- Katamaran
- 2015
- 12 m
Lagoon 400 S2
Gouvia, Korfu
- 10 Kojen
- 4+2 Kabinen
- 4 WC
Seit 1981 veranstalte ich nun schon Segeltörns mit Freunden auf rein privater Basis. Unser Name ist dabei keinesfalls Programm, denn wir legen Wert darauf, nicht sofort als "ach ja, Chartersegler" erkannt zu werden. Sicherheit und gute Seemannschaft gehören zu unseren Touren genauso dazu, wie Spaß, Sport und der eine oder andere YES PLEASE. Diese 24. Reise stand allerdings unter Vorzeichen, die unserem Gruppennamen alle Ehre machten. Es ging vier Wochen vor Reisebeginn damit los, dass der als Bordchronist und Mädchen für alles eingeplante Peter einen Krankenhausaufenthalt vom feinsten hinlegen musste, der erst zwei Tage vor der Reise endete. Aber damit war auf einmal ein Platz in der Crew frei, doch wo zaubert man so schnell einen Ersatzspieler aus der Tasche, zumal auch Kirstens Mitreise aufgrund der Erkrankung ihres Mannes auf der Kippe stand. Zwar war mit Nils jemand gefunden, der für Peter einspringen wollte, jedoch ausser Kirsten wiederum niemanden aus der Gruftitruppe kannte und wenn Kirsten nun auch noch ausfiel.... Kurzum, letztendlich ging alles gut: Peter wurde aus dem Krankenhaus entlassen und flog mit nach Korfu, um dort eine Woche Appartement-Urlaub zu machen und mit dem Fernglas aufs Meer zu schauen, Kirsten, unsere bordeigene Orthopädin (ein Luxus für Seniorenreisen, den man nicht unterschätzen sollte), kam mit an Bord und brachte Nils mit, den jungen, dynamischen und doch ziemlich pflegeleichten Newcomer mit, über seine ausgiebige Neigung zu intensiven Duschzeremonien, die an Bord zeitweise zu Wassermangel führten, sei hier geschwiegen. Jürgen, mein Co-Skipper, der aus Abneigung gegen die Fliegerei aus Norditalien mit Bus, Bahn und Fähre tagelang anreiste und dessen Gesundheitszustand uns wirklich sorgte... Immer um sich herumfutternd, kein Gramm zunehmend und über die dickbäuchigen Mitsegler "meckernd" weil sie zu viel in sich spachteln würden. Aber das ist ein anderes Thema. Seine Hauptzuständigkeit gilt den Segeln und dem Anker, wenn nicht der Skipper gerade mal wieder eine seiner Ruhepausen einlegt. Jörg-Peter, auch schon seit 1982 bei der Gruppe und selbst ernannter Bord-Ing., na ja, eben Technikus und verantwortlich, für alles was da diesbezüglich am Leben zu halten ist. Mit dem Segeln hatte er noch nie allzuviel am Hut, aber er macht wegen der Gruppe mit. Seine Frau Marita, segelt gern, auch wenn ihr manchmal einfach die Power fehlt, schwere Festmacher an Land zu werfen. An der Winschkurbel ist sie aber fit und hat durch den heftigen Einsatz bei einem früheren Törn auch schon eine derartige den Fluten übergeben. Darüber hinaus, wuselt sie ständig in der Pantry rum, flucht über den ausgehenden Brenner am Herd, bis dass ihr Gemahl erscheint und mit den freundlichen Worten von Frau und Technik die Angelegenheit richtet. Michéle weiß was eine Leine ist, kümmert sich stets liebevoll um das Dinghi bei irgendwelchen An- oder Ablegemanövern, Abfenderexpertin, hat jedoch sonst nicht wirklich was mit Segeln am Hut, auch wenn ihr nach eigenem, durchaus glaubhaftem Bekunden, diese Art der Reisen Spaß macht, was auch schon die vierte Teilnahme zeigt. Sie hat jedoch die wichtigste Aufgabe an Bord, sie ist die Zahlmeisterin. Ihre Rückzahlungen am Ende jedes Törns machen sie mit zum beliebtesten Crewmitglied. Ihre Anreise aus dem tiefsten Westafrika, wo sie berufsbedingt lebt, war auf jeden Fall die aufwändigste und längste, trotz Flugzeug. Andrea, auch schon vier Mal mitgehangen, mitgefangen, meine Frau, im ständigen, nichtöffentlichen Streit mit Marita, wer als erster in der Pantry arbeiten darf. Seglerisch mit eher weniger Erfahrung ausgestattet, die paar privaten Ostseereisen haben nicht wirklich tiefe Kenntnisspuren hinterlassen, aber gut bei Kräften im Leinenhandling und wenn es sonst was zu tun gibt. Und schließlich ich, Bernd. Seit 1977 segelnd mit eigenen Schiffen, später Chartertouren, auch als Skipper für fremde Crews, Polynesien war soooo schön. Seit einigen Jahren verkünde ich regelmässig, dass es die letzte Tour werden würde, um dann doch noch eine zu veranstalten. Ansonsten nicht immer pflegeleicht, dennoch meist gut drauf, auch wenn die Beweglichkeit nachgelassen hat... Ja, das ist sie also, die Truppe, die in der nächsten Woche3 die FELICITA segeln wird. An dieser Stelle ein ausdrückliches Dankeschön an unsere Charter-Agentur Master-Yachting, die alles perfekt vorbereiteten und ein ganz großen Dank auch an Hanne Roth und ihre Mannschaft, die uns ein wirklich intaktes Schiff übergaben und den entscheidenen Teil zum Gelingen der Reise beitrugen.
