeben hatte. R tätigte seinen Pflichtanruf zuhause und erläuterte seiner Frau, dass die Artischocken bei uns Avocados hießen, weil wir so eine Art Zwillingssprache entwickelt hätten und außerdem auf Kreta wären. Evi fragte später mit ernstem Gesicht und in vollem Ernst, ob R daheim erklärt hätte, dass die Avodados ab nun Auberginen hießen. Und kurz darauf C: Ui, ihr habt Oregano gefunden, meinte aber meinen Rosmarin. Dröhnendes Gelächter. Zwei übervolle Teller Spaghetti mit zweierlei Saucen (TomateKapernScharf und ZucchiniPaprikaAubergineKnoblauch) beschenkten uns mit einem zutiefst beglückendem Zustand. B auf die Bitte nach einem frischen Becher für Wein: Spül das Glas doch mit Tabasco aus!
Ein freies WLAN gab es am Kirchplatz von Gaios, aber außer ein paar Spammails und 14 MB Musik (mit duetten einer gemeinsam gesungenen Maiandacht) von meiner lieben Freundin Christa war nichts Bewegendes in meinem Postkasten. Von einem Marmortisch verkaufte ein Fischer mit zwei Armen ohne Hände (falsch, an einer Hand war gerade noch ein ganzer und zwei halbe Finger) seine Ware. Die obligatorische Zigarette durfte nicht fehlen. Sechs tote Tiere brauchte ich für das heutige Abendessen. Zwei Doraden waren dabei, zwei dreifarbige Fische und zwei, die ich nicht benennen kann. Mit einem Finger kann man schlecht Fische putzen, dachte ich mir und fragte nicht, ob er sie ausnehmen könnte. Er verschwand, um meinen Einkauf in der nahen Konditorei zu wiegen. C, CW und R entschieden sich, den Fußweg zur nächsten Bucht zu nehmen und bestellten sich die NESTOR als Wassertaxi dorthin. B, E und ich legten also alleine ab. B legte sofort los, die Pütz ins Meer zu tauchen, Wasser zu holen und mit dem Schrubber das Deck zu säubern und meldete sich von nun ab nur noch mit Björn Mechthild. Wir beiden Damen setzten derweil die Segel beim gemütlichen 2er Wind, stellten der Lärmheini ab und genossen die Ruhe und den Anblick unserer wienernden männlichen Putzfrau. Ein Funkspruch der Wandergruppe lief ein. Sie wären jetzt in Mongonisi und sähen eine Yacht unter weißen Segeln, ob wir das wären. Sie empfingen uns am Kai, wo sie einsteigen wollten. Tiefe?? Vorwärts würde es vielleicht gehen, meinten sie. Zack zack, übersteigen und rückwärts wieder weg! Wir ankerten mitten in der Bucht und eine von uns brauchte eine geraume Weile, bis sie sich auch zum Baden entschied. Brrrr 19 Grad vielleicht oder 18. Das frische Olivenknoblauchbrot, das ich während der Taxifahrt gebacken hatte (der Teig stammte natürlich von C) stand zusammen mit Schafskäse, Oliven, Zwiebelringen, Salami und Gurken auf dem Tisch die Sonne schien und die Welt war so was von in Ordnung. Im Süden lag Antipaxos. Zwischen den beiden Inseln kreuzten wir gen Westen und dann nach Nordwest, halt genau dorthin, wo der Wind herkam. Die Höhlen an der Westseite Paxos` wollten wir beschauen und dann abends in Lakka eintrudeln. Wer will Kaffee? R erbarmte sich und suchte denselben. Regi, auf dem Dösi, wo Thunfisch draufsteht, ist Kaffee drin! Björn Mechthild, ab sofort BM genannt, spendierte morgens gekaufte Kekse aus Patmos. Na ja, die vom Aldi sind besser, meinte die Crew einhellig. In Anlehnung an Loriots Ödipussi, hieß BM nun auch noch Frau Tietze. Kreuzen macht Spaß, vor allem bei 4er Wind. Wir beschauten uns die Westküste mit den vielen Höhlen ganz genau und forschten währenddessen in allen vier Büchern, die wir hatten, ob wir zwischen den beiden Inseln am Nordwestkap durchfahren konnten oder doch außen herum mussten. Dort allerdings lag eine Untiefe. Die Imraykarte mit ihrem kleinen