- Segelyacht
- 2023
- 15 m
Dufour 470
Krk, Kvaner Gulf
- 10 Kojen
- 4 Kabinen
- 4 WC
Die Küste Dalmatiens südlich von Split enthält unzählige Schätze im Natur- und Kulturbereich die es vom Boot aus zu entdecken gilt.
Am Samstag den 2.Juni 2012 um 14 Uhr in Kastela - einem Gewerbegebiet in der Nähe von Split - beginnen wir unseren Aufbruch in den Süden. Wir wollen so rasch wie möglich an den entferntesten Punkt der geplanten Reise gelangen - in die Bucht des ehemaligen Kriegsmarinehafens der kaiserlich- und königlichen Flottilie namens Cattaro. Erstes Ziel ist das 85 Seemeilen entfernte Cavtat. Der Ort ist die letzte Möglichkeit in Kroatien auszuklarieren. Wir fahren vorbei an der traumhaft schönen Küste Süddalmatiens, teils hart am Wind und auch mit Halbwindkurs, vorbei somit auch an der Inselstadt Hvar hinein in eine kleine Bucht von Scredo - einer unbewohnten, dem Festland vorgelagerten Insel - die wir kurz nach Sonnenuntergang erreichen.
Nach Sonnenaufgang fahren wir - immer noch unter Motor - die Küste vor Korcula entlang. Vor der befestigten, noch schlafenden Stadt steht ein riesiges Ungetüm von Kreuzfahrtschiff, wie es sich fast an jedem geschichtsbeladenen Ort mittlerweile breitmacht. In der Ferne sehen sie wie steile Inseln, die weit aus dem Meer ragen, aus. Aus der Nähe betrachtet scheint es, als wollen sie es jederzeit mit der Stadt und deren Bewohnern aufnehmen. Den Peljesac entlang erreichen wir am Abend unter Segel die kleine Küstenstadt Cavtat. Ein gemütlicher, mit Touristen bevölkerter Ort mit einem zauberhaften Hafenbecken. Ein Kleinod, das hier in die Landschaft gezaubert wurde.
Wer sich gedacht hat noch am Sonntag ausklarieren zu können, wird bis Montag kurz vor Mittag eines besseren belehrt. Die Mühlen der Verwaltung malen hier besonders langsam und umständlich - trotzdem hat es sich allemal gelohnt. Die nächsten Stunden werden wir mit dem Anblick bezaubernder und faszinierender Landschaften belohnt. Wir fahren nach Monte-Negro (Crna Gora) dem Land der schwarzen Berge. Diese türmen sich bis zu 2000 Meter an den Küsten auf. An den Hängen kauern kleine Dörfer und Städte die zurecht den Rang eines Weltkulturerbes einnehmen. Jahrhunderte alte Kultur vereint mit dem einzigartigen Panorama der Bucht von Kotor - dem ehemaligen Cattaro - lassen selbst erfahrenen Crewmitgliedern die Tränen in die Augen steigen. Und ganz am Ende der Bucht liegt die Stadt Kotor selbst. Häuser aus der Gotik mischen sich mit dem Erbe der Habsburgermonarchie. Ein romanischer Dom aus dem ersten Jahrtausend mit ebenso wertvollem Inventar neben den prächtigen Fassaden aus venezianischer Zeit und dem Historismus sowie einer fünfhundert Meter aufragenden fast vollständig erhaltenen Stadtmauer bieten eine Kulisse für ein grandioses Kulturerlebnis. Die kleinen Gastgärten sind an den schönen Plätzen und Gassen ebenfalls zu finden wie an der breiten starken vielen Feinden trotzenden Stadtmauer und laden verführerisch zum Verweilen ein. Am Abend öffnen die Gaststätten mit der bekannten mediterranen Küche.