Nachdem 6 von 8 Mitseglern bereits am Vortag auf Korfu angekommen waren, wurde heute die Crew mit der Essener Teilmannschaft komplettiert. Kirsten wurde von Nils begleitet, der kurzfristig für den erkrankten Peter aufgestiegen war. Dass Nils unseren Altersdurchschnitt erheblich nach unten drückte, ertrugen wir gegenseitig mit äusserster Fassung und wurde auch während der gesamten Fahrt niemals zum Problem. Peter gab beim Zusammentreffen ein kurzes Gastspiel, um dann bald in sein angemietetes Appartement zu verschwinden. Abends beim Essen in Georges Taverne sollte es noch einmal ein Wiedersehen geben, zumal es Skippers Geburtstag mindestens ein wenig zu feiern gab. Nach einer herzlichen Begrüßung durch Hanne und Detlef von Segeln und Mehr gibt es ab 13 Uhr eine gründliche Einweisung in die technischen Finessen unseres Schiffs, der FELICITA, die für die nächste Woche unsere Behausung sein soll. Gut ausgestattet, gut im Zustand (brandneue Genua!), sehr bemerkenswert für ein Charterschiff im Alter von immerhin schon 12 Jahren. Die Einschläge im Stevenbereich, verursacht durch unsachgemäße Ankermanöver wollen wir hier mal verschweigen... Während der männliche Teil der Besatzung sich um das Schiff kümmert, ist der weibliche Teil unterwegs, alles zu beschaffen, was Leib und Seele in der kommenden Woche vermutlich zum Wohlbefinden benötigen werden. Schliesslich gibt es auf hoher See ja nichts schlimmeres als Hunger und Durst leiden zu müssen. Aber dann, um 1620 Uhr ist es soweit. Wir starten die Maschine und fahren aus dem Hafen und der Bucht von Gouvia. An diesem Tag stehen das erste Testsegeln des Schiffes und die Eingewöhnung der Crew auf dem Programm. Um 1650 Uhr sind die Segel gesetzt und wir geniessen segelnd den griechischen Herbst mit 25 Grad und Sonne. Das Leben ist manchmal schon richtig hart... Gegen 1830 Uhr liegen wir wieder in der Marina, um den Tag mit einem Anlegeschluck, bei uns YES PLEASE genannt, einem guten Essen und ein wenig Wein in Georges Taverne ausklingen zu lassen.
