- Segelyacht
- 2023
- 15 m
Hanse 460
Castiglioncello, Toskana
- 10 Kojen
- 3+1 Kabinen
- 2 WC
Warum Elba? Wir waren letztes Jahr schon um Elba segeln. Eigentlich wollten wir da auch nach Korsika, mangels Wind wurde daraus dann aber nichts und wir sind zum Festland und zurück gesegelt. Das Revier hat uns aber so gut gefallen, dass wir es dieses Jahr wieder versuchen wollten. Wir wurden nicht enttäuscht :-). Aber lest selbst über einen einwöchigen Törn mit wenig viel Wind und viel gutem Wind ...
Von München nach Elba ist es nur ein Katzensprung, wenn man fliegt. InterSky bietet hier Direktflüge an. So treffen wir gegen Mittag entspannt auf Elba ein. Direkt am Flughafen buchen wir uns auf einem Sammeltaxi ein. Die Fahrt zur Charterbasis von Sun Charter kostet unsere 6-köpfige Crew zusammen 40. Als wir eine halbe Stunde später an der Basis angekommen sind, zerschlagen sich leider unsere Hoffnungen einer baldigen Übergabe. Unsere Yacht ist noch in der Aufbereitung und liegt noch nicht einmal hier in der Werft von Edil Nautica, dem Übergabepunkt von Sun Charter auf Elba. Wir setzen uns also in den Schatten und essen unser mitgebrachtes Früchtebrot :-). Nach einer Stunde legt dann die INDIGO, unsere gecharterte SUN Odyssey 45, an. Sie muss nur noch außen gereinigt werden, dann können wir uns an die Übergabe machen. Ich schicke die Crew zum Einkaufen, um mit Wolfgang in Ruhe den Check zu machen. Noch beobachten wir aber eine Putzkraft, wie sie das Cockpit akribisch mit Spüli und Schwamm reinigt. Über eineinhalb Stunden nimmt sie sich dafür Zeit :-o. Dann ist es endlich soweit. Ein Basismitarbeiter erklärt uns anhand einer vorbereiteten Mappe die wichtigste Ausrüstung des Schiffs auf Deutsch. Angefangen bei den Seeventilen, über alle Sicherungen und Anzeigen am e-Pult bis zur Ankerwinsch. Die Inventarliste gehen Wolfgang und ich dann alleine durch. Es passt alles, ein gut ausgestattetes Schiff in sehr gutem Zustand :-). Inzwischen ist die Crew mit den Einkäufen zurück und verstaut diese in den zahlreichen Hohlräumen des Schiffs. Ich erledige noch den letzten Papierkram mit der Basis und vervollständige die Schiffsunterlagen. Da alle bis auf Lutz schon mit mir segeln waren und es das Wetter zulässt heißt es dann auch schon bald "Leinen los". Als wir durch die enge Einfahrt der Werft sind, setzen wir, bei leichtem Wind, die Segel. Es treibt uns mit ein paar Knoten aus der Bucht von Porto Ferraio. Nach einer viertel Stunde ist der Spaß aber schon wieder vorbei und der Wind schläft ein. Wir schieben uns noch mit dem Diesel in eine nette Ecke und springen über Bord in das angenehme Wasser. Für die erste Nacht bietet sich entweder der schöne Stadthafen von Porto Ferraio (teuer) oder ein Platz hinten in der großen Bucht von Porto Ferraio an. Die Basis hat hier auch zwei Bojen, die uns für die erste Nacht angeboten wurden, wir entscheiden uns dafür. Da sich die Boje keinen Zentimeter aus dem Wasser ziehen lässt, gehen wir mit dem Heck ran, fädeln den Festmacher durch die Öse und führen die Leine zum Bug, wo wir sie auf eine Klampe belegen. Nach den leckeren Spaghetti von Koch Michel gibt es noch die Sicherheitseinweisung, der alle aufmerksam lauschen bevor es zeitig in die Kojen geht. Morgen wollen wir früh in Richtung der nördlich gelegenen Insel Capraia starten, da es am späten Nachmittag ungemütlich werden soll.
