- Katamaran
- 2018-2020
- 12 m
Moorings 4000
Tumara, Raiatea
- 6 Kojen
- 3 Kabinen
- 2 WC
Wenn wir nach einer langen und anstrengenden Anreise an der Marina unserer Charter-Destination ankommen, haben wir nur eines im Sinn: Möglichst schnell aufbrechen, und in einer einsamen Ankerbucht mit Traumstrand die Seele baumeln lassen. Denn Segeln bedeutet für uns vor allem unberührte Natur genießen, abseits des Massentourismus. Wer schon einmal die Zugspitze zu Fuß bestiegen hat und dann auf dem Gipfel von Horden Flip-Flops tragender Sonntagsbergsteiger empfangen wurde, die den bequemen Weg mit der Gondel gewählt haben, kann den Frust sicher nachvollziehen. Da wir diese Erfahrung unter allen Umständen vermeiden wollten, hatten wir uns dieses Mal ein Segelgebiet mit Robinson-Feeling Garantie ausgesucht: Die Tuamotus in Französisch Polynesien. Obwohl diese weltweit größte Ansammlung von Korallen-Atollen nur ca. 350 sm östlich der touristisch gut entwickelten Gesellschaftsinseln liegt, taucht man hier in eine andere Welt ein. In den Tuamotus ist es noch möglich, in einsamen Buchten zu ankern und unbewohnte Inseln zu erkunden, frei von menschlichem Einfluss. Natur pur eben! Da traf es sich gut, dass uns unsere Charteragentur ein gutes Angebot für einen 3-wöchigen one-way Törn von Raiatea zu den Tuamotus machte. Am 30. März war es dann schließlich so weit. Mit großen Erwartungen sind wir nach einem langen Flug von München über L.A. schließlich in Papeete, der Hauptstadt von Tahiti gelandet, wo wir uns zum Akklimatisieren für zwei Nächte in einer Pension eingemietet hatten. Als wir zwei Tage später nach kurzem Flug in Raiatea ankamen, sind wir von Sophie und Christoph von der Charterbasis sehr freundlich empfangen worden. Überhaupt war die Betreuung - Einführung in das Segelgebiet anhand von Seekarten, Tipps zur Törnplanung und Übergabe der Yacht - die beste, die wir je hatten. Unser Schiff, ein Katamaran Lagoon 38, war in einwandfreiem Zustand und für die Hochsee-Tour bestens ausgerüstet. Auf Empfehlung von Christoph sind wir von Raiatea nicht direkt in die Tuamotus aufgebrochen, sondern haben einen Zwischenstopp in Moorea eingeplant. Ungefähr 24 Stunden später haben wir dann schon in der Opunohu Bay vor traumhafter Bergkulisse geankert. Am nächsten Morgen hieß es dann: Segel setzten und ab in die Tuamotus! Nach kurzer Fahrt jedoch - die erste Panne! Das Vorsegel reißt und flattert unkontrollierbar im Wind. Gut dass wir uns auch in dieser Situation voll auf den tollen Service der Basis in Raiatea verlassen konnten. Telefonisch wurde ein Segelmacher in Tahiti von Sophie mit der Reparatur unseres Vorsegels beauftragt. Nach einem kurzen Reparaturstopp in Tahiti konnten wir uns am nächsten Tag schon wieder auf den Weg in die Tuamotus machen.
Für die Überfahrt von Tahiti in die Tuamotus haben wir drei volle Tage gebraucht. Keine anderen Schiffe weit und breit, kein Funkkontakt - im Notfall wären wir ganz auf uns alleine gestellt. Dennoch waren es vor allem die schönen Momente die uns von der Überfahrt in Erinnerung geblieben sind: Die unendlichen Weiten des Südpazifik, das Segeln in den Sonnenaufgang, die Delfine die uns streckenweise begleitet haben und der fliegende Fisch, der sich eines Nachts auf unser Boot verirrt hatte. Im Morgengrauen des dritten Tages war es dann endlich soweit: Land in Sicht! Am Horizont taucht das erste Atoll auf. Die einzelnen Atolle der Tuamotus sind schmale, meist ringförmige Riffe, die eine flache Lagune einschließen. An den Stellen, an denen sich das Riff über die Meeresoberfläche erhebt, befinden sich die so genannten Motus, kleine mit Palmen bewachsene Inseln, die die Landmasse der Atolle bilden. Viele der Atolle haben Zugänge ins Innere der Lagune, so genannte Pässe, die unter Berücksichtigung von Gezeiten und Strömungen befahren werden können.