Früh klingelt der Wecker die Schläfer aus den Kojen. Wir wollen den Tag genießen, was bei der aufgehenden Sonne und Wärme schon morgens kein Problem darstellt. Um 0750 Uhr verlassen wir Gouvia und um 0813 Uhr sind die Segel gesetzt, die Maschine hat für den Moment ausgedient. Fleissige Hände haben während der Ausfahrt schon das Frühstück vorbereitet, was wir gemeinsam im Cockpit einnehmen. Kein Problem, denn der Wind ist eher ein laues Lüftchen und die See glatt. Entlang von Korfu´s Ostküste fahren wir südlich, immer wieder im Wechsel zwischen Maschinenfahrt und Segeln. Jedes Lüftchen wird genutzt, um die Maschine schweigen zu lassen. Aber erst nach dem Mittagessen gibt es guten Segelwind, der uns Richtung Paxos treibt. Das Log zeigt als Spitzenwert 7 Knoten an. FELICITA segelt wirklich gut. Um 1545 Uhr bergen wir vor der nördlichen Zufahrt nach Gaios die Segel. Die südliche Zufahrt haben wir wegen der geringen Wassertiefe und des Tiefgangs unseres Schiffs nicht in Betracht gezogen. Langsam motoren wie durch den idyllischen Naturhafen, bis wir ein netten Liegeplatz an der Kaimauer, etwas abseits der betriebsamen und damit Lärm verursachenden Tavernen gefunden haben. Der Anker fällt auf 4 Meter und wir stecken 50 Meter Kette, bevor wir mit dem Heck zur Mauer kommen. Zwei Achterleinen fest und die Gangway kann ausgelegt werden. Die Truppe teilt sich auf, den Ort zu erkunden, nachdem die Hafenmeisterin stolze 35 Euro für null Infrastruktur außer zwei Eisenringen und der Kaimauer einkassiert hat. Als alle wieder an Bord angekommen sind, ist es 1800 Uhr und Zeit für den Sundowner. Falls sich jemand gefragt hat, warum der Anlegeschluck oder Sundowner bei uns YES PLEASE heißt.... Die Erklärung ist einfach und geht auf die Anfangszeit unserer gemeinsamen Chartertouren, zu Beginn der 80er des vorigen Jahrhunderts zurück. Walter meinte es gut mit uns und wollte uns ein Getränk mischen, also fragte er, ob wir etwas trinken mochten. Die Antwort lautete: YES PLEASE! Er entschied, dass es sich bei diesem YES PLEASE um einen Gin Tonic mit frisch gepresstem Limettensaft handeln sollte. Auch Eiswürfel, sofern vorhanden, waren willkommen. Die einzige Variation bestand in der Ansage, nördlich oder südlich. Nördlich = mehr Gin, südlich = ... Nach wie vor sind alle Beteiligten der Meinung, dass nicht jede Tradition abgeschafft werden sollte und so gibt es bei uns noch immer YES PLEASE und dabei den einen oder anderen Gedanken an Walter, der ihn leider nicht mehr mit uns trinken kann. Anschließend brechen wir auf zum Abendessen in der TAKA TAKA - Taverne, die etwas abseits, aber nicht weniger hübsch versteckt zwischen den Häusern liegt und einen tollen Garten hat, wo wir einen großen Tisch bekommen. Die Bedienung ist super freundlich, schnell und das Essen ein Genuß. Inklusive Vorspeisen, Hauptgerichten sowie Wein und Bier erscheinen uns 150 Euro für acht Personen als durchaus günstig. Auf das Schiff zurückgekehrt, gibt es noch einen Absacker, bevor Ruhe an Bord einkehrt.
Ausschlafen ist angesagt, bis 8 gilt Ruhe an Bord, damit auch der letzte Langschläfer sanft aufwachen kann. Um 0900 Uhr machen wir die Leinen in diesem schönen Hafen los und holen bei strahlendem Sonnenschein den Anker aufs Schiff zurück. Während der Fahrt aus dem Naturhafen gibt es Frühstück. Es ist nur ein kurzes Stück bis zur nächsten Bucht Ak. Lianiskari, wo wir einen Badestopp einlegen wollen. Um 0945 liegen wir im hinteren Ende der Bucht, die wir uns an diesem Morgen mit 2 Seglern teilen, die dort offensichtlich übernachtet haben. Schon beim Ankern fällt auf, dass der Grund dicht mit Seegras bewachsen ist. Da aber kaum Wind geht und wir wieder reichlich Kette gesteckt haben für die 3,5 m Wassertiefe, besteht kein Grund zur Sorge, zumal wir ja nur relativ kurz hierbleiben wollen und auch immer beim Schiff sind. Um 1040 Uhr sind wir schon wieder unter Segeln unterwegs und kreuzen bei 4 Winden aus SSE nach Sicht unserem Tagesziel entgegen. Die normale mittägliche Flaute verschont uns aber auch heute nicht, was allerdings den Vorteil hat, dass wir in Ruhe essen können. Nachmittags segeln wir noch einmal 1,5 Stunden, bevor die Segel für diesen Tag endgültig eingepackt werden und die Maschine uns zum Hafen von Préveza schiebt. Bemerkenswert ist der extrem schlechte Zustand der Fahrwassertonnen vor der Einfahrt in den Hafen. Die Farben lassen sich nur noch erahnen und anhand der Form die Fahrwasserseite zu erkennen, ist auch mehr ein Glücksspiel, da einige Tonnen offensichtlich von größeren "Dampfern" arg deformiert wurden. Hier wäre vielleicht mal ein Ansatz für die EU, Gelder sinnvoll auszugeben... Um 1805 sind wir mit einem Tageslogstand von 52,4 fest vor Anker mit Heckleinen an der Kaimauer dieses netten Städtchens. An diesem Abend ist Essen an Bord angesagt und die Backschafter zaubern leckeres für alle. Bis zur Abfahrt kommt kein staatlicher Geldeintreiber des Weges, so dass sich unsere Zahlmeisterin über ein erspartes Sümmchen freuen kann. Strom und Wasser gibt es hier, übrigens genau wie in Gaios, mittels einer Plastikkarte, wobei es uns in beiden Orten nicht gelang festzustellen, wo man diese Karten erhält, bzw. auffüllen kann.