Maßstab verkündete nur einen weißen Fleck zwischen den Inseln und damit Tiefen unter 5 Metern. Also außen rum. Wolf-Christian, mach einen weeeeiiiiiten Bogen um den Felsen rum! R kam genau in dem Moment mit einer Bedenkensmeldung aus dem Niedergang hoch, als wir schon grünes Wasser und den Grund sahen. Backbord, aber gaaaanz schnell! Tja, das war wohl doch ein zu kleines Bögelchen gewesen. Ich beschloss, mir doch für die nächsten Törns in diesem Jahr eine Seekarte größeren Maßstabs zuzulegen. Die Fische! Der Ohnehändemann konnte sie mir ja nicht ausnehmen. Ich holte eine Pütz Wasser aus dem ionischen Meer und hub an, die Tiere zu schuppen und zu entkernen. Mensch, waren die flutschig und stachlig. Außerdem musste ich mich zwischendurch gut verkeilen, damit ich nicht den Abflug achtern raus machte bei der Kreuzerei. Die Einfahrt in die Bucht war auch flach, aber da wussten wir wenigstens, was uns erwartete. Holiday Sailing war auch schon wieder da und blockierte den ganzen Kai. Ums Eck herum waren auch noch freie Plätze, aber die Tiefe? Wir fragten lieber vorher nach und ein Einheimischer meinte, das das überhaupt gar kein Problem wäre. Um 1800 waren wir also fest in Lakka/Paxos; C lotete die Tiefe: 1,5 m. Grade mal so ausreichend für unser Ruderblatt. Komisch, es wollte keiner von Bord. Vom Deck aus suchten C und CW sich einen Platz fürs Schlafzelt aus sie hatten noch keine Nacht in ihrer Kabine genächtigt, sondern stets an Land oder im Cockpit. Es wurde frisch. Wir nahmen unser Dinner aus Fisch, Kartoffeln und Salat im Salon ein klönten bräsig noch ein paar Takte.
Eis für den Kühlschrank gab es in einem Markt in Lakka. Nachdem wir seit Tagen keinen Landstrom mehr hatten und täglich nur eine gute Stunde motorten, ging uns langsam der Saft für den Kulkast aus. Die Batteriespannung lag unter 12. Wir legten also eine gefrorene Wasserflasche und einen Sack voll Eiswürfel in den kühlen Schranke und legten um 1010 unter Aufholens des Ankers in Lakka ab. Noch in der Bucht schrubbten wir das Deck, das fürchterlich verdreckt von den Landschuhen war. Erst mit 2 Knoten, dann bis um 1300 mit 0,00 auf der Logge dümpelte die NESTOR so dahin, gerade noch steuerbar auf 25°. Es konnte also gar nicht 0 Fahrt gewesen sein, aber das Schaufelrädchen der Logge brauchte ein bisschen mehr, um überhaupt etwas anzuzeigen. Wo fahren wir denn hin?, fragte jemand. Mechthild: Nach Konstanzinopel. Lesen, Geschichten erzählen, Baden, griechischer Salat, Baden, Lesen. Nach dem Mittagsschmaus bot sich BM zum Spülen an und nannte sich die Spülschlampe Mechthild Tietze von Kreta. CW setzte wieder Teig für einen Zopf an, diesmal süß. Nachmittags pünktlich kam Wind auf und verhalf BM zu einer halben Stunde auf der steilen Kante. E beschwerte sich, dass sie beim Lesen von der Couch fallen würde. R versuchte währenddessen, C eine Eselsbrücke zum Lernen von den Schiffsseiten und den dazugehörigen Farben zu geben. Der Schiffsjunge bekam mit der rechten Hand eine auf seine linke Backe geschmiert. Die wurde dann rot und dann war´s für alle Zeiten klar, welcher Schiffsseite die rote Farbe zugeordnet war. Ach klar, meinte C die rote Backe war steuerbord und das ist links!. Vor unserem Ziel Mourtos/Sivota war genügend Zeit, CWs Wunsch nach ein bißchen Kreiserlfahren zu erfüllen. Jeder durfte einen MannüberBord nach Wunsch fahren und die Restcrew zog bereitwillig an den angesagten Strippen. Nach einer halben Stunde hatten wir alle möglichen Manöver durch: das Münchner, das Hamburger, das klassische mit Q-Wende, eines mit Halse und fast jedesmal