Unser erstes Ziel in den Tuamotus war Toau. Das Atoll ist fast komplett unbewohnt, nur im Norden des Atolls wohnt eine Familie die von Perlenzucht lebt. Hier befindet sich eine kleine Bucht am Rand des Atoll-Außenriffs, die man auch nach Sonnenuntergang bequem ansteuern kann.
Nachdem wir uns dort einen Tag lang von der Überfahrt erholt und ausgeschlafen hatten, sind wir in Richtung Südosten aufgebrochen, um uns in der Lagune unser eigenes unbewohntes Motu auszusuchen. Vorher mussten wir jedoch noch durch den Otugi-Pass in die Lagune fahren, wo wir aufgrund der hohen Strömungswellen kräftig durchgeschüttelt wurden. Im Gegensatz dazu stellte sich das Fahren in der Lagune als relativ unstressig heraus. Die meisten der Untiefen waren im elektronischen GPS-Plotter verzeichnet. Da jedoch nicht alle kartographiert sind, ist sorgfältige Eyeball-Navigation unverzichtbar.
Unser erster Ankerplatz im Süden der Lagune war ein Traum! Ein kleines mit Palmen bewachsenes Motu mit Unmengen von Seevögeln und daneben eine kleine Sandinseln mit einer handvoll Palmen und sonst nichts! Unsere Tage an diesem paradiesischen Fleck haben wir mit Faulenzen, Erkunden der Motus und dem Beobachten von Seevögeln verbracht. Ein weiteres Highlight: Erkunden der zahlreichen Untiefen in der Lagune mit Schnorchel und Taucherbrille. Neben einer Vielzahl von bunten Riff-Fischen und intakten Korallen konnte man Riffhaie, Rochen und riesige Barrakudas aus nächster Nähe bewundern.
Auch nach mehreren Tagen in diesem Paradies fiel es uns nicht leicht, den Anker zu lichten und zum Süd-Pass von Fakarava, unserem nächsten Ziel, aufzubrechen. Fakarava ist ebenfalls wie Toau ein Ringatoll und besitzt nur zwei schiffbare Passagen, den Süd-Pass bei Tetamanu und den Nordpass Garuae. Ähnlich wie in Toau resultieren daraus starke Strömungsgeschwindigkeiten in den Passagen bei Gezeitenwechsel. Drift-Schnorcheln im Pass wurde hier zu unserer Lieblingsbeschäftigung (Achtung, Suchtgefahr!). Und so funktioniert es: Bei einlaufender Strömung mit dem Beiboot zur Außenseite des Passes fahren, Seile am Beiboot zum Festhalten befestigen und sich einfach mit Schnorchel und Taucherbrille von der Strömung durch den Pass treiben lassen. Hier tummelten sich zahlreiche Riffhaie und wunderbare Korallen erstreckten sich bis ins flache Wasser an den Ufern.
Unsere letzte Station war die Lagon Vert, eine Art (kleine) Lagune innerhalb der großen Lagune, im Nordwesten von Fakarava. Hier gibt es ähnlich wie im Süden von Fakarava wunderschöne pinkfarbene Sandstrände. Das Ankern stellte sich jedoch als recht abenteuerlich heraus. Da die Inseln bei östlichen Winden keinen Schutz vor Wind und Wellen bieten, muss man in so genannten Rifftaschen ankern. Dabei handelt es sich um Flachwasserbereiche in Ufernähe, die an der dem Wind zugeneigten Seite durch Riffe geschützt sind. Da gutes Wetter vorhergesagt war und sich unsere Ankerpeilung als stabil erwies, sind wir das Risiko eingegangen. Wann werden wir sonst noch einmal die Möglichkeit haben, vor einem pinkfarbenen Traumstrand aufzuwachen?
Nach zwei Übernachtungen hieß es dann leider zurück nach Rotoava, zur Bootübergabe. Was uns bleibt ist die Erinnerung an einen einzigartigen Segeltörn mit Fahrtensegler-Feeling!