Und wieder fängt der frühe Vogel den Wurm. Wir müssen leider auf den Rückweg gehen... Das Wetter? Nach wie vor sehr schön, so dass mittlerweile fast alle einen Sonnenbrand bekommen haben. Es ist 0730 Uhr als die Heckleinen gelöst und der Anker geholt werden. Bis kurz vor 8 motoren wir aus dem Hafen durch das freundliche Fahrwasser Richtung offene See. Dann, um 0755 setzen wir die Segel und bis 1214 wird gesegelt. Das Log zeigt 27,27 an, als wir die Segel bergen und die Maschine anwerfen. Grund ist aber nicht der fehlende Wind sondern der Wunsch der Crew, wieder baden zu können. So fahren wir in die Bucht O. Fanári, wo der Anker auf 3,50 fällt. Um 1340 Uhr verlassen wir diesen schönen Platz, der uns zum Übernachten allerdings als zu offen erscheint, und fahren mal unter Maschine, mal unter Segeln wieder Richtung Paxos. Dort möchten wir gern in unserer gestrigen Badebucht übernachten. Aber es sieht schlecht aus. Zahlreiche andere Segler hatten wohl ebenfalls diese Idee. Eine kleine Flotillengruppe erfreut sich ebenfalls der Bucht, so dass an freies Ankern nicht zu denken ist. Wir fahren 70 m - Ankerkette aus und ziehen zwei Heckleinen zum Land, die dort an Bäumen festgemacht werden. Doch schon alsbald zeigt sich, dass das Seegras, welches wir schon auf der Hinfahrt festgestellt hatten, dem Anker keinen Halt gibt. Aufkommender Seitenwind sorgt dafür dass das Schiff Richtung flaches Wasser treibt. Ein zweiter Versuch, den Anker festzubekommen, scheitert ebenfalls. Nach 45 Minuten packen wir also alles wieder ein und verlassen den Platz. Eigentlich hätte es schon längst Abendessen geben sollen. Unsere an diesem Tag zuständige Sterneköchin, Frau Andrea, schafft es trotzdem, bis zu endgültigen Übernachtungsplatz die Nudeln nicht totzukochen und immer noch lecker auf den Tisch zu bringen. Wir fahren also nordwärts, nehmen die Einfahrt nach Gaios, wo wir sehr schnell an Backbord den Anker werfen und uns weit vor dem Hafen mit zwei Heckleinen am Inselufer festmachen. Kein Lärm vom Ort, aber zwischen mehr oder minder dahingammelnden Schiffen auch nicht der schönste Platz. Es ist ja nur für eine Nacht.
