- Katamaran
- 2019
- 16 m
Lagoon 52
Road Town, Tortola
- 14 Kojen
- 5+1 Kabinen
- 6 WC
Vermutlich wie bei allen anderen Törnplanern, gab es bei uns eine langfristige Reisevorbereitung. Wir wiederholten unsere Reise aus 2013 (bitte lesen diesen Törnbericht zuerst). Diesmal stand von Anfang an fest, einen Katamaran zu buchen. Die Anreise organisierten wir über Berlin, Paris, St. Maarten, was sich als deutlichen Komfortvorteil gegenüber der Anreise über die USA-Route bestätigte. Auch ein "Stopover" St. Marten haben wir uns bei der Anreise wieder gegönnt. Die Crew bestand aus drei Ehepaaren, drei Jugendlichen und einem Kind. Man kann sagen, dass bei einer zweiten Reise zum bekannten Platz die Euphorie durch das Vergleichen begrenzt wird und man kritischer die Leistungen beurteilt. Bewusst wurde der alte Törnplan geändert und auch neue Ziele angesteuert.
Mit Winair flogen wir von St. Maarten nach Beef Island, eine dreiviertel Stunde verspäteter Abflug ist das karibische Normal. Das über Master-Yachting vorbestellte Taxi stand erwartungsgemäß bereit und so kamen wir nach ca. 30 min Fahrzeit gegen 14.30 Uhr in Wickhams Cay II an. Sunsail lässt das Reisegepäck unterstellen und die Gäste warten, bis das Boot fertig vorbereitet ist. Auf Empfangslobby und Begrüßungsdrink wir hier gegenüber Moorings verzichtet. Wir durften gegen Abend das Boot übernehmen, die Bootseinweisung und das Skipperbriefing erfolgten enttäuschender Weise aber erst am nächsten Morgen, hat sich wohl so eingepegelt hat. Ein Handy mit gespeicherten Notruf- und Servicenummern der Marina haben wir kostenlos ausgeliehen, was zu empfehlen ist und später auch seine Dienste tun musste. Wir blieben also am Liegeplatz. Die Duschen und Toiletten in der Marina sind sauber, jedoch fiel uns im Vergleich zu 2013 die deutlich schlechtere Hafenwasserqualität und der damit verbundene Geruch auf. Die über Sunsail vorbestellten Lebensmittel wurden am Abend wie erwartet und in guter Qualität geliefert.
Nach Briefing und Bootseinweisung legten wir in der Marina ab. Für das Ausparken aus einem heck-, bug- und backbordseitig verriegeltem Schachbrettfenster nahmen wir gern die professionelle Hilfe des Dockmasters in Anspruch. Nach Verlassen der Hafenausfahrt nutzen wir die frische Briese des stetigen Ostwindes und kreuzten zur Trellys Bay, Tortola. Einiger Worte zum Katamaran Sunsail 444 Premier: Die zugesicherte Junggarantie von bis zu 3 Jahren war nicht unbedingt erkennbar, auch wenn die Motoren aus 12/2013 stammten. Deutliche Abnutzungserscheinungen prägten den Gebrauchszustand, wobei wir trotzdem von einem sehr ordentlichen Boot reden. Die gehobene Ausstattung mit Generator, Klimaanlage und elektrischen WC in 4 Nasszellen ist für uns die Schwelle zum Luxus. Sicher geht da noch einiges mehr und größer, wenn das Kostenlimit noch höher legen würde. In Törnberichten von anderen las ich Textpassagen von der Klimaanlage an Bord, die hinter den Sitzpolstern sooo viel Platz wegnimmt und außerdem völlig unnütz ist Es gibt eben unterschiedliche Auffassungen uns Ansprüche, die jeder für sich selbst festlegt. Ich kann diesen Ausstattungsgrad nur empfehlen. Nach Festmachen an der Mooringboje und Badepause in Trellys Bay stand die Bar De Loose Mongoose auf dem Abendprogramm, was sich als Volltreffer bestätigte preiswertes gutes Essen und Getränke auf der Holzterrasse mit karibischer Livemusik stimmten uns hier auf einen eindrucksvollen Urlaub ein. Da bleibt man gern etwas länger. Wer vor Lärm des nahe liegenden Flughafens Bedenken hat, den kann ich beruhigen. Die paar kleinen Flugzeuge stören überhaupt nicht.