fand der hinaus geschmissene Fender wieder an Bord. Der Wind hatte erwartungsgemäß wieder abgenommen und R fragte, ob wir denn jetzt wieder mit 0 Fahrt in den Hafen trödeln wollten. Nein, keine Sorge, wir kommen jetzt an! CW schlug während der Anfahrt auf den Hafen seinen Hefeteig zusammen und formte auf dem geriffelten Oberdeck nahe des Mastes zwei Knotenzöpfe (dieses ideale Backbrett hatte er schon am ersten Tag entdeckt; da klebe nichts an, meinte er). Einer wurde ein Stopperstek (schwierig zu legen, weil so viele Turns mit den dünnen Teigrollen zu machen waren) und den anderen nannte R Michelinmännchen, als er fertig gebacken den Niedergang heraufschaute. Nicht eine einzige Flottille lag im Hafen! Wir fuhren rückwärts nahe an ein festgemachtes Schiff, um den Skipper zu fragen, ob es denn Strom gäbe. Er belehrte uns ganz ernsthaft, dass wir jetzt vorwärts wieder wegfahren, den Anker werfen und rückwärts zurück an den Kai stoßen sollten. Ach so! ;) Wir suchten einen netten Platz aus vor einer Palme und einem Stromkastl, das von außen nicht als solches zu identifizieren war, und Ce legte unsere NESTOR wunderbar an. Auf dem Rückweg vom Supermarket, wo wir unsere Gemüsevorräte aufgefüllt hatten, schwärmte BM: eigentlich schön in Portugal!. Die Hafenpolizei kam vorbei, ein seltener Anblick in Griechenland. Ich sollte doch bei Gelegenheit ins Office kommen. Mit den Schiffspapieren bewaffnet lief ich dort auf und wartete, bis der junge Beamte mit ein paar Pickeln im Gesicht meinem Nachbarlieger, der mich so fürsorglich vor falschem Anlegen bewahrt hatte, in aller Ausführlichkeit die Rechnung für einen Tag Hafenliegen ausgestellt hatte. Dreifache Ausfertigung mit Stempel, Unterschrift, noch einem Stempel und zurück gerechneter Mehrwertsteuer; das war südländische Gründlichkeit. Unsere Rechnung, die schon nach 8 Minuten fertig war, betrug genau 5,04 . Allerdings kam später noch der Gemeindemann vorbei und bot Strom und Wasser für je 5 an, die er am nächsten Morgen noch kassieren wollte. Heute war wirklich Mechthilds Tag. Er kochte sein bewährt köstliches TomatenKapernOlivenScharf Sößchen. Ach ja, nicht zu vergessen den Knoblilauch.
C und CW hatten sich am Vorabend ein Zeltplätzchen ausgesucht, das morgens lange im Schatten lag und verschliefen prompt. Haben wir Ablegepläne?, fragten sie. Nö, geht ruhig noch schwimmen. Das war aber letztes Jahr noch anders, meinte C. Darauf ich: Man kann ja auch dazu lernen! Wasser voll: Evi, ich glaub, du hältst den Schlauch ins falsche Loch, das dauert ja eeewig!. Alle Akkus sämtlichen Equipments waren wieder aufgeladen, das Frühstücksgeschirr abgespült und los gings. Denkste! Unser direkter Nachbarlieger, Deutscher aus Weinheim, hatte den 30-kg-Bügelanker seiner Oceanis 50 über unsere Kette geschmissen und uns das beim Ablegen auch gleich gesagt. In der Tat holte unsere ächzende Ankerwinsch das schwere Eisenteil aus dem Wasser. R lag mit seinem gut gepolsterten Astralleib über unserem Ankerkasten und versuchte, eine Leine unter dem Fremdanker durch zu ziehen. Kette ab! Pustekuchen, die Leine hatte die Kette gesichert und nicht den Bügelhaken alleine. Zweiter Versuch. E am Steuer panikte ein bisschen, weil unser Heck im Wind auf den Stahlbug eines Fischerbootes zudriftete. Wir hängen an zwei Ankern, keine Sorge!. R riss sich fast die Arme aus; Gott sei Dank lag er, da konnten die Bandscheiben keinen Schaden nehmen. Spät am Vorabend war dann doch noch eine Flottille eingetroffen, die im neuen Marinagelände lag und deren Skipper kam mit einem kleinen Schiffchen angebraust, um