Schlag 9 geht die Maschine an und unsere Fahrt aus der Bucht. Bis 0630 war es mucksmäuschenstill, dann hörte man die Autos auf der gegenüberliegenden Straßen zum Fährhafen fahren, ein Geräusch, welches wir in den letzten Tagen nicht vermissten. Um 0940 steht Skippers Rache auf dem Programm. Zum ersten Mal überhaupt bei allen Fahrten ohne jegliche vorherige Besprechung der Vorgehensweise und... es gab keinerlei Katastrophe. Alle waren blitzschnell auf Position und arbeiteten das Thema auch ohne Zuspruch des Schiffsführers wirklich gut ab. Nach zwei Minuten war die unglücklich über Bord gegangene Boje in Form eines Schlauchs aus einem Weinkarton, hübsch mit einem Bändsel zum besseren Bergen verziert, wieder an Bord. Es zeigte sich bei der Übung, dass das Langzeitgedächtnis der Crew nach wie vor völlig intakt ist ;-) Da an diesem Tag kein Lüftchen weht, fahren wir unter Maschine zur Mourtos Bucht, wo wir um 1140 Uhr den Anker fallenlassen und wieder ausgiebig den Badefreuden frönen könnnen. Um 1313 Uhr geht der Anker auf und wir quälen uns mit lauen Winden Richtung Platariás. Um 1600 Uhr sind wir im Hafen fest vor der Kaimauer, die Ankerkette 55 m ins Hafenbecken gelegt und zwei Leinen zum Land. Heute waren es gerade mal 23 sm, die wir gefahren sind. Ganz schön faul, die Truppe. Gleich erschien der Hafenmeister und kassierte für seine Gastfreundschaft 23 Euro. Dass 10 Minuten später der Geselle des Hafenmeisters ebenfalls noch mal kassieren will, wird als Irrtum angenommen und anhand der akkurat geführten Einnahmeliste auch bewiesen. Einige Zeit nach uns manövriert ein Charter-Motor-Katamaran in den Hafen. Dem Skipper schwant nichts gutes, als dieser seinen Anker wirft, aber die Besatzung des Kats ist überaus guter Laune. Da es Holländer sind, handelt es sicher nicht um die Stimmung nach einem großartigen Sieg für die WM-Qualifikation. Eher dürften sie ein oder zwei "Erfrischungsgetränke" zuviel verkostet haben, aber nun gut, es ist ja wirklich sehr warm Abends ziehen wir auf den Wunsch eines einzelnen Co-Skippers in ein Fischrestaurant. Nur will von den anderen niemand Fisch haben. Lediglich der Co bestellt Calamari, die er in einigermaßen verbranntem Zustand bekommt. Auf seine Intervention versucht ihm der Restaurantbetreiber klarzumachen, dass dieses geschmacksfördernd sei, doch unser alter Starrkopf bleibt stur. Zur Strafe bekommt er, lange nach allen anderen, eine frische Portion fritierter "Gummireifen", die seinem Bekunden nach aber dann vorzüglich schmeckten... Warum alle anderen aber deshalb im Fischrestaurant essen mussten verstehe ich bis heute nicht. Die Erklärung mit dem phantastischen Blick auf den Hafen finde ich unbefriedigend, denn ich saß mit dem Rücken zur Aussicht.
Die sinile Bettflucht der Crew hält weiter an. Pünktlich um 0800 starten wir die Maschine, lösen die Leinen zum Land und holen den Anker. Zumindest versuchen wir es. Wie ich es ahnte, haben diese fröhlichen Holländer ihren Anker mitten über unsere Kette geworfen und nun gibt es Salat. Ein Prisenkommando wird mit dem Dinghi zu den Piraten geschickt mit der Bitte, doch ihre Kette bei mitlaufender Maschine und Schraube mal einige Meter zu fieren, damit wir unseren Anker hervorziehen können und ihren nicht aus dem Grund reißen. Die Antwort ist einfach und bis heute denke ich noch darüber nach: Nein, das machen sie nicht. Sie hätten schon den ganzen Sommer über immer wieder mal das Problem gehabt. Wir sollten einfach unseren Anker mitsamt ihrem Geschirr heben und dann ihren Anker wieder ins Wasser werfen, das würde schon alles seine Richtigkeit haben... Hmm. Na wenn sie es so wünschen, schliesslich will man ja auch keinen Stress mit den Liegeplatznachbarn. Wir heben unseren Anker, in dessen Flunke sich freundlich das niederländische Pendant eingehakt hat. Derweil