Unsere geplante Weiterreise nach Virgin Gorda Yacht Harbour mussten wir am Morgen verschieben. Ein Crewmitglied hatte sich eine schmerzhafte Infektion eingefangen. Wir entschieden hier zu bleiben, um die Sache ärztlich abklären zu lassen, wozu uns Tortola am geeignetsten erschien. Patient und Begleitperson wurden mit dem Dinghi an Land gebracht, von dort aus mit dem Taxi zum Arzt. Wenige Stunden später kamen beide guter Dinge von einer kompetenten Arztberatung mit den erforderlichen Medikamenten zurück. Die restliche Crew hatte die Wartezeit mit Baden und Relaxen verbracht und so konnten wir nachmittags noch den kurzen Schlag nach Spanish Town segeln. In Virgin Gorda Yacht Harbour hatte sich seit 2013 nichts verändert, jedoch alles etwas verschlissener.
Nach dem Frühstück nahmen wir Trinkwasser und Eis auf, zahlten die Hafengebühren und verließen den Hafen. Der obligatorische Besuch von the Baths stand auf dem Plan. Der rege Betrieb an den Mooringbojen und das etwas schwierige Anlanden waren uns bekannt. Das Dinghi bleibt an den Badebojen, der Rest bis an Land wird geschwommen. Auf den Spaziergang durch die Felsen sollten man nicht verzichten und den leichten Weg bis zur Zielbar unternehmen. Man nimmt einen Drink, lernt nette Urlauber und Einheimische kennen, und kann so gestärkt den Weg zurück nehmen. Ein kurzer Regenschauer, der eher willkommen war, unterbrach kurz die erbarmungslose Sonnenstrahlung. Wir setzen mit dem Dinghi zum Kat zurück und segelten flott nach Leverick Bay im Virgin Gorda Sound. Trotz der hier herrschenden Strömung im Mooringfeld war das Anlegen mit den zwei Motoren kein Problem. Meine Erfahrung ist, dass gerade bei Anlegemanövern jedes Crewmitglied seinen festen Platz bzw. Funktion behalten sollte. So entsteht Routine und das Anlegen wird mit jedem Mal perfekter. Der Abend war etwas kühler, dafür tat der Bordgrill seine Dienste für ein leckeres Abendessen.
Ein weiterer Badetag stand an. Wir verholten vorbei an der Quarter Deck Marina über Deep Bay nach Eustatia Sound bis zur Oil Nut Bay, dem Ende der schiffbaren Bucht, aber dem Beginn des Paradieses. Der sehr flache Wasserstand und die wechselnde Strömung muss für die Kieltiefe des Bootes beachtet werden. Die Segel blieben eingeholt und wir bewegten uns ausschließlich durch Maschineneinsatz. Unser Anker hielt nicht zuverlässig in der Oil Nut Bay, so dass eine Ankerwache unbedingt notwendig war. Vorsicht ist hier wirklich angebracht. Allerdings wird man mit herrlichen Fotomotiven der Karibik entschädigt. Ein Sprung zum Badestrand an der Südwestseite von Prickly Pear Island war noch drin, um danach am späteren Nachmittag zur Quarter Deck Marina / Bitter End Club zu versetzen. Ein ruhiger und sicherer Liegeplatz war uns wichtig. Der Service der Marina war nach wie vor zum Wohlfühlen. Das Einparken des Kats klappte ohne Blessuren. Die gepflegten Bootsstege dieser Marina fallen ins Auge. Für Provianteinkäufe und Boutiqueshopping gibt es hier genug Möglichkeiten, wenn auch nicht zu Günstigpreisen. Abends kann man in mehreren Bars oder Restaurants Essen gehen.
