Kaprije - Marina Frapa
Tag 6 am 7 Sept., 2017
Heute ist Wind angesagt. Bis 5 Bft.und ordentlich Seegang. Die Newbies werden entsprechend gebrieft und der Aufenthalt an Deck wird heute nur mit Schwimmweste erlaubt.
Ich freue mich riesig, endlich wird mal richtig gesegelt. Aber wie werden sich die beiden Schwestern schlagen? Sind sie seefest? Wenn nicht, was dann? Um nicht zu spät in Split zu sein, müssen wir ordentlich Meilen machen heute.
Zum Glück haben beide überhaupt keine Probleme. Im Gegenteil! Sie haben richtig Spaß daran, dass das Schiff ordentlich stampft und krängt.
Hinderlich ist allerdings, dass wir kreuzen müssen und kaum Fahrt über Grund machen.
Unser Tagesziel ist eigentlich die Bucht Uvala Kanica, wo wir im Restaurant Lanterna essen gehen wollen.
Es wird aber schnell klar, dass wir das nicht schaffen werden, zumal die Mädels irgendwann beginnen, die hohen Wellen nicht mehr wirklich lustig zu finden. Die Dosis macht das Gift! Darüber hinaus haben wir inzwischen deutliche 6 Bft.
Ich entscheide mich, küstennah weiterzufahren. Ich hoffe, dass durch die landseitige Abschattung die Dünung geringer ist und damit die Damen zufriedener sind.
Die Rechnung geht auf. Küstennah ist der Wind immer noch kräftig, aber das Stampfen hat ein Ende und wir fräsen mit fetten 8 Knoten über Grund über das Wasser.
Trotz allem sind wir lange unterwegs und entschließen uns, mal wieder die Marina Frapa anzusteuern, da jeder von uns eine schöne Dusche vertragen könnte und wir essen gehen wollen.
Als wir Rogosnica bereits deutlich in Sicht haben, entdeckt Julia, dass wir unseren Kugelfender verloren haben! Wir sehen ihn eine halbe Meile hinter uns treiben.
Sie schlägt vor, ihn aufzugeben, da es zu unruhig ist und wir außerdem mitten in einem Regattafeld fahren.
Ich allerdings erwidere, dass das die perfekte Gelegenheit für ein MOB Manöver ist. Bei ruhiger See kann das jeder, aber bei rauer See muss ich auch einen havarierten wieder an Bord holen können.
Ausserdem ist es Wilson! Unser Kugelfender hat nämlich einen Namen. Entstanden ist er, weil ich diverse Male bereits Einhand gesegelt bin und ich ausser dem Kugelfender keinen Gesprächspartner hatte. In Anlehnung an den Film Castaway mit Tom Hanks, habe ich den Kugelfender Wilson getauft (im Film war es ein Volleyball.
Ich kann die Damen also überzeugen, dass ich, solange ich die Verantwortung trage, niemand (auch nicht Wilson) auf dem Meer zurücklassen werde.
Wir drehen um und stellen fest, dass es bei dieser rauen See gar nicht so einfach ist, Wilson einzufangen. Diverse Male brechen wir ab, weil eine Regattayacht angebraust kommt und wir wollen auf keinen Fall die Regatta stören, weil wir einen Fender einsammeln wollen!
Ich begrabe schließlich das Vorhaben, das MOB Manöver unter Segeln zu fahren und starte den Motor.
Schließlich ist Wilson wieder an Bord und er wird mit großem Applaus empfangen...
Sollte man jedenfalls glauben, es wäre genug Aufregung gewesen für diesen Tag, der irrt.
Wir laufen in die Marina ein und nach Funkkontakt erfahre ich, dass wir mit dem Anlegen warten müssen, bis die Regatta beendet ist und alle Regattaboote am Transitpier festgemacht haben. Das dauert!
Wir reihen uns in die Schlange der wartenden Yachten ein und fahren eine knappe Stunde im Kreis.
Schließlich sind wir an der Reihe und können mit dem Anlegemanöver beginnen. Der Wind ist immer noch sehr böig und wir haben satte 25 Knoten von der Seite, was das rückwärts einparken nicht wirklich erleichtert.
Zum Glück weiß ich, wie es geht, aber ich sollte trotzdem meinen Meister finden...
Ich fahre rückwärts in die Parkbucht und peile die Yacht im Lee an, um mich dort anzulehnen, bis die Leinen fest sind. Der Bug ist andernfalls nicht gerade zu halten bei dem starken Wind. Es klappt gut, nachdem die Luv-Achterleine fest ist, dampfe ich ein, damit ich den Bug wieder gerade ausrichten kann. Ich brauche fast volle Power, um die Nase wieder gerade zu kriegen. Nun übergibt der Mariniero Julia die Luv-Mooringleine, die sie nach vorn ausbringt. Der Mariniero spannt aber dummerweise die Mooringleine und durch die starke Strömung befürchte ich, dass die Leine dem Propeller zu nahe kommen könnte. Ich rufe dem Mariniero mehrfach zu, die Leine fallen zu lassen, damit sie absinken kann und nur am Bug angehoben wird.
Er hört nicht auf mich, zieht die Leine ein weiteres Mal und ich merke an der Drehzahl des Motors, dass sie beginnt, sich im Propeller zu verfangen. Ich kuppel sofort aus und damit ist das Geradehalten des Bugs Geschichte. Am Bug hilft nun ein Motorboot mit Leine, den Bug unserer Yacht wieder gerade zu richten, damit es sich nicht in das Nachbarboot drückt. Man glaubt nicht, was 25 Knoten von der Seite für Kräfte freilässt!
Schließlich ist das Boot an Luv fest und wir können die Leeleinen festmachen.
Ich bin stinkesauer, da ich nicht weiß, wie der Zustand des Propellers ist und es mir nicht in den Kopf geht, mit so viel Akribie dafür zu sorgen, dass diese Mooringleine im Propeller landet! Der Mariniero entschuldigt sich, aber das hilft mir auch nicht weiter.
Ich entschließe mich, selbst nach dem Propeller zu sehen und tauche unter das Boot.
Die Mooringleine hat sich natürlich mehrfach um den Propeller gewickelt. Ich hoffe nur, dass ich rechtzeitig ausgekuppelt habe, damit keine Leine in den Schaft geraten ist, dass würde einen neuen Propeller bedeuten, da eine Unwucht entstehen würde, die das Getriebe schädigen könnte.
Ich bin jedenfalls bedient. Den Rest des Abends finde ich nicht wirklich zu meiner guten Laune zurück. Die Yachten, die ich übernehme, behandele ich wie meinen Augapfel und ich bin beleidigt, wenn das andere nicht auch tun. Fehler passieren, aber dieser war unnötiger als ein Kropf.
Ich vereinbare einen Termin mit einem Tauchteam für 8 Uhr morgen früh. Dann wird sich rausstellen, ob ich schnell genug war, oder ob es einen Schaden gibt...