Törnbericht von Dietrich Oberg Mit der Forch Cock Crew in den Kykladen 2002 Anreise und Bootsübernahme Da der Flieger der OA morgens am München ging, war es nahezu selbstverständlich, sich bereits am Vorabend aus Forchheim und Karlsruhe mit den Münchnern zusammenzufinden und einen zünftigen WarmUp im Kunstpark Ost zu veranstalten. Nähere Details dazu bleiben geheim. Der Link muß genügen ! In Athen angekommen erwies sich der Transport mit dem Schnellbus 96 nach Kalamaki als die beste und günstigste Variante (p. Per. 2,90 EUR). Der Busfahrer ließ die Segler gar am nördlichen Ende der Marina raus (noch hinter der 1st Kalamaki Bushaltestation), damit der Weg nicht so lang ist. In der Marina wurden wir von diensteifrigem Servicepersonal überrollt. Da wir eigentlich von einem befreundeten Griechen erwartet wurden, der uns auch sofort die Taschen zum Weitertransport ins Auto lud, wurden die beiden anderen Fahrer, die für sich reklamierten, von der Charterfirma zu sein und für uns zuständig zu sein etwas irritiert betrachtet. Als sich das Chaos lichtete, hatte sich zumindest einer der Fahrer die "Food supplier" geschnappt und war mit denen zum Einkauf unterwegs. Da die beiden Jungs jedoch nicht ganz dumm waren, haben sie den Braten in einem teuren Tante Emma-Laden schnell gerochen, einige Getränke zu überhöhten Preisen erworben und dann, zurück in der Marina mit Dimitri den richtigen Einkauf in günstigem Supermarkt angegangen. Die Bootsübernahme verlief ruhig und souverän. Sowohl der Eigner Christian als auch der Verantwortliche der Basis Yachting Power taten alles, was getan werden musste, um das Boot zu übergeben und die Sicherheit zu vermitteln, dass alles vorhanden ist. Das besondere an der "Aesop" war, dass es ihre Jungferncharter war. 1. Tag Gegen 19h war wirklich alles an seinem Platz, der Wind stimmte, die Crew war heiß, so daß nichts mehr fehlte, den Anker aufzuholen. Zu Anfang war geplant, zum Warmlaufen direkt westlich die Insel Aegina anzusteuern (ca. 18nm) und dort die Nacht im Nordwesten zu verbringen. Glücklicherweise drehte der Wind auf NW, so daß südliche Kursänderung notwendig wurde und plötzlich die einhellige Meinung vorherrschte, daß nach guter alter Tradition die erste Nacht durchgesegelt wird. Das lief auch bis kurz vor 5h sehr gut, als der Wind einschlief und bis zum Ankern an der Mole von Kythnos/Mericha nicht wieder hervorkam. Dort war alles noch sehr verschlafen und wenn überhaupt mit sonntäglichen Vorbereitungen auf die Karwoche beschäftigt. Es gab ein erste Frühstück und kurz vor Mittag stärker werdende Winde (bis 4-5), die sofortiges Ablegen geradezu erzwangen. Die Konsequenz war ein wunderschöner Schlag weiter nach Livadi auf Serifos, wo kurz nach 18h bei starkem Wind zuerst ein Ankermanöver einigermaßen gelang, dann aber im Einvernehmen mit Nachbarskipper Klaus ein Mole-längsseits Päckchen gebildet wurde, um die Nacht ruhiger genießen zu können. Info zu Livadi Keine Liegegebühr, keine Kontrollen - nicht bekannt, ob das die Regel ist Vom Anleger rechtsherum ca. 400m immer am Strand entlang gibt es eine sympathische Taverne "Stamatis" mit fairen Preisen (155,00 EUR/9 Pers. E+T) landestypisch und gut. Bei wärmerem Wetter sitzt man draußen direkt am Wasser mit Traumaussicht. Im touristischen Teil, näher am Anleger gibt es die Musikkneipe von Popi Galanou "Agria Menta Kath Mpar". Popi, Ntina und Jouanna mit DJ (Musik-Freak). Wenn man dort einen schönen Abend verleben will, muss man sich nur zuerst zögerlich ("Lasst uns nur noch nen Absacker nehmen") der Atmosphäre annähern. Wer dann in der Musik (welche Richtung auch immer) was findet, erlebt vielleicht auch, wie Ntina um 1h früh ekstatisch ihren Bauchnabel kreisen lässt (Nicht traurig sein, wenn mal eine andere Schicht Dienst hat !). 