Die geplanten kurzen Tagestörns gestatteten uns immer wieder etwas längeres Auszuschlafen und ausgedehnte Frühstücksrunden an Bord zu genießen. Nach Begleichen der Hafengebühren schlugen wir einen Bogen an Biras Creek vorbei und setzten Segel in Richtung Anegada. Die Überfahrt bei stärkeren Wind und beachtlichem Wellengang, loteten die Seefestigkeit der Crew aus. Die Einfahrt nach Anegada nahmen wir wie beim Skipperbriefing erläutert und machten an einer Mooringboje fest. Da alles gedanklich vorbereitet war, zögerten wir nicht lange und landeten mit dem Dinghi an, nahmen ein Taxi und ließen uns mit Rücktransportgarantie auf die Nordseite von Anegada zum viel gelobten Cow Wreck fahren. Die Rückfahrtzeit mit dem Taxi abzusprechen ist wichtig, denn Cow Wreck schließt schon am frühen Abend. Sofort nach unserer Ankunft bestellten wir unser gewünschtes Lobsterdinner für 10 Personen, damit die Küche am Abend vorbereitet ist. Alles wurde vom Service bestätigt, wie verbrachten die Zeit am nördlichsten Strand der BVI. Jedoch als wir zu Tisch gerufen wurden, gab es einige lange Gesichter bei der Crew. Die Portionsgrößen und Qualität der 53-$-Essen waren eine Schande. Da wir hier sowieso nicht mehr herkommen werden, können wir nur allen anderen von einem Besuch abraten. Das Taxi kam pünktlich zur Rückfahrt und so konnten wir auf unserem Boot den Ärger mit einem guten Schluck herunterspülen.
Auf Empfehlung eines auf Prickly Pear Island kennengelernten Globetrotters legten wir nach dem Frühstück von Anegada Setting Point ab und verholten über die betonnte Ausfahrt auf die Westseite von Anegada zu einem wunderschönen Ankerplatz bzw. Badestrand. Kein Kommerz, einfach die blanke wunderschöne saubere Natur man sollte sich dieses Highlight unbedingt vormerken. Gut haltender sandiger Ankergrund soll sogar ein Übernachten ermöglichen, aber die offene Lage des Platzes lässt diesen Gedanken zumindest bei uns sofort im Keim ersticken. Wir nahmen nach ausgiebiger Erholung am frühen Nachmittag Kurs auf Srub Island und freuten uns auf Megamarina mit all ihrem Luxus, die wir vor vier Jahren nur als Dinghitouristen besucht hatten. Umso enttäuschender war für uns das Verwehren unserer Marinaeinfahrt durch den Hafenkapitän, da wir nicht online vorgebucht hatten. Nahezu zum Saisonende ist das schwer nachvollziehbar. Ob die freien Liegeplätze nach 17.00 Uhr noch durch andere belegt wurden, konnten wir nicht feststellen. Wir drehten ab und verholten zum benachbarten Mooringfeld von Marina Cay nicht der beste, aber immerhin ein Liegeplatz für die Nacht. Auf der Insel im Pussers Pub kannten wir die begrenzte Gastfreundlichkeit. Da alle Drinks fast den gleichen Preis hatten, bestellten wir dekadent Champagner-Punsh, damit wenigstens für das Geld etwas Ordentliches im Drink ist. Eine Empfehlung! Die Flasche Champagner wurde vor unseren Augen an der Bar geöffnet, die 4 Drinks in Plastikbecher abgefüllt, und serviert. Den Rest der Flasche hat sich die Kellnerin schmecken lassen. Zu später Nachtstunde hatten unsere Angelexperten noch spannende Augenblicke beim Fischfangversuch am unterflur beleuchteten Nachbarboot, aber scheinbar war unser Equipment nicht das richtige kein Petri Heil.