Die Crew funktioniert perfekt :-), Punkt neun machen wir von der Boje los und tuckern unterhalb der Häuser und des Leuchtturms von Porto Ferraio aus der Bucht. Die Insel Scoglietto passieren wir wegen südlich gelegener Untiefen noch auf der östlichen Seite. Da setzen wir Kurs NW, direkt in Richtung Capraia und die Segel werden gesetzt. Eine leichte Brise schiebt uns für eine Stunde gemächlich nordwärts, bevor wir die Segel gegen die eiserne Genua tauschen müssen. Am frühen Nachmittag erreichen wir Capraia. Da für den Nachmittag Regen angesagt ist, fahren wir nicht die zusätzlich drei Seemeilen bis zu der Bucht Calla della Mortola, sondern werfen den Anker neben dem der Marina vorgelagerten Bojenfeld. Denn auch hier lädt das Wasser zum Baden ein. Als die ersten schon von unten nass werden, fängt es leicht an zu regnen. Wir lassen uns nicht stören und melden uns dann eine Stunde später per Funk in der Marina di Capraia an. Wir werden von einem kleinen Motorboot empfangen und zu unserem Liegeplatz an einem Schwimmsteg begleitet. Die paar Boote, die nach uns kamen, werden direkt an die Kaimauer dirigiert?!? Gut so, denn schon am Abend bekommen wir deutliche Fallböen aus West zu spüren. Da neben uns am gesamten Steg niemand liegt, schnappen wir uns eine zweite Mooring und legen eine diagonale Spring gegen den Wind zum Steg. Eine gute Entscheidung, wie sich nachts, bei abgelesenen 50kn Wind in den Böen, herausstellt. Es wird an Bord gekocht ...
Morgens haben wir in der Marina immer noch 15kn (30kn in Böen) von West auf dem Schiff. Der Wetterbericht verspricht gute 30kn aus NW. Eigentlich wollten wir heute nach Korsika segeln. Wir überlegen lange, entscheiden uns dann aber gegen das Auslaufen und beschließen dagegen einen Rundgang durch den naheliegenden Ort und zur Festung. Auf dem Weg dorthin unterhalten wir uns noch mit zwei weiteren Crews. Die einen halten es wie wir, das zweite Schiff überlegt noch. Es geht etwa eine halbe Stunde bergauf, dann hat man den netten Ort erreicht. Durchquert man diesen, führt ein Pfad unterhalb der Festung zum Meer. Weiter oben geht es zu einem schönen Aussichtspunkt, von dem man weite Teile der Ostküste Capraias überblicken kann. Hier scheint auch der einzige Punkt mit Mobilfunknetz von Vodafone zu sein, die Einheimischen treffen sich hier zum Telefonieren ;-). Von hier oben beobachten wir auch die Nachbarn, die tatsächlich noch in Richtung Korsika ausgelaufen sind. Noch bewegen sie sich in der Abdeckung der Insel. Später, vom Leuchtturm an der Südspitze der Bucht vor der Marina, sehen wir sie dann wieder zurückkommen :-o. Als wir sie später treffen, erzählen sie von Wind mit mehr als 30kn genau von vorne. Sie wollten heute auch nach Bastia. War also die richtige Entscheidung, heute nicht auszulaufen :-). Für morgen ist besseres Wetter angesagt. Am Abend werden wir dann noch Zeuge einer Gewitterfront, die wir schon länger beobachten konnten. Erst kam sie nicht näher, hat es sich dann aber wohl anders überlegt. Der Wind steht nach wie vor mit etwa 15kn aus West auf unserem Schiff. Zwei Minuten später gibt es eine ordentliche Bö und dann bläst der Wind in der selben Stärke aus Ost :-o. Dann kommt auch schon der Regen, der nicht vom Himmel fällt sondern waagrecht durch die Marina geblasen wird. Der Hagel kommt da eher wieder von oben. Dennoch müssen wir unser Schiff dicht machen, als es die ersten Hagelkörner trotz Sprayhood bis in den Salon schaffen. Zum Glück ist der Spuk nach eine halben Stunde vorbei und es stellt sich wieder der Westwind ein. Zeit zu kochen ...
Nach eine ruhigen Nacht machen wir uns zeitig auf den Weg. Anfänglich wechseln sich Segel und Motor ab, als wir aus der Abdeckung der Insel sind, können wir bei 10kn Wind aus Nord segeln. Da die Wellen von gestern noch ordentlich stehen ist unser Kurs, fast vor dem Wind, anstrengend und die Segel schlagen regelmäßig. Daher beschließen wir, vor dem Wind zu kreuzen. Nach der halben Strecke wird feierlich die Gastlandflagge getauscht. Michel stimmt die französische Nationalhymne an ;-). Bei der Gelegenheit melden wir uns auch telefonisch im alten Stadthafen von Bastia an. Leider erhalten wir eine Absage (voll) und wir machen einen Platz im etwas (1sm) nördlich gelegenen Port Toga klar. Kurz vor Bastia legt der Wind nochmal richtig zu. Bei 18kn Wind fahren wir ein paar Manöver und werfen ein paar Fender über Bord, um diese im Anschluss wieder zur »retten«. Gegen 17 Uhr melden wir uns per Funk im Port Toga und werden wieder von einem Piloten zu unserem Liegeplatz begleitet. Hinter ihm fahren wir durch die enge Einfahrt zwischen den hohen Mauern. Wir liegen genau an einer Baustelle der aufstrebenden Marina. Aber auf die Franzosen ist Verlass und sie verabschieden sich bald in den Feierabend. Zu Fuß geht es, entlang am großen Fährhafen, in die Altstadt von Bastia. Verwinkelte Gassen und alte Häuser schmücken die Hügel um den alten Stadthafen. Es braucht etwas, bis wir ein schönes Lokal für das Abendessen gefunden haben (was nicht an einer zu geringen Auswahl lag ;-).