2. Tag Nach reichhaltigem Frühstück ging kurz nach 10h der Anker auf Kurs Milos. Da nach einiger Zeit alle der Meinung waren, die Szene müsste noch einmal gedreht werden, machten wir mittags wieder an der Mole Livadi fest. Es ist nur ein Gerücht, daß das sein musste, um in Popis Bar vergessene wertvolle Fotoapparate zu holen. Wir wollten uns nur noch einmal mit einem fränkischen Bierkrug als Gastgeschenk für den schönen Abend bedanken. Letztlich schaukelten wir bei mäßigen bis frischen Winden (2-4) bis 20h nach Milos/Armos rüber und machten dort (wie im übrigen überall) vor Buganker an der Mole fest. Auf diesem Schlag hat sich zum ersten Mal gezeigt, dass der sicherste Weg, abflauenden Wind wieder zu wecken, das Hervorholen von Kartenspiel und Würfeln ist, um eine Runde 'Tuppen' zu spielen. Info zu Armos Keine Liegegebühr, keine Kontrollen - nicht bekannt, ob das die Regel ist Von der Mole immer rechts der Bucht folgend fanden wir die Taverne "Navagio". Dort hatten wir in gediegener Atmosphäre tollen frischen "Red Snapper" mit vielen Vor- und Beispeisen und Getränken (168,00 EUR/9 Pers. E+T). Bei wärmerem Wetter sitzt man draußen direkt am Wasser mit Traumaussicht. 3. Tag Wieder gegen 10h ging der Anker hoch und der kräftige Westwind schickte uns auf zur Ostseite der Insel. Dort wurde in einer Bucht, die romantisch mit einem Zementwerk gezeichnet ist und einen unerwarteten stopp um 13:30h eingelegt (Wasser 18° C). Da es allen nicht wirklich aufs Baden und die romantische Stille ankam, wurde noch am Strand Ios als abendliches Ziel auserkoren und dann ab 15h auch bei stärker werdendem Wind angesteuert. Der gute und immer wiederkehrende Wind war auch schuld daran, dass nie wirklich das Bedürfnis aufkam, Land und Leute mehr als notwendig kennenzulernen. Zu vereinbarten wir zwar nachts in Ios Port locker das Anmieten von 9 Vesparollern für den nächsten Morgen, um zu den Bimssteinbuchten zu fahren, aber das sollte - wiederum wegen des immer stärker werdenden Windes - nie in die Tat umgesetzt werden. Info zu Ios Es lohnt sich, einmal zur Kirche gegenüber dem Anleger zu spazieren. Gegessen haben wir, weil wir einfach auch zu faul waren, nach Alternativen zu suchen, bei Nina Hansen im "Cafe Cyclades". Der Reiz war, dass es Mexican Fejita 'all you can eat' gab. Da es mitten im Hafen touristisch gelegen war, war dies auch kostenmäßig unser Highlight (220,00 EUR/9 Pers. E+T) 4. Tag Morgens ging es jetzt immer früher raus, da inzwischen das Boot so eingefahren war, dass die Rekordjagd auf die Höchstgeschwindigkeit im vollen Gange war und die einzelnen Wachen konkurrierten. Um es vorwegzunehmen, Pantry-Pit sollte der kMax mit angezeigten 10,48 kn gelingen, eine Tatsache, die zum Abschluß noch einmal aufgewertet wurde durch die ahnungslose Antwort des Übernehmenden Agenten und Skippers auf Paros, daß man dieses Schiff, wenn man gut segelt, durchaus über 9 Knoten bringen könnte. Wir ließen uns also auf Aeolus Flügeln über die ägäische See schießen und landeten gegen 18h auf Amorgos, einer sehr stillen Insel. Info zu Amorgos Wir sind einmal um die Bucht herumgelaufen und haben in der ersten Taverne auf der anderen Seite wiederum sehr gut gegessen, diesmal eine Auswahl kleinerer frisch gefangener Fische mit Zuspeisen nach Wahl und eisgekühlten "Mythos", einer der lokalen Biersorten (119,00 EUR/9 Pers. E+T). 