Nach morgendlicher Frühstücksdiskussion über den Scrub-Island-Verlust auf unserem Törnplan änderten wir unsere Route. Die ursprünglich geplante nördliche Umfahrung von Tortola hätte uns die nächsten Tage keine Marina in Aussicht gestellt. Unsere Wasservorräte gingen zur Neige und mal fester Boden unter den Füßen wäre auch nicht schlecht. Spontan legten wir nach der Zahlung der Gebühr von der Mooring ab und nahmen westlichen Kurs durch den Sir Francis Drake Channel auf die Südwestspitze Totolas nach Sopers Hole. Die Erinnerungen an die Einkaufsmöglichkeiten für Proviant und Sonstiges wurden wieder bestätigt. Café und Bar laden zum Verweilen ein. Vorräte und Wasser wurden aufgefüllte, dass die Tour mit sicherem Gefühl fortgesetzt werden konnte. Insider wissen und beachten, dass die Sanitäranlagen über Nacht von 17.15 Uhr bis 8.15 Uhr verschlossen sind. Wichtig ist noch dass unser Anglerteam in der Marina tatsächlich den ersten Fisch geangelt hatte, der aber von fachkundigen Passanten als nicht genießbar eingestuft wurde uns somit seine Freiheit schnell wieder bekam.
Sonntag da war doch was? Richtig! Wir hatten es nicht vergessen, dass sonntags in der Cane Garden Bay eine nette Volksparty der einheimischen stattfindet. Also segelten wir durch den Thatch Island Cut und dann Kurs ENE. Dabei konnten wir allerdings nicht nonstop an Sandy Cay vorbei. Dieser Punkt ist ein Muss in den BVI und länger darauf warten konnten wir auch nicht mehr. Wir fanden dort schnell eine freie Mooringboje, machten fest, und los ging der Badespaß um die Mittagszeit. Die Strömung hier sollte man nicht unterschätzen, aber in Ufernähe ist Baden gefahrlos möglich. Sandy Cay bleibt ein Höhepunkt in meinen bisherigen Karibikerinnerungen. Nachdem alle wieder an Bord waren, gab es einen kleinen Umtrunk und wir setzten um nach Cane Garden Bay. Man findet Platz in den verschiedenen Strandbars. Dem Trubel der Sonntagsparty schließt man sich gern an. Livemusik vor der Bar unterbreitet karibische Stimmung. Die 4-$-Dusche hinter den Palmenblättern nutzten wir diesmal nicht, obwohl diese noch zur Verfügung stand. Der Abend klang mit dem Sonnenuntergang aus.
Nun stand Jost van Dyke noch auf der Programmliste. Ohne Eile wurde nach der gemütlichen Frühstücksrunde Klarschiff gemacht und Jost van Dyke, Great Harbour angesteuert. Die kurze Distanz von wenigen Meilen und die Trägheit der Crew ließ die Antriebswahl auf die Maschinen fallen. Dabei erkundeten wir nebenbei Diamond Cay und Sandy Splitt. Leider schafften wir es nicht, unseren Anker vor Sandy Splitt in haltenden Grund zu setzen. Mehrfach vertrieb der Kat und wir kamen den Nachbarliegern gefährlich nah. So gaben wir die Ankermanöver auf, drehten ab und fuhren eine Bummel-Sightseeingtour durch Diamond Cay, East End Harbour, Little Harbour nach Great Harbour. Das Flachwasser im Mooringfeld des Hafens kann man mit dem Kat sicher befahren, mit dem Monohull ist das schon schwieriger, eine Hand breit Wasser unterm Kiel zu behalten. Also Augen auf und vorsichtig einen Liegeplatz ansteuern. Aber es kam ganz anders. Wir liefen am frühen Nachmittag bei ruhiger