treiben wir bestimmt 5 Meter zurück Richtung Kaimauer, bis wir endlich ihren Anker mitsamt Kette wieder auf den Grund sinken lassen können. Nun noch ein freundlich auflandiger Wind und der Bruch am Kat ist da. Aber egal, wir fahren aus dem Hafen, setzen bei schwachem Wind die Genua und treiben frühstückend durch die Bucht. Immer wieder müssen wir zwischenzeitlich motoren, da der Wind offenbar nicht mehr unser Freund ist. Irgendwann am Vormittag auf halbem Weg nach Korfu, wird die Maschine abgestellt, ein Fender an einen Festmacher gebunden und mitten im Meer ist Badezeit angesagt. Natürlich wurde die Badeleiter vorher runtergelassen und Nils und Jürgen blieben als Wache an Bord zurück. Danach tuckern wir weiter zum Hafen Benitses, der ziemlich verwahrlost erscheint und nicht unbedingt für Schiffe in unserer Größe gedacht ist. Aber wir finden einen Liegeplatz an einem Molenkopf. Versorgung gibt es jedoch keine, weder Wasser, wir sind bereit auf dem letzten Tank, noch Strom. An diesem Nachmittag teilt sich die Truppe. Während die Damen unter Reiseleiter Peter, der mittels Mietauto gekommen ist, zum hochherrschaftlichen Haus von Prinzessin Sissy fahren, sind Jürgen und Jörg-Peter auf der Suche nach einer abendlichen Taverne unterwegs, wobei sie natürlich sofort eine Probeverkostung vornehmen. Nils wandert allein durchs Dorf und der Skipper erholt sich, hocherfreut, mal nicht sprechen oder hören zu müssen, einfach nur dazuliegen und in der Sonne zu faulenzen. Pünktlich zum Sundowner ist die Mannschaft wieder komplett. Zuvor gibt es das obligatorische Mannschaftsfoto. Schließlich muss für die Chronik alles festgehalten werden. Abends geht es in die vorgekostete Taverne - Taverna Benitses, Authentic Greek Cuisine & hospitality, Restaurant Oraies Mpenitses, Tel. 26610 72750, oraiesmpenitses@yahoo.com. Für 9 Personen mit wirklich opulentem Essen guter Qualität und in perfekter Atmosphäre, dazu reichlich Wein, Bier und Ouzo haben wir 170 Euro gezahlt. An Bord zurück kehrt sehr bald Nachtruhe ein.
Um 0800 legen wir ab und fahren langsam entlang der Küste um Korfu-Stadt herum zur Tankstelle in Gouvia. Kein Schiff ist weiter da, so dass wir direkt 102 Liter Diesel nachfüllen können. Als Tipp für alle nachfolgenden Segler: Es lohnt sich, bereits früh am Morgen in Gouvia kurz ranzufahren, nachzutanken und dann noch einmal im dortigen Bereich zu segeln. Nach unserer Berechnung haben nachmittags teilweise Wartezeiten von einer Stunde vor der Tankstelle geherrscht. Auch hier ein Dank an Segeln und Mehr für diese Information vorab. Zwischen 1005 und 1543 segeln wir noch einmal durch den Tag, ein schöner Abschluß der Reise, auch wenn sich das Wetter geändert hat, vielleicht ist Petrus ja auch nur traurig, dass diese komisch lustigen Vögel aus Deutschland jetzt wieder packen und abdüsen. Um 1606 liegen wir im Hafen vor zwei Moorings und zwei Heckleinen zum Land. Das Dinghi wird an Deck gehievt, denn es ist für den nächsten Tag schwerer Sturm vorhergesagt. Anschliessend erfolgt die völlig problemlose Schiffsrückgabe, auch ein Dank an Detlef. Den Abend verbringen wir schwatzend an Bord und versuchen, die Vorräte möglichst heftig zu dezimieren, was nicht wirklich erfolgreich verläuft, na zumindest der Ouzo, das Bier und der Wein sind getrunken. Damit endet die 24. Reise und wir sind uns einig, eine geht noch, die wirklich letzte. Wohin? Karibik steht im Raum. Na schauen wir mal. Bis dahin fliesst noch 24 Monate lang viel Wasser alle möglichen Flüsse dieser Welt hinunter.
Um 0630 Uhr ist Wecken, ein letztes gemeinsames Frühstück, Aufklarieren und pünktlich um 0845 Uhr heißt es "Bye-bye FELICITA" und wir fahren zum Hafen/Flughafen, wo sich unsere Wege zunächst trennen: Nach Italien, Afrika, Düsseldorf/Essen, Berlin. Danke meiner Crew für diese schöne Reise.