In Kotor wären wir noch gerne geblieben. Doch die mühsame Überwindung der Grenzen - in Montenegro nicht weniger mühevoll, jedoch immer sehr herzlich - macht uns den Zeitpunkt zum Aufbruch bewusst. Es hat in der Nacht geregnet und die Wolken bedecken die Bergipfel in dieser traumhaften Bucht. Am offenen Meer begegnen wir wieder schönerem Wetter. Dann segeln wir mit raumen Wind an den Ort, der vor Napoleon Bonaparte nie eingenommen wurde - die alte ehrwürdige Stadt Ragusa - dem heutigen Dubrovnik. Vom Meer aus bieten die mächtigen Mauern, welche die Altstadt zur Gänze umsäumen, einen starken, wehrhaften Anblick. Selbst die Venezianer, die im Mittelalter das Mittelmeer und die gesamte dalmatinische Küste beherrschten, wurden eher mit den Stadtoberen handelseins als das sie einen Angriff versuchten. In die sehr lebendige Stadt selbst kommt man auch nur durch die prächtigen alten Stadttore, welche von den mächtigen, hohen Mauern umgeben sind. Innerhalb der Mauern bietet sich ein buntes, lebendiges Treiben vor der Kulisse der alten Häuserfassaden und den teils wunderbaren Plätzen und Straßen bis weit in die Nacht hinein. Da der Taxidienst von der Marina um zwei Uhr früh versagt, haben wir die Gelegenheit ausgiebig die Bars mit der Musik der 60er Jahre und die Diskothek in den Kasematten der Wehrmauer bis zur Morgendämmerung zu genießen. Dubrovnik bietet auch so einiges für Nachtschwärmer.
Es ist ein ruhiger Tag, der trotz teilweise guten Windes uns nicht allzu sehr zum Segeln verleitet. Ein kurzer Schlag von ca. 18 Seemeilen führt uns in die Ankerbucht des Nationalparks von Mljet - in die Polace. Neben dem Angebot von Fahrrädern gibt es auch eine Busverbindung, die durch die mediterrane Waldlandschaft mit Föhrenwäldern führt. Wir besuchen ein altes Benediktinerkloster auf einer kleinen Insel. Die jüngsten Mauerteile sind aus der Zeit der Renaissance und die ältesten Zeugnisse dieses verlassenen, fast verwunschenen Klosters führen uns bis in die Zeit der Romanik zurück. Spazierwege um die kleine Insel herum, die mit Andachtstellen und einer beeindruckenden Flora gesäumt sind, lassen eine Ahnung vom beschaulichen Leben an diesem herrlichen Ort aufkommen.
Ein langer Schlag teils unter Motor, teils unter Segel musste heute zurückgelegt werden, um die Distanz bis nach Split für den letzten Tag nicht zu groß werden zu lassen. Bevor wir die vis a vis von Hvar gelegene Insel Sveti Klement erreichen, taucht an Backbord die Insel Lissa - die heutige Vis - auf. Ein geschichtskundiger Mensch denkt sofort an die Seeschlacht, die der Admiral der kk Marine Wilhelm von Tegetthoff im 19. Jahrhundert gegen die Italiener für Österreich Ungarn gewann. Damit war für viele Jahrzehnte die Zugehörigkeit der Küste zu der Donaumonarchie außer Frage gestellt. Das über hundert Meter tiefe Meer bedeckt hier das Schicksal vieler Seeleute und deren Schiffe. Auf Sveti Klement laufen wir nicht die beliebte Marina Palmizana an, sondern ankern in einer vis a vis dem offenen Meer zugewandten herrlichen Badebucht. Am Abend besuchen wir eines der hervorragenden Restaurants auf dieser Seite der Insel, welche ganz nach karibischem Flair zwischen der herrlichen Flora - bestehend unter anderem aus Kakteen, Rosmarin- und Lavendelsträuchern und den typischen Pinien - ihre Spezialitäten anbieten. Fangfrische Languste mit Spagetti in Tomatensauce ist eine der hervorragenden Speisenempfehlungen in dieser Gegend.
Es sind nur mehr wenig Meilen bis zu unserer Marina in Kastela zurückzulegen. Doch da die Tankstelle in Split geschlossen ist, drängt sich alles in die kleine Bucht von Milna. Eine Wartezeit von sage und schreibe vier Stunden läßt die letzten Pläne dieses Tages zerfließen. Deshalb machen wir uns am späteren Nachmittag bereits zur Marina auf um das Schiff an diesem Tag noch zu übergeben. Je kürzer die Distanz zu unserem Ziel ist desto größer wird die Wehmut über das Ende dieses Törns.