See, sonnigen Wetter und reichlicher Wassertiefe in Great Harbour ein. Alle Mann auf Position, die Mooringboje liegt ca. 40 m vor uns. Was in dem Moment nicht mehr funktionierte, war der Backbordschub, obwohl beide Maschinen liefen. Ruhig bleiben, Anlegen mit einer Maschine ist auch möglich. Nach dem Festmachen, beide Maschinen stopp, beginnt eine Ursachendiskussion. Hat der Skipper versehentlich eine andere Mooring in den Backbordpropeller eingefangen? Schnell die Schnorchelausrüstung angelegt und nachgesehen. Nein, der Propeller ist weg, offensichtlich gerade bei der Hafeneinfahrt verloren, einfach so. Hier kam das erste Mal des Notrufhandy zum Einsatz, Hilfe wurde postwendend zugesagt. Es dauerte weniger als zwei Stunden, als sich uns ein kleines Technikerboot näherte. Der Techniker war informiert, erklärte, dass das immer mal passiert, legte Taucherausrüstung an und montierte einen neuen Propeller. Zur Sicherheit überprüfte er auch die Steuerbordseite. Alles war wieder tiptop und der Techniker tuckerte wieder von dannen. Bravo, so einen Service kann man sich nur wünschen! Unser Landgang war nicht sehr berauschend. Foxy wurde abgewählt wegen der Mücken, Corsairs Beach Bar & Restaurant war uns irgendwie zu formell. Am besten schmeckt es eben immer noch zu Hause, also nach einem Drink zurück an Bord und dort einen schönen Abend erlebt.
Am Morgen stand ein neues Technikproblem an, um das wir uns kümmern mussten. Beim Zuschalten der Klimaanlage brach das Bordnetz zusammen, egal ob der Generator Strom lieferte oder im Hafen Strom gezapft wurde. Jost van Dyke ist nicht das Zentrum der Welt, aber wir hatten ja für solche Fälle das Servicetelefon und die 2-Std.-Servicegarantie von Sunsail. Ein Crewmitglied, perfekt in Englisch, übernahm die Konversation. Nur lief es überhaupt nicht so, wie am Vortag. Trotz vormittäglicher Schadensmeldung über Anrufbeantworter, Warteschleife bis nach ca. 30 Min endlich jemand am Telefon war, hielt man es nicht für nötig, die Servicegarantiezeit einzuhalten. Später mehr. Noch länger Warten hatte wohl keinen Sinn? Wie verholten nach Withe Bay, teilten dem Service-punkt unseren neuen Standort mit, und machten das Beste draus. Withe Bay als Tagesausflug ist nur zu empfehlen, der weiße Sand, das türkiesblaue Wasser, und auch die Strandbars, alles toll. Ein guter Tipp ist die neue Bar Hendos Hideout, etwa in der Mitte der linken Hälfte von Withe Bay. Alles neu, super Tresen und Service, überdachte Holzterrasse, hier hält man es aus. Der Strand ist zwar für alle breit genug und Musik gibts auch an jeder Ecke. Dass dazu noch einige Yachies mit ihren eigenen Soundanlagen dazwischen palavern, ist eine Geschmacksfrage. Neu für uns war, das bilden einer Sitzgruppe im flachen Wasser am Strand, jeder seinen Trinkbecher in der Hand, mit ständiger All-you-can-drink-Nachfüllung über den ganzen Tag, selbstverständlich ohne Toilettengänge. Irgendwann kam doch noch ein Serviceteam wegen der Bordnetzanlage. Die beiden Mechaniker wussten, wo sie suchen mussten und nach ein paar Handgriffen und Reinigung der Seewasserfilter der Klimaanlage war das Problem behoben.