uns beizustehen. Er nahm den fetten Anker an eine Leine, die er an seinem Boot festband, wir ließen die Kette ab und waren frei. Eine knappe halbe Stunde dauerte die Aktion. Tschau Käptn von der 50er! Wir winkten uns zu. Eine ganz kleine Brise aus West schubste uns Richtung Norden. Das war die Gelegenheit für C und CW, eine Kreuzpeilung zu versuchen, die Winkel akkurat auf die Karte zu übertragen und das Ergebnis mit dem GPS zu vergleichen; das alles unter dem baumelnden Blumenstrauß in der abgesägten Wasserflasche. Tante Mechthild bot Schnittchen mit Serranoschinken an. Der Skipper servierte danach Kaffee mit Milch in zierlichen Eierbechern und Tietze, äh Kekse, während Fähren von hinten und von vorne Richtung Igoumentisa ganz brav wegen und den Kurs änderten. Wir überboten wieder unseren eigenen Rekord der Langsamkeit und trotztem dem Verlangen bei längerdauernder Anzeige von 0,00 Knoten auf der Logge, den Motor zu starten. Lieber badeten wir. Gerade, als einer unserer nackten Seebären aus dem Wasser stieg, sah C neben sich einen Delfin seine Bögen schwimmen. Doch noch Delfine gesehen! CW aquarellierte ein wenig. Tja, wohin sollte es heute gehen? Auf der Seekarte boten sich ein paar Buchten an. Ich zeigte C eine gute Abendanlaufstelle, wollte Hafen und Ankerplatz gleichzeitig sagen und heraus kam ein nettes Haferplätzchen. Der Windgott wollte heute nicht mehr blasen, aber wir hatten uns ja ans Zeitlupensegeln gewöhnt und wehten förmlich mit einem halben Knoten Fahrt an der versandeten Flussmündung des Thiamis und an mehreren Fischfarmen vorbei in die tief eingeschnittene Bucht Valtou hinein. Der Anker hielt bombig. Heute Abend wurden sämtliche Reste vertilgt. Es gab Knoblauchnudeln und Gemüserisooooto, wie es R, der Zwangskoch nannte. Ausgerechnet als er zur Backschaft eingeteilt war, war kein Restaurant in Sicht. Danach wurde einiger Rotwein niedergemacht und dabei erfreuten wir uns einer Diashow mit unseren Fotos der Woche.
Ein paar Cirren zeigten sich am Himmel, als wir den Anker hoben, der völlig verdreckt von Mud (Schlick) war und zuerst einmal mit Rückwärtsfahrt ein bisschen gewaschen werden musste. Segel raus Motor aus! Wieder übten wir uns in Duldsamkeit, wendulierten mit einem Knoten Fahrt aus der Bucht hinaus und fanden uns plötzlich auf drei Meter Wassertiefe, weil der Bogen um die versandete Flussmündung doch nicht groß genug genommen war. Wende! C setzte Teig für ein Olivenbrot an, E schnippelte Oliven, CW passte auf den Kurs auf und der Rest las. Wir hatten alle spannende Bücher dabei. Mit der bewährten Backofenverschließmethode wurde das Bräunungsergebnis der Backwaren im Laufe der Zeit immer besser. Der Brotduft zog ins Cockpit hoch klar zur Wende (des Fladens)? R fragte, was die Damen schon wieder in der Küche zu tun hätten. Ja, Zaziki und Salat vorbereiten, sonst gibts nix dazu zum Olivenfladenbrot. Er verschlang lieber auf der Couch liegend ein Buch, in dem beschrieben wird, wie man mit Aktien reich werden könnte. Offensichtlich eine ermüdende Angelegenheit, weil er nach kurzer Zeit zu sägen begann. Jetzt schläft der Regi schon wieder! Er schlug die Augen auf und knurrte: Ich denke! Eine schöne Kreuzpeilung auf zwei Berge, den höchsten Gipfel Korfus (Pandokrator) und auf einen Kosakenzipfel mit Zitronenbällchen (Ay. Dheka mit einer Radarstation drauf) ergab eine Position, die mir sagte, dass wir in den drei Stunden seit der Abfahrt gerade mal 8 Meilen zurück gelegt hatten. Und heute mussten wir spätestens um 1800 in der Marina Gouvia sein! R auf dem Weg zum Kühlschrank: Wer