5. Tag Am fünften und letzten richtig großen Segeltag machten wir noch einmal einen langen Schlag nach Naxos, wo alle Tricks mit und ohne Reff, Gewichtsverlagerungen, Schotenzupfen etc... in Waagschale geworfen wurden, um vielleicht doch noch die 11 auf der Logge zu entdecken. Naxos hat eine winzige Marina, die zu großen Teilen bereits von lokalen Schiffen belegt ist. In der Hochsaison dürfte es unmöglich sein, darin zu ankern. Wir haben uns knapp vor die Coastguard geschummelt und lagen dort perfekt. Info zu Naxos Es bleibt einem kaum etwas anderes übrig, als den Sonnenuntergang am Tempel des Apollo mit anzuschauen. Auch die Tavernenvielfalt ist unbeschreiblich und kein Exemplar hervorzuheben, da wir Restvertilgung an Bord gemacht haben. Für die spätere Nacht gäbe es noch die Empfehlung nach der Musikkneipe "Jam" zu suchen (vom Anleger rechts ca. 300m, bevor die Straße halblinks hoch geht, scharf links in das Gassengewimmel schauen). Der Kneipenname ist Programm und keiner sollte sich wundern, wenn er sich nachts um 2h mit Rythm Sticks statt Cocktail in der Hand wiederfindet. 6. Tag Langsames Aussegeln nach Paros war angesagt und auf dem Weg dorthin musste einfach die Bucht von Naoussa mitgenommen werden, die an ihrer Nordseite den "Monastiri Club" mit einem kleinen, aber feinen Sandstrand beherbergt. Dort zu ankern und dann auf den Liegestühlen auf die mittags herbeiströmende griechische Jugend zu warten, das hat Karibik-Feeling. Letztlich mussten aber auch die finalen 6 Meilen in den Hafen Parokia bewältigt werden. Um uns zu besänftigen wurde der Wind etwas schwächer, aber die Segel gingen erst zwei Kabellängen vor dem Anleger runter, wo pünktlich 18h der zum Transfer nach Athen bereitstehende Skipper mit einem Kollegen das Schiff übernahm und uns in unser Hotel einwies (das war ein Sonderfall, weil die Nachfolgecharter auf Grund eines Mißverständnisses in Athen stattfand, wir davon aber nichts wussten). Der Checkout ging ähnlich souverän und problemlos über die Bühne. Wir hatten alles, was uns bei dieser Jungfernfahrt aufgefallen war notiert und dem Eigner übermittelt, es gab keine Schäden und/oder Verluste und so nahmen wir wehmütig Abschied von "unserem" Schiff und schauten den beiden nach, wie sie - kitschromantisch - in die untergehende Sonne hinaussegelten auf die 100 nm nach Athen. Info zu Paros/Parokia Wir aßen im "Albatros", von der Windmühle hinter dem Fähranleger noch ca. 150 m weiter an der Wasserfront. Es war wieder sehr gut, sehr variantenreich und sehr reichhaltig! tolle Atmosphäre. Danach lohnt sich ein Spaziergang durch die verwinkelten Gässchen mit Labyrinthcharakter und Verirrrisiko. Und wenn man dann, so wie wir, zum griechischen Karfreitag dort ist, bekommt man um Mitternacht noch die Prozession und das begleitende Sirenengeheul der Fähre mit. Rückreise Langes Ausschlafen und gemütliches Kaffeetrinken taten uns gut. Um 11:30h standen pünktlich die am Vorabend bestellten drei Taxen da, um uns zum Festpreis von 10 EUR zum Aerodrom von Paros zu kutschieren. Dieses ist eine kleine Sensation für sich, wobei klein dabei durchaus wörtlich zu nehmen ist. Wir hatten einen lockeren Check-In und konnten danach quasi auf dem Rollfeld Karten spielen, bis unser 18-Sitzer aus Athen eintrudelte, um uns dahin wieder mit zurückzunehmen. Ein letzter Blick aus den Kabinenfenstern hinunter auf unsere Route und alle schworen sich, daß wir dahin noch einmal wiederkommen werden!