Wir hatten ja noch die südlich von Tortola liegenden Inseln auf dem Plan und so verabschiedeten wir uns von JvD und nahmen Kurs, erst mal nach Nany Cay. Dabei Segelten wir westlich um Great Thatch herum, um die kurze Entfernung etwas zu erweitern. Nany Cay ist unverändert besuchenswert, auch wenn wir nach schweißtreibenden bravurösen stern-to Anlegemanöver unseres Katamarans in eine schmale Lücke aufgefordert wurden, doch bitte auf der anderen Seite des Stegs festzumachen. Unsere Gesichter verblassten teilweise. Nach höflicher Anfrage wurde das aber kurz darauf vom Marinapersonal in Bruchteilen der Zeit, die wir benötigt hätten, für uns erledigt. Die Sanitäranlagen sind vorbildlich, im Hotelpool kann man kostenlos baden. Es bestehen genügend Einkaufsmöglichkeiten. Im kleinen Supermarkt haben wir über der Brötchenbox frisch gegrillte halbe Hähnchen (in Papiertüten) entdeckt ein preisgünstiger und wohlschmeckender Willkommenssnack für uns! Hier kann man sich echt erholen. Man sollte grundsätzlich beachten, Postkarten nicht in Hafenoffices aufzugeben. Es kümmert hier niemanden, ob die Postkarten hier 4 oder 6 Wochen liegen, bevor mal jemand das Kästchen leert und zur Post bringt. Am späteren Abend erschloss sich eine für uns neue Situation. Die Stegseite, die wir frei räumen mussten, wurde nach Officeschluss von einer Flottille puertorikanischer Hochseefischerbote belagert. Die selbstverständliche raumgreifende Inanspruchnahme dieser Touristen will erst mal toleriert sein. Am nächsten frühen Morgen war kollektives Ablegen der Flottille, bevor noch jemand eine Liegegebühr hätte kassieren können ist wohl so üblich? Für uns ging wieder ein erlebnisreicher Urlaubstag zu Ende und wir wollten das mit einem Abendessen im Restaurant (1. Etage über The Gallery) besiegeln. Die Lage mit Standblick und die ansprechende Einrichtung des Restaurants ließ hoffen auf mehr. Okay, das Essen war eher durchschnittlich, der der den Lobster bestellte war eher angeekelt, die anderen waren wenigstens satt. Das Servicepersonal war auch nicht besonders daran interessiert, die Sache zu retten. Zum Schluss die Rechnung mit üblichen Schockpotential, da hilft auch kein Diskutieren, bezahlen und Tschüss.
Morgens die übliche Prozedur im Hafenbüro, auschecken und mit dem letzten vor uns liegenden Seetag noch einen Höhepunkt setzen. Ganz so schnell ging es aber nicht, wir blieben den Vormittag noch in der Marina, der Shoppingdrang der Damen will auch gestillt sein, und legten gegen Mittag nach Norman Island, The Bight, ab. Für diese Jahreszeit war die Bucht hoch belegt, aber eine freie Boje gab es noch für uns, wenn auch etwas weiter draußen, was bezüglich der Wasserqualität zum Baden durchaus seine Vorteile haben kann. Boot festgemachen war nun reine Routine für die gesamte Crew, Dinghi zu Wasser, und ab Richtung Strand/Bar. Oh Gott! Beim Annähern sahen wir schon das dramatische Ausmaß. Die Tagessitzbäder hatten sich durchgesetzt oder war wohl In? Hier hockten nicht wie in Withe Bay zwei mal zehn Leute zur Alkoholinfusion im Wasser, sondern geschätzte 100 +, der Stand war damit leider in voller Breite okkupiert. Haben wir etwas verpasst? Na gut, als die Sonne begann unter zu gehen, wurde der Badestrand schnell leerer. Schön war die Zeit hier im Pirates Bight Restaurant zum Rum-Punch. Das Essenangebot war zwar etwas dürftig, könnte aber an der späteren Tageszeit gelegen haben. Wir nahmen am gleichen Tisch wie vor vier Jahren Platz und siehe da, dieselbe Bedienung hat uns sogar wieder erkannt, sagte sie zumindest. Der Tag darf als gelungen bewertet werden.