Wer früh Feierabend macht, muss auch wieder früh anfangen mit Hämmern, Bohren und Betonieren. So kommt es, dass ich den Sonnenaufgang vom nahegelegenen Strand aus beobachten kann. Die Sonne geht genau hinter der gut sichtbaren Insel Elba auf. Da wollen wir heute auf die Südseite zum Übernachten. Nach dem Frühstück werden noch Lebensmittel aus dem großen Supermarkt um die Ecke gebunkert, dann geht es auch schon wieder die enge Ausfahrt hinaus. Es erwarten uns 15kn Wind aus Süd. Nicht wirklich was vorhergesagt war, aber was soll's. Nehmen wir unter Segeln mit. Nach einer guten Stunde, die Wasseroberfläche hat es angekündigt, kommen wir in die Zone zwischen Thermik und globalem Wind. Wir schieben uns mit dem Diesel, als sich der Steuermann über permanent drehende Winde beschwert, durch das Gebiet und eine halbe Stunde später segeln wir bei 15kn Wind aus Nordwest in Richtung der Südküste Elbas. Der Wind legt auf dem Weg noch zu und wir segeln im Schnitt mit 7kn. So erreichen wir bald Elba und segeln bis in die Bucht Fetovaia. Eine der schönsten Buchten Elbas. Es liegen schon einige Yachten vor Anker, wir finden dennoch einen Platz. Da die Buchten im Süden Elbas alle sehr schlecht gegen nördliche Winde geschützt sind, bläst es auch hier in der Bucht mit guten 15kn. Zu viel Wind und zu eng um die Nacht hier sicher zu verbringen. So wird nach einem ausgiebigen Bad der Wind genutzt um weiter in die große Bucht vor Campo Nell'elba zu segeln. Wir suchen uns einen netten Platz hinter der steil abfallenden Küste in der kleinen vorgelagerten Bucht an der Westseite der Einfahrt. Wir bringen eine Heckleine zu der nördlichen Küste aus, um bei den vorherrschenden nördlichen Winden sicher zu liegen. Volles Programm, mit dem längsten Festmacher zum Ufer schwimmen, den größten Palstek, den ich je gemacht habe, um einen großen Felsen legen und die Leine dann noch mit zwei Fendern gekennzeichnet. Die Nacht kann kommen :-). Von wegen, es kommen Nachbarn. Die legen sich, ohne Landleine, so nahe an uns, dass wir unsere wieder lösen als der Wind jetzt nicht über die Küste sondern um die Landzunge herum, direkt von der Seite kommt. Unsere Yacht dreht sich und der Abstand wird wieder größer. Es wird wieder ausgiebig gebadet, das Dingi probiert und gekocht. Die Nacht verläuft ruhig, nur einmal geht der Ankeralarm los, als der Wind leicht dreht.
Am nächsten Morgen haben wir es nicht eilig. Es wird wieder gebadet, Dingi gefahren und wir entern ein herrenlos treibendes Tretboot. Nach dem Frühstück lichten wir den Anker unter Segeln und lassen uns vom Wind aus der Bucht pusten. Draußen setzen wir Kurs auf die Bucht Punta Rossa, an der Süd-Ost-Spitze Elbas. Die Bucht lockt mit ausgesprochen klarem Wasser und einer schönen Küste zum Schnorcheln, was wir ausgiebig nutzen, bevor wir uns über die Reste des gestrigen Abendessens hermachen und weitersegeln. Vor der Ostküste Elbas müssen wir dann gegen den Wind kreuzen. Bei 15 bis 20kn Wind eine wahre Freude und wir machen mehr Höhe als nötig. Als wir in die Bucht vor Porto Azzurro einlaufen, kommt der Wind direkt aus der Bucht und wir kreuzen wieder. Ein Riesenspaß, wir kreuzen bis zur Hafeneinfahrt. Danach klappen die Wenden perfekt und schnell ;-). Nachdem wir uns kurz per Funk angemeldet haben, werden wir am Steg schon zu unserem Liegeplatz gewunken. Der Anleger ist fürchterlich. Eigentlich klappt er trotz Seitenwind gut und wir passen perfekt in die Lücke. Die Jungs von der Marina lassen sich dann beim Einfädeln der Heckleinen so viel Zeit, dass uns Bernhard, der schnellste Mooringmann aus München, dann schon wieder nach vorne rauszieht. Also Rückwärtsgang rein und wieder hinter zum Steg. Irgendwann sind wir dann auch hinten fest, die Crew geht auf einen Kaffee auf dem schönen, der Marina zugewendeten Platz und genießt das Treiben und ich gehe einklarieren. Der Preis für die Nacht überrascht mich. Wir liegen in einer der schönsten Marinas von Elba und es ist definitiv eine der günstigeren! Zudem gibt es hier sehr schöne und im Preis inbegriffene Duschen :-). Abends ziehen wir los und suchen uns ein schönes Lokal. Die Bedienung spricht nur Italienisch, ein gutes Zeichen.