will ein Bier? Es antwortete keiner, weil alle wussten, dass keines mehr da war. Was, üüüberhaupt kein Bier mehr da? Er konnte es nicht fassen. Er fragte, um sich abzulenken: Weit isses denn noch nach Ägypten? C: Links, das ist Kreta und vor uns liegt Tofu-Stadt!. Nach Tomatensalat, Zaziki, Olivenbrot und den Oliven wollte nochmal Wind aufkommen. Das strahlende Gesicht Cs hinter Steuer, die 6 Knoten Fahrt verkündete, war aber nach einer Viertelstunde wieder ins entspannte 2-Knoten-Gesicht verwandelt. Allerschwersten Herzens entschieden wir, mit Erdöl nachzuhelfen und tuckerten Richtung Tofu-Stadt, deren leuchtenden Festungsmauern weithin sichtbar waren. Völlig ungerührt davon wuchsen die weißen namenlosen Blumen unseres über dem Salontisch aufgehängten Bordblumenstraußes dem Lichte entgegen. Die zurück gebliebenen Knoblauchknollen im Gemüsenetz baumelten im Chor dazu. Wir packten so langsam die Siebensachen zusammen der letzte Tag war ja immer furchtbar! Kaum hatte man sich an ein Schiff gewöhnt, musste man es wieder verlassen. Die Cirren waren verschwunden und der Himmel blaute im schönsten Frühlingslicht, als wir die Festung von Tofu-Stadt passierten, flankiert von zwei dicken Fähren. Der Skipper wollte unbedingt nochmal segeln, und wenn es die letzte halbe Stunde war. Jockel aus, Genua raus, Rückwärtsgang rein, damit auch das letzte Geräusch verbannt war beim Ausklang dieser wunderbaren Woche. Tante Mechthild freute sich über fünfkommadrei Knoten Fahrt was die Relationen so ausmachen! Mei, is Segeln schee. Kurz vor der Einfahrt nach Gouvia fragte ich mehr aus Gaudi, ob denn noch jemand Kreiserl fahren wollte. C nickte vorsichtig und ich band einen Fender los und verbandelte ihn mit einem weiteren Schürl, damit er gut zu fassen war. Raus mit dem Teil. C holte das gute Stück mit dem klassischen Q-Wendenmanöver, CW wollte die Gummiwurscht gleich zweimal bergen, einmal mit Halse und dann mit dem Münchner Manöver (Beidrehen und drauftreiben lassen) unersättlich. Vollgetankt legten wir neben einem Odysseusschiff in der Marina Gouvia an. Sean empfing uns, fragte mich, ob noch alles an Bord sei und wir auf keinen Stein gelaufen wären und gab mir meinen Kautionszettel zurück. So einfach kann auschecken sein. Zum ersten, einzigen und letzten Mal gingen wir heute zum Essen. Bei Takis kehrten wir ein und stellten zufrieden fest, dass um 2000 fast alle Plätze besetzt waren. Gutes Zeichen. Moussaka, Grillteller, Calamari, Spaghetti mit Muscheln und Gambas, Saganaki und Meze waren ausgezeichnet, die Bedienung nett und schnell, ein Erdbeer-Kiwi-Teller kam als Nachspeise einfach so und auch der Metaxa für jeden ging aufs Haus. Mit zwei Litern Retsina und Wasser waren wir mit 16,- pro Nase dabei. Das einzig Negative waren die aufgebohrten Motorräder, die ständig auf der Straße zwei Meter neben unserem Tisch hin und her donnerten. Ich verteilte die Seemeilenbestätigungen, wir ließen die Woche Revue passieren und planten den Törn fürs nächste Jahr.
Taxi zum Flughafen um 0900. In München fragte jemand, wo wir gewesen wären. Ich antwortete: Auf Kreta!. Nochmal für alle, die nicht recht mitgekommen sind, was ich ihnen nicht verdenken kann: * Artischocken wurden erst zu Avocados, dann zu Auberginen * Ein Ankerplatz polterte als Haferplätzchen aus dem Mund des Skippers * Björn mutierte zu Mechthild und später wegen der Kekse zu Frau Tietze (frei nach Loriot) * Korfu-Stadt nannten wir Tofu-Stadt * Und generell waren wir bei Kreta, weil Evi angefangen hatte, alle Begriffe durcheinander zu schmeißen. euer Skipper Elisabeth