Es muss zurück nach Road Harbour gehen, aber so schnell geben wie das Boot noch nicht her! Da die Entfernung recht übersichtlich ist, statteten wir erst noch Pelican Island einen Besuch zum Schnorcheln ab. Es gibt zwei drei Bojen zum Festmachen, wovon auch eine frei war, so dass unserem Ziel nicht im Wege stand. Die Unterwasserwelt hier ist ein wirklicher Hingucker. Fische in allen Farben sind hier zu beobachten, man braucht keine großen Tautiefen dafür. Kann auch sein, dass die Fische hier schon etwas touristisch orientiert sind, den beim Anfüttern bilden sich sofort Schwärme von Fischen um einen herum. Uns hat es hier sehr gefallen. Die Nachmittagssonne fiel etwas ab und so nutzen wir diesen idyllischen Ort für einen kleinen Mittagsimbiss an Bord. Die restlichen Vorräte sollten ja langsam aufgebraucht werden. Am späteren Nachmittag, war der unaufhaltsame Moment gekommen, die vollbelegte Marina Wickhams Cay II wieder anzulaufen. Jetzt ging es nur noch darum, den Katamaran heil zurückzubringen bei dem Trubel im Hafen eine Herausforderung. Aber ruhig bleiben. Die T-Docks waren alle belegt. Der Dockmaster rief uns vom Steg zu, zu warten (das mit dem anfunken haben wir nie hingekriegt, auch nicht über Kanal 16). Okay, wir drehten kleine Kreise im Hafen, bis wir längsseits kommen sollten. Der Dockmaster sprang an Bord zur Ruderübernahme. Ohne Kommentar fuhr der den Kat zur Abgabestation der Dinghis, in Sekunden wurde dort das Dinghi fliegend übernommen, und danach bugsierte er den Kat versiert in die letzte Ecke am Stegende in einen dreiseitig begrenzten Liegeplatz Respekt! Etwas dumm von uns war, das wir nach dem Anlegen darum baten, zur Tankstelle zu fahren (Moorings tankt die Boote nach der Rückgabe als Inklusivleistung selbst voll, aber Sunsail überlässt das dem Kunden, das Boot ist mit vollem Tank zurückzugeben). Zum Tanken schickte unser Hafenkapitän einen anderen Kollegen. Die Tankaktion will ich hier nicht weiter erläutern, nur so viel: es gibt Gründe, warum das Hafenwasser zum Himmel stinkt. Nach dem Festmachen läuft alles organisiert ab. Zuerst Nothandy abgeben, Taxi zum Flughafen für Morgenvormittag bestellen, Sachen packen, Schiff klar machen, zuletzt die Bootsübergabe. Wir übernachten noch einmal auf den Boot.
Das Großraumtaxi stand pünktlich bereit, eine zweite Crew war auch noch bei diesem Transfer dabei. Der Mittagsflug mit Winair verspätete sich locker um eine Stunde, so wurde die Umsteigezeit in St. Martin langsam etwas knapp. Noch zwei Tipps für die Flüge. 1. Die kleinen Flugzeuge sind nicht klimatisiert, so kann es bis zu Start im engen Flugzeug ordentlich warm werden. Wer hinten im Türbereich sitzt hat leichte Vorteile nach dem Start, da die Türen nicht ganz dicht sind und kühle Luft einströmt. 2. Langstrecke: Der Einkaufsbedarf im Duty free shop muss gestillt werden. Um Platz zu sparen, hatte ein Crewmitglied die Duty free Einkäufe in die eigene Tasche umgepackt. Ein fataler Fehler, wie sich beim Umsteigen in Paris herausstellte. Es gab trotz Duty free Quittung ein großes Tamtam um die Kosmetikartikel > 100 ml, die nun im Handgepäck festgestellt wurden. Der Duty free-Beutel wäre die Versicherung für sorgenfreies Umsteigen gewesen was man nicht alles wissen muss! Die Air France-Maschine hob pünktlich in St. Maarten ab. Am Ende erreichten wir doch noch unseren Anschlussflug nach Berlin, wo wir am Sonntagmorgen landeten. Die mitgenommenen Eindrücke und Erlebnisse dieser großartigen Reise werden uns lange in Erinnerung bleiben. Bitte beachten Sie, dass dieser Reisebericht vor dem katastrophalen Hurrikan Irma im Herbst 2017 entstanden ist.