Am nächsten Morgen heißt es zum letzten Mal Leinen los. Wir haben eine schöne Bucht an der Ostküste Elbas als Ziel für einen Badestopp. Es soll kaum Wind haben. Als wir die Bucht unter Motor verlassen, sieht es auch noch genau danach aus. Einzig der dunkle Streifen in einiger Entfernung auf der Wasseroberfläche erregt unsere Aufmerksamkeit. Wir fahren nicht direkt in Richtung Norden sondern halten uns erst mal von der Küste frei. Es lohnt sich. Wieder gibt es eine Grenze zwischen dem thermischen und dem globalen Wind. Diesmal ist die Grenze noch enger und der Wind dreht beim Überfahren auf den Schlag. Wir setzen unerwarteterweise wieder die Segel und werfen die Pläne mit der Badebucht über Bord. Von Rauschefahrt kann nicht die Rede sein, aber geben 15 Uhr sind wir am Eingang der großen Bucht von Porto Ferraio. Da der Wind die Bucht nicht erreicht und wir die Yacht um 16 Uhr in der Edil Nautica parken müssen, werfen wir für die letze Seemeile den Diesel an. Kurzes Anstehen an der Tanke (32 Liter für 10 Stunden Dieseln) und dann geht es weiter nach hinten in die Bucht zur Werft. Der Anleger, wieder eigentlich nicht schlecht, wird sehr chaotisch. Das Basispersonal hat eine sehr eigene Vorstellung davon, wie die Yacht festzumachen sei. Nachdem zu viele Köche den Brei nicht besser machen, halte ich mich raus um die Crew nicht völlig zu verwirren. Wir machen es genauso wie die wollen :-/. Da frage ich mich schon, wie die eine Woche ruhig schlafen können, wenn sie die eigenen Yachten nicht jeden Abend festmachen können ;-). Danke für euer Vertrauen ... Als dann am Ende doch noch alles fest ist, schicke ich die Crew auf Stadtrundgang in Porto Ferraio, während ich die Rückgabe abwickle. Diese läuft problemlos und der Basisleiter fragt nach Problemen und hakt diverse Punkte seiner Checkliste ab. Da an unserem Schiff alles in gutem Zustand ist, muss ich auch keine Mängel melden. Als auch noch der Taucher sein OK gibt, bekomme ich eine Kaution zurück. Später wird noch gepackt und, oh Wunder, gekocht :-).
Die Ortsbesichtiger haben netterweise für den nächsten Morgen gleich zwei Taxis klargemacht, die uns pünktlich um 7:30 Uhr in der Edil Nautica abholen. Wir zahlen zweimal knapp 40 für den Transfer zum Flughafen. Hätten wir die Sache doch besser gleich bei unserer Ankunft ausgehandelt. Der Check-In an dem kleinen Flugplatz läuft problemlos und wir sind gegen Mittag schon wieder zurück in München. In Summe hatten wir einen netten Törn, der von deutlich besserem Wetter profitiert hat als es die Vorhersagen erwarten ließen. Trotz dem einen Hafentag und vielen Badestopps haben wir in der Woche knapp 150sm zurück gelegt, viele davon unter Segeln. Von den 10 Stunden unter Motor sind 3,5 Stunden beim Ein- und Auslaufen angefallen. Die verbleibenden 6,5 Stunden verteilen sich auf die Fahrt von Elba nach Capraia und weiter nach Korsika. Vielen Dank an die Crew, die Fotografen und den schnellsten und besten Koch von Welt, die mich jederzeit beim Segeln unterstützt haben und mir für den Bericht ein paar schöne Bilder zur Verfügung gestellt haben.